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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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den Rest des Tages. Es ist nicht erforderlich, dass du überall dabei bist. Es macht natürlich mehr Spaß, wenn du dabei bist, aber ich komme auch ohne Weiteres allein zurecht. Lass dich von den Jungs mit Tee und anderem Schnickschnack abfüllen, schlaf dich noch mal richtig aus. Wenn wir wieder im Jenseits sind, ist es damit erst mal für längere Zeit vorbei.«
    »Abgesehen davon, dass das eine blöde Idee ist, wie glaubst du, mich dazu überreden zu können?«
    Gregor räusperte sich.
    »Oh, ich muss dich gar nicht überreden. Ich werde etwas machen, bei dem du mir gar nicht helfen kannst. Du wirst zwar etwas Interessantes verpassen – tut mir leid, dass ich dir das auf die Nase binde –, aber es geht wirklich nicht anders.«
    »Du willst wirklich ohne mich weitermachen?«
    Gregor wirkte verlegen.
    »Ja… nein. Eigentlich will ich das nicht unbedingt. Aber du bist ganz eindeutig erschöpft, das merke ich. Vielleicht habe ich unterschätzt, was alles auf dich einstürzen wird, während wir versuchen deinen Tod aufzuklären. Vielleicht war der Rat, den dir dieser Bote von der Anmeldung gegeben hat, gar nicht so verkehrt. Weißt du, normalerweise kommen die Seelen, die meine Hilfe in Anspruch nehmen wollen, tatsächlich erst zu mir, wenn seit dem Abstreifen ihrer sterblichen Hülle schon ein bisschen mehr Zeit ins Land gegangen ist. Du bist praktisch sofort zu mir gekommen und damit die große Ausnahme.«
    Kamp sah ihn skeptisch an. »Kein Witz? Kein gemeiner Versuch mich zu beschwichtigen, damit du deine Ruhe hast?«
    »Nein, verdammt! So eilig wie du hat es sonst niemand. Dafür hast du dich bisher übrigens ausgesprochen gut gehalten, und ich glaube dir sofort, dass du es trotz aller Erschöpfung bis zum Ende mit mir zusammen durchziehen würdest. Aber für das, was ich als Nächstes vorhabe, kann ich dich wirklich nicht gebrauchen.«
    Kamp nickte. »Verstehe. Also schön, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    Kamp stellte sich auf alle viere und wedelte mit dem Schwanz. »Ich möchte dich bitten, dass du noch mal mit mir zum Friedhof gehst.«
    Der Bote zog die Augenbrauen hoch. »Du willst dein eigenes Grab sehen?«
    »Unbedingt!«
    Gregor legte die Stirn in Falten und wusste nicht, was er denken sollte. »Du bist wirklich ungewöhnlich. Das hat bisher noch keiner gewollt. Aber meinetwegen, abgemacht.«
    Kamp vollführte einen kleinen Freudenhopser und trippelte zur Tür.
    »Dann lass uns gehen.«
    »Nein! Halt. Nicht jetzt und nicht heute. Ich muss heute durchziehen, was ich mir vorgenommen habe. Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Tag der richtige ist.«
    Kamp drehte sich langsam um und schaffte es, nur mit den gestischen Möglichkeiten eines Hundes, gelinde Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen.
    »Dein Gefühl sagt dir das?«
    Es klang geringschätziger, als er es beabsichtigt hatte, wie ihm, noch während er es sagte, auffiel.
    Natürlich fiel es auch dem Boten auf.
    »Jetzt mach aber mal ‘nen Punkt! Ich bin seit zweihundertachtzig Jahren Bote. Wenn mein Gefühl mir so etwas sagt, dann kann ich mich da blind drauf verlassen. Zweifle bitte nie wieder mein Gefühl an! Das ist mein wichtigster Verbündeter.«
    Kamp senkte den Kopf ein wenig. »Schon gut. Entschuldige. Was genau hast du eigentlich vor?«
    Gregor setzte ein breites Grinsen auf.

Kriminelle Energie
     

     
     
    Stefan Bindernagel war ein Nervenbündel.
    Seit diesem Morgen vor etwa zwei Wochen ging es langsam, aber beständig bergab mit ihm. Seit dann aber vor einem Tag auch noch dieser komische Kerl auftauchte, der mit ihm über den Tod von Thore Kamp reden wollte, raste er dem felsenverseuchten Talgrund mit Schallgeschwindigkeit entgegen.
    Der Knabe hatte zwar behauptet, nicht von der Polizei zu sein, aber verdammt noch mal, wenn er kein Bulle war, was denn dann? Bindernagel entschied, ihm diese Behauptung nicht abzukaufen, was zu einer regelrechten Paranoia führte. Er fühlte sich beobachtet und beschattet, ständig und überall.
    Dreimal hatte er seit seiner Begegnung mit dem mysteriösen Fremden alle Elektrogeräte in seinem Haus auf links gedreht und nach so etwas wie Wanzen oder versteckten Kameras gesucht – freilich ohne welche zu finden. Ständig sah er aus dem Fenster, sowohl an seinem Arbeitsplatz als auch zu Hause, auf der Suche nach verdächtigen Fahrzeugen, mit einem oder mehreren Anzug tragenden Observierern, die Kaffee trinkend und Donuts essend – er liebte Hollywood-Krimis – darauf lauerten, dass er

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