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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Schwester glaubt nicht daran, dass er sie freiwillig eingenommen hat.«
    »Das ist eigentlich auch kaum vorstellbar. Aber es wurden doch keine Spuren für eine körperliche Auseinandersetzung gefunden, oder?«
    Gregor schüttelte den Kopf.
    »Wie sollen sie also bitte in ihn hineingelangt sein?«
    »Nun, genau das möchte ich ja herausfinden. Ich habe da ein paar Theorien, reine Spekulation natürlich. Er könnte mit vorgehaltener Waffe gezwungen worden sein. Er könnte auch auf andere Weise gezwungen worden sein, etwa ein Anrufer, der ihm sagt: ›In deiner Schublade sind fünf Gramm Haschisch. Da machste dir jetzt ‘nen lecker Tee draus, sonst tue ich deiner Schwester was an.‹«
    Tibbe kratzte sich die nackten Knie und kräuselte die Nase.
    »Klingt wie im schlechten Film, wenn Sie mich fragen.«
    »Zugegeben, aber man darf nichts ausschließen. Es wäre zum Beispiel auch möglich, dass er gar nicht wusste, dass er Drogen genommen hatte.«
    Tibbe öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn unverrichteter Dinge wieder und nahm einen neuen Anlauf.
    »Sie… meinen…«
    »Man hat ihn möglicherweise reingelegt, manipuliert, sabotiert. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Mir persönlich erscheint diese Variante am plausibelsten. Aber wie gesagt, das werde ich noch genau herausfinden.«
    Tibbe schüttelte energisch den Kopf. »Tut mir leid, aber ich muss noch mal nachhaken. Wieso sind Sie dann so sicher, dass es ein Arbeitskollege war?«
    »Die Betäubungsmittel befanden sich noch in seinem Magen. Unverdaut wohlgemerkt. Er hat sie entweder in seiner Wohnung eingenommen oder im Büro, auf jeden Fall aber an dem Morgen. Im Auto hatte er nichts Essbares. Da er niemandem den Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben hatte, war er auch der Einzige, der Zutritt hatte. Dort konnte keiner irgendetwas manipulieren. In das Bürogebäude konnte aber jeder Angehörige der Firma gelangen. Soweit ich weiß, werden die Kaffeeküchen, im Gegensatz zu den Büros, nach Feierabend nicht abgeschlossen?«
    »Äh… ja, ich meine nein, werden sie nicht.«
    »Sehen Sie. Dort konnte man ganz vorzüglich manipulieren. Es wäre sehr viel einfacher, wenn es ein automatisches Zeiterfassungssystem gäbe. Dann bräuchte man einfach nur zu überprüfen, wer am Vortag bis zuletzt noch im Gebäude war, und schon zieht sich der Kreis der Verdächtigen zusammen. Aber es gibt ja leider keines.«
    Tibbe ließ sich erschöpft wieder gegen die Sofalehne fallen und massierte seine Schläfen.
    »Sie glauben ja gar nicht, wie sehr Sie gerade mein Weltbild erschüttern«, sagte er und erweckte den Eindruck, als wäre er großen Qualen ausgesetzt.
    »Oh, das tut mir leid. Ich versuche nur meinen Job zu machen. Wenn es Ihnen ein Trost ist, es bestünde natürlich auch die Möglichkeit, dass dieser von mir gesuchte Arbeitskollege nur ein Verrichtungsgehilfe war. Ein Freund oder Bekannter des eigentlichen Täters.«
    Dieser Satz veranlasste Tibbe zu einem Lächeln.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich nicht über Sie lustig gemacht. Im Gegenteil, ich glaube Frau Kamp hat eine ganz ausgezeichnete Wahl getroffen. Wie ist sie auf Sie gekommen?«, wollte Tibbe wissen.
    »Wie sie… na… durch eine Bekannte, für die ich auch schon mal tätig wurde. Ging um Ehebruch. Die hat mich dann empfohlen.«
    Kamp hoffte, dass der Tränenschleier in Tibbes Augen dicht genug war, um die aufsteigende Röte in dem Gesicht des Boten vor seinem alten Freund zu verbergen. Stellte der alte Pit doch glatt eine Frage, auf die Gregor ganz offensichtlich nicht vorbereitet war. Respekt!
    »Ich werde Sie dann auch nicht weiter belästigen. So wie Sie aussehen, gehören Sie ins Bett. Jedenfalls vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Gregor erhob sich, und auch Tibbe stemmte sich, ächzend wie ein Möbelpacker, von seinem Sofa hoch.
    »So eine große Hilfe war ich ja wohl leider nicht. Bestellen Sie Thores Schwester bitte ganz herzliche Grüße von mir, und sagen Sie ihr, dass ich es sehr bedaure, ihr nicht die Unterstützung geben zu können, die sie sich wahrscheinlich erhofft hat.«
    »Werde ich ihr ausrichten. Entschuldigen Sie, dass ich frage, aber hatten Sie nicht gesagt, Sie kennen sie nicht.«
    Tibbe zuckte mit den Schultern und zog die Mundwinkel nach unten.
    »Das tue ich auch nicht. Eigentlich ein Witz, dass ich den wichtigsten Menschen im Leben meines besten Freundes nie persönlich kennengelernt habe. Auf der Beerdigung hab ich sie zum ersten Mal live und in Farbe gesehen. Davor

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