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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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sie mir meine  sopaipillas  auftrug. Aber als Pedro den Tee brachte, sprach aus seiner Mimik und Gestik nur eines: »Sie sind ein Eindringling hier, und nicht willkommen.«
    Ich bemühte mich, nicht darauf zu achten. Dennoch, wie seltsam! Ich war hierher gekommen, um all diese Leute zu warnen, und Pedro, Stella und Joe waren nicht einmal höflich zu mir!
    Ich flüchtete mich in Gedanken zu Rosa Moreno. Die Frau und ihre Karten fand ich gleichzeitig faszinierend und abstoßend. Auf Abuela traf das gleiche zu, überlegte ich. Sie wußte, daß Kartenlegen unsinnig war, aber es verlockte sie doch. Die drei Männer wiederum schienen Rosa seit der Nachricht von Father Valas’ Tod zu fürchten; es sah aus, als hielten sie sie wie der tote Priester für böse. Als ich mich schließlich erhob, um zu Bett zu gehen, begleitete mich Carlos zur Tür. »Schlafen Sie wohl«, sagte er leise. »Hier sind Sie in Sicherheit. Außerdem – die ›Gilas‹ haben wohl jetzt genug von der Polizei. Die haben wohl längst das Weite gesucht.«
    In meinem Zimmer angekommen, starrte ich durch eines der schmalen, vergitterten Fenster. Voller Vorfreude malte ich mir aus, daß ich am nächsten Tag nach Santa Fe zurückkehren würde. Nur diese eine Nacht! Ich öffnete einen meiner Koffer, um mein Nachtzeug herauszuholen, und erstarrte. Er war leer! Das ganze Gepäck war ausgeräumt. Aber warum… wo waren meine Sachen? Ich suchte nach Wandschränken, fand aber keine. Schließlich sah ich die lange Truhe, ging unschlüssig darauf zu und hob den Deckel. Mir stockte der Atem. Wie die Schätze der toten Dolores hatte man auch meine bescheidene Habe in einen dieser schweren Kästen gelegt… Knapp zwei Meter lang… nicht ganz einen Meter hoch… er sah aus wie ein Sarg!
    Ich fragte mich, wer das getan haben konnte. Rosa Moreno natürlich! Meine Sachen in der langen, dunklen Truhe schienen zu mir zu sagen:  »Señorita Terrill, Sie sind nicht nur diese eine Nacht hier… Sie gehen morgen nicht fort… Die Dame wird lange Zeit auf der Hacienda bleiben…«
     
      5
    Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, schien die Sonne schon durch die vergitterten Fenster herein. Einen Augenblick lang war ich völlig durcheinander. Dann sah ich schneebedeckte Berggipfel und ein Stück türkisblauen Himmel, und plötzlich wußte ich wieder, wo ich war.
    Und langsam begriff ich, warum ich so lange gebraucht hatte, um zu mir zu kommen. Daß ich am Abend zuvor meine Sachen in dieser Truhe »begraben« hatte, hatte mich wirklich verstört. Erst Stunden später hatte ich einschlafen können. Nun, jetzt würde ich mich gleich anziehen und meine Sachen packen. Rosa hatte mir zwar unnötige Mühe bereitet, aber nichts weiter.
    Denn ich  würde  die Hacienda verlassen. Ich war nicht nach Santa Fe gekommen, um mich mit ihren Problemen zu belasten. Schließlich hatte ich nur zwei Wochen, um über mein Leid hinwegzukommen, ehe ich meine Arbeit im Krankenhaus wieder antreten mußte. Und schon an diesem Morgen würde ich anfangen, das zu tun, was ich hier tun wollte: Ausspannen und vergessen.
    Ich wollte ins Badezimmer, blieb aber nach ein paar Schritten wie erstarrt stehen. Im Kamin knisterten Holzscheite! Jemand war unbemerkt hereingekommen und hatte Feuer gemacht! Man hatte mir einen Gefallen tun wollen. Ich starrte in die Flammen und atmete den Geruch des Holzes ein. Warum hatte ich aber dann das unangenehme Gefühl, daß jemand mich im Schlaf beobachtet hatte?
    Ich zog mich an und packte meine Sachen. Als ich mein Hochzeitskleid aus der Truhe nahm, stellte ich erstaunt fest, daß mir jetzt sein Anblick nicht mehr so weh tat, wie noch am Tag zuvor. Sollte der Grund dafür Bob Ellison heißen?
    Ich ging zum Fenster und schaute hinaus. Waren die alten Geschichten wahr, die von Gold, Silber und Juwelen hinter den dicken Mauern der alten Haciendas erzählten? Nun, ob hinter dicken Mauern oder in den schweren, eisenbeschlagenen Truhen in Dolores’ gespenstischer  sala –  die Schätze der Monteras waren es, die diese Verbrecherbande hierherlockten!
    Dennoch – nicht hier war ich in Gefahr, sondern draußen! Trotzdem hatte ich das Gefühl, als würde ich in der Stadt sicherer sein als hier, wenn die »Gilas« kämen. Für die Monteras stand fest, daß sie sich hier verteidigen konnten – aber bewiesen war das erst, wenn die Bande tatsächlich auftauchte! Ich stellte mein Gepäck neben die Tür, damit es gleich greifbar war, wenn jemand es holte, und nahm meine

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