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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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das Warum kann man nur spekulieren«, sagte Gregor nachdenklich.
    Kamps Alarmglocken klingelten erneut Sturm. Der Bote log. Zumindest sagte er nicht alles, was er wusste. Gregor hatte eine Ahnung, warum er diesen Hinweis erhalten hatte, das stand für Kamp außer Frage. Er hielt es jedoch für eine schlechte Idee, den Boten offen der Lüge zu bezichtigen, zumal ihn eine andere Frage viel mehr beschäftigte. Was genau sollte an diesem vermeintlichen Traum ein Hinweis gewesen sein?
    »Erzähl mir alles von deinem Traum. Lass kein noch so kleines Detail aus, auch wenn es dir unwichtig oder absurd erscheint. Alles, an das du dich erinnern kannst, könnte von großer Bedeutung für uns sein.«
    Kamp versuchte mit den Schultern zu zucken, stellte fest, dass einem Hund diese Fähigkeit fehlte, und rekonstruierte seinen Traum.
    Die vier Boten klebten ihm an den Lippen, beziehungsweise dort, wo sich unter anderen Umständen Lippen befanden, und kniffen angestrengt die Augen zusammen. Einer griff sich die Tüte mit den Nachos und knabberte sie ganz nebenbei, wie im Kino bei einem besonders spannenden Film, halb leer, ohne es richtig zu bemerken.
    Nachdem Kamp seine Ausführungen beendet hatte, sah Gregor ihm wieder direkt in sein Innerstes und wirkte angespannt.
    »Dieser Musiol aus deinem Traum, was ist das für einer?«
    »Einer aus unserer Controlling-Abteilung, hatte nicht so arg viel mit ihm zu schaffen. Wir funkten nicht auf der gleichen Frequenz.«
    Das Gesicht des Boten blieb angespannt.
    »Aha! Könnte man vielleicht sogar sagen, dass ihr euch nicht mochtet?«, fragte er beiläufig.
    »So würde ich das nicht sagen. Zumindest von meiner Seite nicht. Tibbe hat mir kurz vor meinem Tod aber noch erzählt, dass er ihm wohl mal anvertraut hat, mich nicht…«
    Kamp starrte den Boten an und verdrehte die Augen. »Au Scheiße.«
    »Nicht was?«
    Kamp seufzte erschöpft. »Er hat ihm gesagt, dass er mich nicht leiden kann.«
    Der Bote gab sich keine besondere Mühe, ruhig zu bleiben. »Ich bin etwas verwirrt. Hatte ich dich nicht gebeten, jeden noch so kleinen Vorbehalt gegenüber einem deiner Kollegen zu erwähnen? Hast du nicht gestern noch zu mir gesagt, dass du mit niemandem nennenswerte Probleme hattest? Und jetzt auf einmal kommst du puppenlustig damit um die Ecke, dass es da jemanden gibt, der bereits offen zugegeben hat, dich nicht leiden zu können? Warum kann er dich nicht leiden?«
    »Das ist etwas kompliziert. Er…«
    In dem Moment, wo er es aussprach, wusste Kamp, wie lächerlich er sich mit dem Ende des Satzes vor dem Boten machen würde.
    »… konsumiert gelegentlich Drogen. Er raucht Joints… trinkt also vielleicht auch schon mal einen Haschtee. Was er sich noch alles einwirft, weiß ich nicht. Einmal, als er mich noch nicht so gut kannte, hat er mir in einer Kneipe mal einen andrehen wollen. Darüber war ich dann nicht so begeistert und hab ihm das auch zu verstehen gegeben. Ich finde es ja etwas kleinlich, aber seit dem Tag hatte ich bei ihm dann wohl verwachst.«
    Gregor fuhr sich mit den Fingern durch seine fettigen Haare. »Er hatte einen drogenkonsumierenden Kollegen, der ihn nicht mochte, und verliert kein einziges Wort darüber. Fast möchte ich meinen, dass ich gerade träume.«
    Kamp senkte den Kopf und kam sich sehr töricht vor. Gregor hatte natürlich mal wieder recht. Er konnte sich selbst nicht erklären, wie er das vergessen konnte, zumal es ihm doch so widerstrebte, die eigene Schwester auf der Liste der als Mörder in Frage kommenden Personen zu wissen. Jeder weitere Verdächtige mit plausibleren Ambitionen konnte nur dazu beitragen, dass Gregor von dieser lächerlichen Idee abließ.
    Kamp ertappte sich bei dem Gedanken, dass er es nicht mal würde wissen wollen, wenn Heike tatsächlich etwas damit zu tun hatte.
    »Da habe ich wohl Mist gebaut?«, druckste er kleinlaut herum.
    Gregor starrte ihn nur mit ausdrucksloser Miene an.
    »Es tut mir leid. Das meine ich ernst. Ich habe nicht richtig nachgedacht.«
    Gregor verzog keine Miene, und Kamp wurde immer kleinlauter.
    »Vielleicht wollte ich auch nur nicht wahrhaben, dass ich es mit meinem Verhalten geschafft habe, jemanden zu einem Mord zu verleiten«, gestand er schließlich.
    »Mein lieber Thore«, sagte der Bote mit einer Gefahr verheißenden Ruhe. »Allein die Tatsache, dass du einen Verdacht äußerst, bedeutet noch lange nicht, dass ich den Genannten direkt zur Rechenschaft ziehe. Es würde sich auch für mich negativ auswirken, wenn

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