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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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vor.
    Sie sagte: »Kommen Sie, wir nehmen eine Abkürzung durch einen Seitengang.«
    Rosa sah uns schon durch die offene Küchentür kommen. »Dona Isabella, Señorita Terrill, treten Sie ein, treten Sie ein! Ich dachte, Sie seien alle bei Dona Dolores. Aber setzen Sie sich doch!«
    Die alte Dame hob abwehrend die Hand. »Nein, nein. Wir sind unterwegs zu meiner  sala  und wollten nur Teresa ein Kompliment machen – das Abendessen war wirklich vorzüglich zubereitet und angerichtet! Bald wird sie es besser können als Pedro – wir dürfen es ihr nur nicht sagen!«
    Teresa war sprachlos vor Glück. »Und jetzt«, fuhr Abuela fort, »müssen wir wieder gehen. Meine Enkel treffen ihre Vorbereitungen gegen diese Bedrohung, vor der Father Vala uns warnte. Ich kann es einfach nicht glauben, daß er ermordet worden ist. Er war ein Heiliger.«
    Rosas rundes Gesicht war voll Besorgnis. »Ja, schrecklich«, nickte sie. »Der  padre  hatte etwas gegen die Karten; trotzdem glaube auch ich, daß er ein Heiliger war.«
    Abuela senkte die Stimme, als könne der  padre  sie hören. »Siehst du diese Bande in deinen Karten, Rosa…?«
    Rosa runzelte die Stirn. »Don Carlos meint, daß ich die Karten erst wieder nach der Beerdigung legen soll – aus Respekt vor dem Toten. Aber wenn ich sie gelegt hätte« – auf einmal sah Rosa wieder fröhlich drein – »wissen Sie, was ich da gesehen hätte? Sie alle sitzen in der großen  sala  und versuchen, sich diese furchtbare Sache aus dem Kopf zu schlagen. 5/, Gitarrenmusik, und eine dicke Frau – sie muß die Köchin sein – bringt heißen Tee herein und frisch gemachte  sopaipillas.  Wer sie wohl sein kann?«
    Teresa kicherte. »Oh, die dicke Frau, das bist du, Tante Rosa! Du machst dich nur lustig!«
    Rosa zuckte die Achseln. »Na, was ist schon dabei?«
    Teresa schüttelte den Kopf. »Nichts. Nur… wenn man betrübt ist, dann hilft das nichts. Ich muß immer wieder daran denken, daß ich Father Vala niemals mehr sehen werde. Nie wieder wird er mir den Katechismus erklären und Heiligenbilder geben. Nie wieder.«
    »Ich weiß, meine Kleine«, nickte Rosa. Sie schien sich nichts auf ihre Kartenleserei einzubilden und gefiel mir deshalb noch mehr.
    Aber da täuschte ich mich. Als Joe, der Gärtner, zum Essen hereinkam, sah sie mich triumphierend an, als wollte sie sagen:  Die Dame wird also die Nacht in der Hacienda Montera verbringen. Sehen Sie, Señorita Terrill, die Karten sagen die Wahrheit…
    Als wir wieder zurück zur  sala  gingen, versuchte ich, nicht mehr daran zu denken. Schließlich waren ja die »Gilas« das große Problem. Wir betraten die  sala,  und Carlos erhob sich höflich und sagte: »Die Polizei hatte keine Beweise. Man mußte sie gehen lassen.«
    »Es ist meine Schuld«, erwiderte ich. »Wenn ich nur Father Valas letzte Worte verstanden hätte…«
    »Nein!« rief Carlos erregt. »Niemand hätte es besser machen können als Sie! Sprechen wir nicht mehr davon.«
    Als Miguel hereinkam und verkündete, daß Antonio jetzt die Wache übernommen hatte, runzelte Carlos die Stirn. »Die Polizei hat erklärt, die Bande habe die Stadt verlassen.«
    Miguel sah skeptisch drein. »Vielleicht fuhren sie nur in die Berge, um sich dort zu verstecken und abzuwarten?«
    »Eines steht jedenfalls fest«, sagte ich. »Einen weiteren Tag kann ich nicht mehr opfern. Morgen fahre ich nach Santa Fe hinunter, gleich nach dem Frühstück.«
    »Diese unglückliche Geschichte«, erwiderte Miguel, »macht uns allen zu schaffen, nicht nur Ihnen, Señorita. Im Herbst und im Frühjahr ist auf dem  rancho  sehr viel zu tun.«
    Carlos nickte. »Wir müßten jetzt eigentlich draußen sein. Ihre schreckliche Botschaft hat also für keinen von uns sehr angenehme Folgen. Aber vergessen wir für den Augenblick unsere Sorgen. Erfreuen wir uns an dem, was Abuela für diesen Abend vorgesehen hat…«
    Jetzt, da ich dies schreibe, glaube ich nicht, daß sich irgend jemand an Abuelas Abend erfreute. Ich jedenfalls nicht. Zu sehr saß mir der Schreck in den Knochen. Das lodernde Kaminfeuer und die tiefe Melancholie der spanischen Gitarrenmusik – sie waren verschwendet. Mehr als einmal ertappte ich die drei Männer – sogar Miguel, der die Gitarre spielte – dabei, wie sie mich ansahen, als sei ich ein seltsames Wesen von einem anderen Stern.
    Später brachte Teresa Erfrischungen. Nachdem Dona Isabella sie so gelobt hatte, schien sie mehr Selbstvertrauen zu haben. Sie nickte mir zu, als

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