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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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oder wen sie bedroht. Mischen Sie die Karten wieder, Señorita. Der Schleier hat sich nur ein wenig gelüftet. Vielleicht das nächstemal.«
    Ich weiß nicht, warum ich blieb. Vielleicht, weil ich mich in der Nacht so allein fühlte. Ich mischte ein zweites Mal, und nachdem Rosa die Karten sorgfältig angesehen hatte, flüsterte sie: »Die Gefahr…  Sie  sind es, die in Gefahr ist. Vielleicht werden wir beim drittenmal sehen, woher sie kommt. Vielleicht…«
    Rosa verstummte. Plötzlich fuhr sie von ihrem Stuhl hoch und lauschte. Warnend legte sie einen Finger auf die Lippen. Aber auch ich hörte es: Schritte, die sich verstohlen der Küche näherten. Rosa schob die Karten zusammen, steckte sie in ihre Schürzentasche und flüsterte: »Gehen Sie, gehen Sie schnell. Hier darf man Sie nicht finden!«
     
    10
    Die Küchentür schloß sich hinter mir. Draußen heulte der Wind. Während ich mich davonmachte, fragte ich mich, wer sich da so heimlich zur Küche geschlichen haben mochte? Wer immer es war, würde jetzt in der Küche sein und neugierig fragen: »Sie hatten noch einen späten Gast, Rosa. Teresa, nehme ich an?«
    Eine »Katz-und-Maus«-Frage, denn Teresa wäre ja nicht geflüchtet. Es war ihr gutes Recht, sich in der Küche ihrer Tante aufzuhalten; außerdem hätte Teresa niemals erlaubt, daß Rosa Don Carlos’ Anordnung bezüglich der Karten mißachtete. Und Joe, Stella oder der alte Pedro ebensowenig.
    Ein kalter Wind fuhr durch die riesigen Bäume und wehte die Büsche in grotesken Hexentänzen hin und her. Wenn jemand versuchte, grübelte ich weiter, Rosa dabei zu ertappen, daß sie jemandem die Karten legte, dann würde als dieser »Jemand« bald nur Señorita Terrill übrigbleiben. Dona Isabella schlief in ihrem Zimmer; es mußte also Señorita Terrill sein?  Verdad?
    Andererseits hatte Rosa die Karten versteckt; und Kaffee zu trinken, war kein Verbrechen. Hatte man unsere Stimmen gehört? Sollte mein Besuch Rosa und Teresa die Stellung kosten, wo sie doch nur das war, was ich vom ersten Augenblick an vermutet hatte – eine Schwindlerin?  »Es gibt keine Bande«…  hatte Rosa bedeutsam geflüstert. Aber die Existenz dieser Bande stand ganz zweifellos fest – einer Bande, die selbst die Monteras fürchteten, wenngleich sie Mut zu zeigen versuchten. Somit war der Umstand, daß Rosa diese Tatsache leugnete, der Beweis, daß sie nicht mit dunklen Mächten im Bunde stand! Rosas Prophezeiungen waren falsch. Falsch? »Lächerlich« war vielleicht das richtige Wort. Dennoch, Schwindel oder nicht, Rosa konnte entlassen werden.
    Ich erreichte die Tür, die zu dem dunklen Korridor führte. Wie würden sich die Monteras verhalten, wenn man sie ärgerte, fragte ich mich. Nach außen hin waren sie höflich und charmant. Aber ich hatte die Oberfläche ein wenig angekratzt und war auf stählerne Härte gestoßen. Und wenn ich – ein Gast, der hierher gekommen war, um sie zu warnen – diese Härte gespürt hatte, was konnte Rosa Moreno erwarten?
    Ich schloß die Tür hinter mir und lauschte. Nichts. Zum erstenmal reagierte ich erleichtert auf diese Grabesstille. Warum? Weil sie bedeutete, daß Carlos, Antonio und Miguel noch nicht zurück waren. Zwar konnte ich mir fast nicht vorstellen, daß es einer von diesen stolzen Männern war, der sich da angeschlichen hatte; aber wenn sie nicht da waren, brauchte ich mich von vornherein mit diesem Gedanken nicht zu befassen.
    Ich war unterwegs zu meinem Zimmer, als ich es hörte. Irgend etwas hatte sich leise bewegt. Aber wo? Nicht in der großen  sala.  Nicht im Korridor. Dann, als ich zu wissen glaubte, woher die Geräusche gekommen waren, blieb ich wie erstarrt stehen, unfähig, noch einen Schritt zu tun. Sie kamen aus Dolores’ Zimmer!
    Eisige Hände schienen sich um meine Kehle zu schließen. Konnten die verstohlenen Schritte im Speisesaal… konnte das Dolores gewesen sein? Nein, nein… Und doch gab es hier Menschen, die schworen, daß sie bei Nacht umherging. Der alte Pedro, Joe, Stella. Und Dona Isabella hatte gesagt: »Dolores ist hier; sie ist nicht tot; sie wird immer hier sein.«
    Auf Zehenspitzen schlich ich mich zu der schweren Tür – lauschte atemlos. Es hörte sich an, als würden Schlüssel in Schlössern gedreht, hölzerne Deckel geöffnet und wieder zugeklappt. Irgend jemand machte sich an den Truhen zu schaffen, die ich gesehen hatte, als wir Dolores »besuchten«! »Passen Sie auf in der Nacht«, hatte Teresa gesagt. »Sie werden hören, wie

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