Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)
anders. Séfora wandte den Kopf und sah auf den Platz hinunter, wo ihre drei Schützlinge gegen Ta’ahms menschliche Sklaven kämpften.
Der Desmodu zeichnete ein Symbol in die Luft. Es war ein T, das sich in Eriks Stirn einbrannte und ihm einen gellenden Schmerzensschrei entriss. Alle Besessenen in Eriks Nähe lösten sich in Luft auf. Als wäre ihre Lebenskraft von dem Symbol einfach aufgesaugt worden.
»Ihn werde ich zuletzt töten«, versprach er. »Er ist derjenige, der die Zerstreuung, die ihn erwartet, am besten ertragen kann …«
»Schluss! Aus!« Von einer blinden Wut ergriffen ließ sich Séfora zu etwas hinreißen, das sie eigentlich nie mehr tun wollte, sie hatte es sich schon tausendmal geschworen: Sie verlor die Geduld.
Sie stürzte sich kopfüber auf den Desmodu, rammte ihn mit voller Wucht und warf ihn mit der Geschwindigkeit eines ballistischen Geschosses nach hinten in ein nahestehendes Gebäude.
Der Desmodu entstieg lachend der Trümmerwolke und hielt mit einer seiner vier Hände demonstrativ einen kleinen Gegenstand hoch.
»Danke für das Geschenk, kleiner Engel. Sei versichert, dass ich es gut einzusetzen weiß.« Der Dämon blickte in Ninives Spiegel, den er dem Engel im Augenblick des Zusammenpralls entrissen hatte. »Ich werde seine Macht nutzen, um einen Verbindungskanal mit der Hölle zu legen, und du wirst Zeugin sein, wie die ersten Teufelsscharen diesen Planeten betreten. Es wird drei Kämpfe geben, kleine Séfora, drei Kämpfe …«
Tanya sah, wie sich das Feuermal in Eriks Stirn einprägte, und auch, wie ihr Großvater plötzlich von innen heraus verbrannte, wobei ihm die Flammen aus Augen und Ohren schlugen, als wären seine Eingeweide aus Benzin und jemand hätte ihm ein brennendes Streichholz hingehalten.
Dieser Anblick war zu viel für sie.
»Opa!« Sie ließ Eriks Hand los und fiel vom Dach auf den Platz hinunter. Ihre Schuhe machten ein komisches Geräusch, als sie auf dem Pflaster aufschlugen, so als hätte sie Asche unter ihren Sohlen.
Doch es war keine Asche, sondern die versengten Überreste ihres Großvaters.
»Nein …«, schluchzte sie. Auch die anderen Zombies, die in ihrer Nähe gestanden hatten, waren durch die Hitze geschmolzen. Aber es liefen immer noch einige im Dorf herum. Tanya betete, dass ihre Eltern unter den Überlebenden waren.
Ein paar gütige Hände halfen ihr auf die Beine. Mauro.
»Schau, da!« Er zeigte auf eines der nahe stehenden Häuser. Der Desmodu flog davon, offenbar hatte Séfora ihn in die Flucht geschlagen. Sie nahm die Verfolgung nicht sofort auf, denn das Schwert des Teufels hatte das Fundament eines Gebäudes beschädigt (der Pension, in der sie die letzten Tage genächtigt hatten), und das Haus drohte jeden Moment einzustürzen.
Der Engel verlor wertvolle Sekunden damit, die Insassen aus dem Gebäude zu holen und sie wohlbehalten auf dem Platz abzusetzen.
Als Séfora die Rettungsarbeiten abgeschlossen hatte, landete sie neben ihren Schützlingen.
»Séfora!«, rief Erik. »Wo ist der Scheißkerl?« Er presste sich die Hand auf die Stirn und versuchte vergeblich, die Blutung zu stillen. »Ich werde ihm das Schwert in den …!«
»Ganz ruhig, Erik. Sie wird tun, was sie kann«, sagte Tanya beschwichtigend und versuchte ihrerseits, den Brechreiz zu kontrollieren und die Trauer um ihren Großvater in einen hermetisch abgeschlossenen Winkel ihres Gehirns zu verbannen. Sie würde ihn später wieder aufschließen und all den Schmerz und die Wut herauslassen. Sobald Zeit dafür war. »Lass mich mal einen Blick auf deine Wunde werfen.«
Sie legte ihm die Hände auf die Stirn, erreichte aber nur, dass die Wunde vernarbte. Das Zeichen war immer noch sichtbar.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, beruhigte ihn Séfora. »Dieses Zeichen bindet dich nicht etwa an ihn. Er treibt nur ein kleines Machtspielchen mit dir. Er hat dich gedemütigt und will, dass du ihn suchen gehst. Damit es ihm noch leichter fällt, dich zu töten.«
»Das kann er sofort haben, denn ich werde jetzt …« Er suchte den Himmel nach der Gestalt mit den Fledermausflügeln ab. Sie war nirgends zu sehen. »Wo ist er denn hin?«
Séfora zeigte in Richtung der Bucht. »Zum Vulkan. Er hat mir den Spiegel gestohlen.«
»Ich weiß nicht«, bemerkte Mauro, »aber das hört sich nach keiner guten Nachricht an.«
»Der Spiegel ist in der Lage, Macht zu bündeln«, erklärte Séfora. »Der Desmodu weiß jetzt, dass Ninive mit ihm verbunden ist, und will an
Weitere Kostenlose Bücher