Botschaft des Schreckens
Abend vor uns!«
Das klang alles sehr gut, und mittlerweile hatte ich mich auch mit dem Gedanken, die Nacht in der wehrhaften Hacienda statt in einem Motel zu verbringen, durchaus abgefunden.
Bald jedoch fielen tiefe, schwere Schatten auf meine gute Laune. Als ich erwähnte, daß ich noch einige Sachen aus meinem Wagen holen müsse, lächelte mir Teresa, die die Tafel abräumte, nur zu und sagte: »Ihr Sachen sind oben in Ihrem Zimmer, Señorita. Tante Rosa hat sie schon vor dem Essen hereinbringen lassen. Sie würden die Sachen brauchen, meinte sie.«
Dann erklärte mir Carlos: »Nicht nur Sie und Ihr Gepäck sind hier in der Hacienda Montera, Señorita. Auch Ihr Wagen ist hinter unseren eisernen Gittern sicher untergebracht.«
Und schließlich wandte sich Dona Isabella mir zu, als ihr Carlos den Arm reichte. Dann sah ich in ihren schönen, dunklen Augen namenloses Entsetzen. Und es galt mir…
4
Hätte ich nicht etwas ahnen müssen? Zum Beispiel, als ich aus meinem Zimmer zu der großen sah zurückgekehrt war und die Männer ihr leises und doch erregtes Gespräch so plötzlich unterbrochen hatten… Und als wir in diesen Speisesaal gegangen waren, schienen mir Stellas schwarze Augen doch zuzurufen: »Was wollen Sie hier, warum lassen Sie uns nicht in Ruhe?« Oder als der alte Pedro mich eingelassen hatte…
»Ach was!« schalt ich mich selbst. »Wahrscheinlich bilde ich mir das alles nur ein!« Die Kümmernisse der alten Dame mochten ihre Enkel betroffen und sich erst dann auf mich übertragen haben. Tatsache blieb, daß Father Valas dringende Warnung den Monteras galt.
»Hacienda Montera… Dana Isabelh… Enkel… Canon Road… Vorherge… « Ich glaubte, noch hören zu können, wie er mit ersterbender Stimme fortfuhr: »Gefahr… mehr Morde… gehen Sie – gehen Sie schnell… und sprechen Sie sonst mit niemandem… gehen Sie, sagen sie… « und dann diese letzten Worte, die ich nicht hatte verstehen können. Er hatte mir wohl sagen wollen, wer die Mörder waren. Würden diese letzten Worte jemals Gestalt und Sinn annehmen…?
Miguel unterbrach meine Gedanken. »Sie sind so still, Señorita. Ist es wegen des Verschwindens Ihres Mantels? Wir wollten es Ihnen nicht sagen, aber…« Er zuckte hilflos die Achseln.
»Nein, es ist nicht wegen meines Mantels«, sagte ich.
»Oh?« rief Miguel, sichtlich erleichtert und dennoch neugierig.
»Ich fürchte, ich dachte an Father Vala. Ich weiß, es ist am besten, wenn ich die Sache vergesse; trotzdem mache ich mir Vorwürfe, weil ich nicht noch genauer auf das hörte, was er am Ende sagte.«
Antonio packte mich unsanft am Arm. »Wenn Sie sich darüber aufregen«, sagte er, »hilft Ihnen das gar nichts. Oder kommen Sie doch noch darauf, was er sagte?«
Mir war, als wartete die ganze Hacienda mit bedrohlichdrückendem Schweigen auf meine Antwort. Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein. Tut mir leid.«
Antonios Miene war angespannt. Ich wußte, wie enttäuscht er war, aber er sagte nur: »Dann schlagen Sie sich die Sache doch aus dem Kopf. Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, Señorita. Das Wichtigste ist doch, daß Sie gekommen sind und uns gewarnt haben. Aber Carlos und Abuela warten schon auf uns. Ihr Gang ist noch wie der einer Königin; dabei ist sie im letzten Monat vierundachtzig geworden. In diesem Alter ist so ein Schlag wie heute abend schwer zu verkraften.«
Miguel flüsterte: »Zum Glück ist sie in Gedanken häufig woanders… In der Vergangenheit. Dennoch – in der ganzen Stadt kommt ihr keine der alten Damen gleich. Man muß sie wirklich bewundern!«
»Wen muß man bewundern?« fragte Dona lsabella, als wir zu ihr und Carlos traten. Seltsam – sie schien jetzt ganz wach zu sein, wie bei meiner Ankunft auf der Hacienda. Täuschte sich Miguel? dachte ich. In ihrem Blick war jetzt kein Schrecken mehr. Ihre Augen funkelten, als wäre die junge Isabella aus der Vergangenheit zurückgekehrt und hätte sich in ihren alten Körper versetzt. »Wen muß man bewundern, querida?«
»Aber dich natürlich. Du furchtest wohl, ich spräche von jemand anderem?«
»Ach Unsinn!« Dona Isabella warf den Kopf zurück.
»Unsinn? Antonio, Carlos, fürchtete Abuela nicht, das Kompliment gelte Señorita Terrill statt ihr?«
Carlos und Antonio lachten. Glücklich, daß man sich so mit ihr beschäftigte, blickte die alte Dame auf ihre Enkel.
»Señorita Terrill«, lächelte sie mich an, »was ich Ihnen versprochen habe, ist nicht vergessen.
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