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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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sie die Truhen öffnet und sich Don Carlos’ Geschenke ansieht.«
    Ein paar Augenblicke lang lauschte ich in entsetzter Faszination. »Ich halte es nicht mehr aus, an einen Leichnam gekettet zu sein!« hatte Don Carlos gesagt. Und wenn er nicht mehr an die schöne Dolores gekettet war, würde sie dann weiter zu der Hacienda zurückkommen? Würde sie das nicht wissen – und wegbleiben?
    So schnell ich konnte, schlich ich zu meinem Zimmer zurück. Meine Hände zitterten, als ich eine Stuhllehne unter die Türklinke schob. Wenn Dolores mich wirklich in meinem Zimmer heimsuchen wollte, dann konnte ich sie nicht daran hindern, das wußte ich!
    Mich noch einmal niederlegen, das konnte ich nicht. Ich ging zu einem der Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Was konnte auf dem  rancho  passiert sein, das die drei Männer veranlaßte, die Hacienda zu verlassen? Ich sah auf die Leuchtzeiger meiner Uhr. Es war drei Uhr morgens. Bis zum Tagesanbruch war es noch lang. Wieder stieg Zorn in mir hoch, als ich daran dachte, daß sie uns, ohne uns zu verständigen, allein gelassen hatten. Nun, das würde ich nicht so einfach hingehen lassen. Sobald ich sie wiedersah, würde ich eine Erklärung verlangen.
    Erschöpft lehnte ich mich gegen das Fenster. Das Gitter gab mir wieder das nun schon vertraute Gefühl, in einem Gefängnis zu sein.
    Plötzlich gingen im Hof die großen, eisernen Lampen an. Don Carlos und seine Brüder mußten zurücksein! Sonst hätte der alte Pedro niemals das Licht angedreht. Der warme Schein schien mir sagen zu wollen: »Alles ist wieder im Lot auf der Hacienda Montera!«
    Jetzt, da sich meine Beklemmung ein wenig löste, kehrte ich in Gedanken wieder zu Rosa zurück. Was war geschehen, als ich die Küche verlassen hatte? War sie vielleicht in ernster Gefahr?
    Ich vergaß Dolores, eilte zur Zimmertür und zog den Stuhl unter der Klinke weg. Als ich Rosa verlassen hatte, war mir gewesen, als hätte ich den Atem des Bösen verspürt. Und um Rosas willen würde ich jetzt, so leise ich konnte, zurück zur Küche schleichen.
    Ich öffnete die Tür und erschrak. Jemand war in dem dunklen Gang, nicht weit von meinem Zimmer! Dann ging das Licht an – und ich sah mich Carlos Montera gegenüber. Ich starrte ihn an. »Oh«, hörte ich mich sagen. »Ich bin so froh, daß Sie es sind. Ich…«
    »Sally!« rief er. »Entschuldigen Sie – ich wollte Sie nicht erschrecken. Wir kommen eben vom   rancho  zurück. Pedro hat uns von der Bande erzählt, und wie verängstigt Sie waren. Ich wollte sofort nach Ihnen sehen, hoffte aber, Sie würden längst wieder schlafen.«
    Jetzt, da ich wußte, daß es nicht Dolores war, faßte ich etwas Mut. Genug jedenfalls, um kühl sagen zu können: »Ich fürchte, ganz so leicht schlafe ich nicht ein. Sie ahnen ja nicht, wie das war
… Ein Dutzend Motorräder in der Nacht. Und dann konnte ich weder Sie noch Ihre Brüder finden. Ich wußte ja nicht, wo die Leute hier schlafen, ausgenommen Ihre Großmutter, und die wollte ich nicht erschrecken. Ich versuchte, in dieses Zimmer neben dem Speisesaal zu gehen und die Polizei anzurufen, aber es war versperrt.«
    Als ich verstummte, um Atem zu holen, bemerkte ich einen Ausdruck des Schocks in Carlos’ dunklen Augen. »Eigenartig«, sagte er mit tiefer, müde klingender Stimme, »daß die ›Gilas‹ gerade in der Nacht kommen, wo wir nicht hier sind. Es ist fast, als wüßten sie alles, was wir hier tun… ja beinahe, was wir denken.«
    »Dann«, fuhr ich fort, allmählich wieder den Tränen nahe, »ging ich zum Tor hinaus und traf Pedro dort an. Und er sagte mir, daß Sie, Antonio und Miguel die Hacienda verlassen hätten. Und während der ganzen Zeit war da diese Bande…«
    Ich konnte nicht mehr weitersprechen. Ein Schluchzen schüttelte mich.  »Pobrecita«,  flüsterte Carlos, sichtlich verstört. »Ich wünschte um Ihretwillen, daß Sie nie die Hacienda Montera betreten hätten, aber… aber Sie dürfen nicht weinen. Es ist ja vorüber.« Und als er seine Arme ausstreckte, erschien es mir ganz natürlich, mich in sie zu flüchten, als könne nur er mich von meiner lähmenden Angst befreien. Sein zarter Kuß ließ mich den Argwohn vergessen, daß die Monteras nur flüchtige Affären mit  gringas  wollten. Nach langen Momenten des Schweigens sagte er ruhig: »Sie werden nicht mehr allein auf der Hacienda sein,  querida,  das verspreche ich Ihnen! Aber Sie waren ja so erfreut, mich hier anzutreffen. Fürchteten Sie denn, es

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