Botschaft des Schreckens
können, weil sie nicht wagten, ihre Festung zu verlassen!
»Wann wird das sein, Teresa?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wir können die Zeitungen nicht aus Santa Fe holen. Normalerweise macht das Joe. Aber da diese schreckliche Bande nur darauf wartet, daß wir die Tore öffnen…«
Ich starrte das schlanke Mädchen an, dessen Trauer um den strengen, alten Priester so tief war. »Und warum ruft niemand an?«
Teresa zögerte. »Vielleicht haben das Don Carlos oder seine Brüder bereits getan, Señorita. Aber sehen Sie, sie wollen Dona Isabella und uns allen jede unnötige Aufregung ersparen, deswegen sprechen sie nicht über Father Vala. Sie haben es auch dem Personal verboten. Ich glaube, die Herren Montera bringen es selbst nicht fertig, von ihm zu sprechen. Oh, sie weinen nicht, aber seit Sie mit dieser schrecklichen Botschaft kamen, sind sie ganz anders. Sie versuchen, es zu verstecken, aber es scheint, sie… ja, furchtbar mitgenommen zu haben. Wir würden also niemals von der Beerdigung sprechen, solange Don Carlos es nicht selbst tut. Selbst Dona Isabella gehorcht ihm, wenn er eine strikte Anordnung erläßt. Außerdem ist sie so alt, daß sie froh ist, alles ihren Enkeln überlassen zu können.«
Alles, außer die Wahl ihrer Frauen, dachte ich. Was für eine Tyrannin sie war!
Teresa lächelte plötzlich. »Selbst Tante Rosa gehorcht Don Carlos. Sie hat versprochen, aus Respekt vor Father Vala bis nach seiner Beerdigung die Karten nicht mehr zu legen.«
Ich mußte selbst lächeln. »Wenn deine Tante nicht Karten legen darf, wie sollen wir dann hier auf dem laufenden bleiben?«
Teresa vergaß ihre Trauer. »Si«, lachte sie, »da haben Sie recht.
»Verdad?«
»Verdad«, echote ich. Dann fragte ich: »Teresa, deine Tante kann wirklich die Zukunft vorhersagen, nicht?«
Widerstrebend nickte das Mädchen. »Si«, flüsterte sie. »Ich verstehe das nicht, aber es ist so. Manchmal wünschte ich, Don Carlos würde es völlig verbieten, denn Father Vala glaubte, meine Tante sei im Bunde mit…«
»Mit dem Teufel?«
Sie nickte. »Oh, Señorita, ich möchte nicht, daß Tante Rosa ihre Seele verliert.« In ihren Blick trat ein Ausdruck des Schreckens. »Ich kann nicht glauben, daß sie eine Hexe ist, obwohl es heißt, daß es hier in New Mexico Hexen gibt. Father Vala sagte, sie würde Unheil über die Hacienda Montera bringen, wenn sie weiter falsche Götter anbete. Und genauso kommt es jetzt, das sieht man doch.«
Ich setzte mich, deckte aber die Schüsseln, die sie mir gebracht hatte, noch nicht ab. »Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, daß ihre Karten etwas mit dieser Sache zu tun haben. Und wenn du mich fragst, dann ist das Unheil über Father Vala gekommen. Dona Isabella sagte mir, daß er auf die ›Gilas‹ nicht gut zu sprechen war und ihnen öfters Vorhaltungen machte, und deshalb wollten sie sich an ihm rächen. Das heißt, nachdem sie aus ihm herausgeholt hatten, welche der alten Familien in dieser Gegend am reichsten sind.«
»Aber wie kamen sie gerade auf die Hacienda Montera?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur dies: Ich mag deine Tante… Du liebst sie… Also muß sie ein guter Mensch sein. Und was das Kartenlegen betrifft… Wenn sie die Zukunft vorhersagen kann, dann kann sie uns vielleicht helfen. Wir brauchen jetzt jede nur denkbare Hilfe.«
»Ich weiß«, flüsterte Teresa. »Aber jetzt verlangen Sie nicht von ihr, die Karten zu legen. Bitte nicht. Wenn Don Carlos sie dabei ertappt, wirft er uns vielleicht hinaus. Und ich weiß nicht, was wir dann tun würden!«
»Das verspreche ich dir. Aber sag mir – wie kam deine Tante hierher?«
»Durch die Karten«, sagte sie leise, als wirke die Erinnerung wie ein Schock. »In den Karten stand, daß eine dunkle Dame in einer Kirche zu uns kommen würde. Wir saßen den ganzen nächsten Tag in der St.-Francis-Kathedrale, und dann kam Dona Isabella, um eine Kerze zu stiften. Sie blieb neben uns stehen und fragte Tante Rosa, ob sie eine gute Köchin weiß…«
»Nun«, sagte ich fröhlich, »ihr habt sicher beide gebetet; vielleicht hatten also eure Heiligen etwas zu tun damit.«
»Si«, nickte sie, »so muß es gewesen sein. Wir sind hier so glücklich. Dona Isabella hat immer darauf geachtet, daß ich in der Stadt zur Schule gehe, obwohl ich im Augenblick jetzt nicht kann. Sie bringt mir auch vieles bei, was man auf einer großen Hacienda können muß.«
Neugierig fragte ich: »Wie lange sind Joe und
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