Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
Vom Netzwerk:
sein.« Plötzlich fragte er scharf: »Ich muß es wissen. Ist es vorbei? Vielleicht wird  er  seinen Fehler einsehen und Sie wieder zurückholen?«
    Trotz des Ernstes der Situation hätte ich beinahe lachen müssen. »Nein«, antwortete ich schließlich, »er wird mich nicht wieder zurückholen, und zwar wegen seiner Mutter. Was sie bei ihrer Schwiegertochter voraussetzt, ist Reichtum und gesellschaftliche Position. Und ich besitze beides nicht.«
    »Gut!« rief Carlos. »Damit wäre diese Frage erledigt. Und was nun Abuela betrifft: Bei ihrem geistigen Zustand hat sie wohl inzwischen schon alles vergessen. Seien Sie nicht überrascht, wenn sie Ihnen das nächstemal einen Rosenstrauß überreicht.«
    »Es hat nichts zu sagen«, sagte ich ruhig. »Sie wird sich in manchen Momenten erinnern. Außerdem habe ich nur einen einzigen Wunsch: Sobald wie möglich nach Santa Fe zurückzukehren. Wäre nur die Sache mit meinem Mantel nicht gewesen.«
    »Nun«, sagte Carlos mit rauher Stimme, »was das betrifft, so hat sich noch nichts geändert. Das heißt, daß Sie hierbleiben müssen.«
    »Ja«, stimmte ich zu, »es sei denn, ich komme irgendwie auf die Namen der Mörder.«
    »Aber Sie sagten doch, Sie hätten sie nicht gehört. Wie sollte das also möglich sein?«
    »Vielleicht haben Sie recht«, räumte ich ein. »Aber ich hatte in diesem Augenblick furchtbare Angst; Angst, daß die Bande zurückkommen könnte, bevor ich fort war. Vielleicht aber hörte ich auch nur halb auf Father Valas Worte, weil ich gleichzeitig aufpaßte, ob sich nicht Motorräder näherten – und dann könnten mir diese Worte wieder einfallen. Ich überlegte mir das eben noch einmal, als Sie klopften, und…«
    »Und?« fragte Carlos gespannt.
    Ich zuckte die Achseln. »Nichts. Aber ich werde es weiter versuchen. Das ist unsere einzige Chance, verstehen Sie? Außerdem muß ich es aus einer Art innerem Zwang heraus tun. Der Gedanke würde mich niemals ruhen lassen.«
    Carlos sah mich lange und unverwandt an. »Ich verstehe. Sie sind eine kleine Närrin. Aber«, er zuckte die Achseln, wie es nur ein Spanier kann, »Sie sind so starrköpfig; was sollen wir nur mit Ihnen tun? Wir haben Sie gebeten, damit aufzuhören, aber Sie wollen ja keine Vernunft annehmen.«
    »Seien Sie nicht böse«, flüsterte ich. »Ich habe so schreckliche Angst. Wenn ich nur meinen Mantel…«
    Carlos nickte. »Ich weiß. Und ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen, Sally. Von ganzem Herzen wünsche ich, daß Sie keine Angst haben müßten.«
    Sally.  Wieder gab mir das Wort ein Gefühl der Wärme, als legte sich ein schützender Arm um mich. Plötzlich drehte sich Carlos um und ging rasch in Richtung der großen  salci  davon, als könne er meine Hilflosigkeit nicht mehr länger mit ansehen.
    Ich hatte kaum Zeit gehabt, über Carlos Monteras erstaunliches Geständnis nachzudenken, das er mir eben gemacht hatte, als es von neuem an der Tür klopfte.
    Es war Teresa mit einem Tablett. »Don Carlos schickt Ihnen das«, sagte sie lächelnd. »Er sagt, daß Dona Isabella comida –  das Mittagsmahl – in ihren eigenen Gemächern einnehmen wird, und daß Sie es unter diesen Umständen vorziehen würden, hier zu essen, Señorita.«
    »O ja… ja, Teresa«, rief ich. »Wie aufmerksam von Don Carlos.«
    Teresa nickte.  »Si,  er ist ein guter Mensch. Alle Monteras sind es. Als sie vor sieben Jahren meine Tante einstellten, da wußten sie, wie nötig sie Geld brauchte. Ich war damals ein kleines Mädchen, und alle anderen hatten uns abgewiesen, nur weil sie mich nicht wollten.«
    Sie stellte das Tablett auf ein Tischchen. Ich fragte sie: »Wie alt bist du jetzt, Teresa?«
    »Fünfzehn, Señorita. Wir waren so glücklich hier, bis…« Sie sprach nicht zu Ende, aber ich wußte, daß sie hatte sagen wollen, »bis Father Vala ermordet wurde.«
    »Ja, das ist schrecklich«, sagte ich. »Du müßtest versuchen, es zu vergessen.«
    Zum ersten Male bemerkte ich, wie hübsch dieses Mädchen mit seinen großen, dunkelbraunen Augen, dem dunkelbraunen Haar und der glatten, goldfarbenen Haut war. »Ja, ich bemühe mich«, sagte sie. »Es ist nur so traurig, daß niemand von uns zu seiner Beerdigung gehen kann.«
    Ich war tief betroffen. An die Beerdigung hatte ich überhaupt nicht gedacht. Der arme Father Vala! Zwar würde er bei seiner Beerdigung nicht so allein sein wie auf jener einsamen Bergstraße; diejenigen aber, die ihn am meisten liebten, würden nicht kommen

Weitere Kostenlose Bücher