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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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ich einem Unschuldigen so lange zusetzte, bis er etwas gesteht, was er gar nicht begangen hat. Dazu wäre ich nämlich durchaus in der Lage! Ich habe die Pflicht, die Wahrheit herauszufinden, und nicht wahllos durch die Gegend zu vergelten, bis ich zufällig den Richtigen erwischt habe. Dafür muss ich mich vor niemand anderem als ihm verantworten.«
    Er schüttelte enttäuscht den Kopf. »Wenn aus der Ecke, aus der du diesen Musiol jetzt gezaubert hast, noch weitere Namen zu erwarten sind, ist dies deine allerletzte Chance, sie mir mitzuteilen. Solltest du erst morgen wieder von so einem Geistesblitz umgerannt werden, lege ich mein Mandat auf der Stelle nieder. Das solltest du wissen.«
    Die anderen Boten bemerkten die in der Luft liegende Spannung und versuchten, so unbeteiligt wie möglich zu tun, indem sie angestrengt die Nährwertangaben auf ihren Lebensmittelpackungen studierten.
    »Da gibt es niemanden mehr. Versprochen.«
    Gregor nickte. »Das kann ich in deinem Interesse nur hoffen. Also schön. Wir werden mal abwarten, was uns dein Freund morgen früh zu erzählen hat. Wenn von ihm auch nichts kommt, werde ich ihn mal mit dieser Musiol-Nummer konfrontieren.«
    Kamp machte Sitz und versuchte, seine Zerknirschtheit wegzuhecheln.
    »Mich würde ja interessieren, wer mir diesen Hinweis gegeben hat. Vielleicht ist das ja auch nur der Versuch, uns auf eine falsche Fährte zu locken«, spekulierte Kamp.
    Gregor wirkte überrascht und zog die Augenbrauen nach oben. »Da sagst du ja was! Das hab ich noch gar nicht in Erwägung gezogen.«
    Für einen Moment dachte er angestrengt nach und massierte sich die Stirn. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Nein, glaub ich nicht. Nur er und die Domestiken wären fähig, dich träumen zu lassen. Ich denke, wir können diesem Hinweis trauen. Was auch immer er bedeuten mag.«
    »Was meinst du damit jetzt wieder? Das liegt doch wohl auf der Hand! Musiol serviert mir den mit Drogen versetzten Tee, damit ich ihn trinke, einen netten kleinen Film drehe und mir einbilde, ich bräuchte mehr Insulin. Ich hasse es, das zuzugeben, aber das hat dieser Dreckskerl auch geschafft. Er wollte meinen Tod und hat ihn bekommen. Was gibt es da noch groß zu überlegen?«
    Gregor hob beschwichtigend die Hände. »Nicht so voreilig. Bis gerade eben hast du den Typen nicht mal erwähnt, und jetzt ist er direkt die personifizierte Schuld? Diesen vermeintlichen Traum sollten wir auf keinen Fall zu wörtlich nehmen. Ich glaube eher, er soll uns nur die Richtung weisen. Überleg doch mal, wenn es so einfach wäre, dass er oder ein Domestik mal eben einen als Traum getarnten Hinweis raushaut, und alles ist klar, dann wären Boten wie ich vollkommen überflüssig.«
    Kamp sah hilfesuchend zu den anderen Boten und schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Da gibt es eine höhere Macht, die mehr weiß als wir beide zusammen. Warum sollte sich diese Macht ausgerechnet Musiol rauspicken, den wir bisher ja beide nicht auf dem Schirm hatten, wenn er es dann gar nicht war?«, fragte er aufgebracht.
    Gregor kniete sich zu ihm nieder. »Natürlich ist es durchaus möglich, dass er trotzdem schuldig ist. Es kann aber genauso gut bedeuten, dass er zwar etwas damit zu tun hatte, aber letztlich nicht der Täter ist. Und es kann auch durchaus sein, dass du selbst für Musiol verantwortlich bist. Irgendjemand musste dir den Tee servieren, und unterbewusst hast du dich für jemanden entschieden, den du nicht magst. Vorerst sollten wir es einfach nur als Wegweiser sehen.«
    Erneut gähnte Gregor herzhaft. »Und jetzt würde ich vorschlagen, wir ruhen uns den Rest des Tages aus und gehen morgen Vormittag erst mal zu deinem Freund.«
    »Wie wäre es, wenn wir uns Musiol heute schon mal vorknöpfen? Oder hältst du das für keine gute Idee?«
    Der Bote verzog widerwillig das Gesicht und seufzte. »Doch, du hast recht. Aber erst mal muss ich mich etwas hinlegen. Dieser menschliche Körper macht mich jedes Mal wieder fertig, ich bin müde wie ein Hund… ohne dir zu nahe treten zu wollen. Wann hat der Typ Feierabend?«
    »Meistens haut er pünktlich um halb fünf ab.«
    Gregor sah auf die Uhr und gähnte erneut.
    »Weck mich bitte in zwei Stunden, dann sehen wir weiter.«

Der Drogenbaron
     

     
     
    Das war mal wieder einer dieser Tage, an denen sich die Zeit beharrlich weigerte, zu vergehen. Es war nicht so, dass er nichts zu tun hatte, um diesen Vorgang etwas zu beschleunigen. Er hatte nur keine Lust, sich mit

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