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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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mit schriller, sich überschlagender Stimme schrie sie plötzlich:
    »Können Sie mich hören? Hören Sie auf damit… hören Sie auf… hören Sie auf….’«
     

11
    »Hören Sie auf…«
    Der Alptraum war so scheußlich, daß ich davon erwachte. Die Morgensonne schien in mein Zimmer. Ich warf einen Blick auf den Kamin. Niemand hatte Feuer gemacht.
    Widerwillig kroch ich unter den Decken hervor, schlüpfte in meinen Morgenmantel und bemühte mich selbst, die Scheite zum Brennen zu bringen, was mir schließlich gelang.
    Während ich mir die Hände wärmte, dachte ich:  »Du mußt den Realitäten ins Auge sehen, Sally. Es ist nicht der Traum – es ist das, was dich diesen Traum träumen ließ: Rosa besteht darauf, daß die Bande weder dich noch die Hacienda Montera bedroht!«   Seltsam – bisher hatten die Karten sie nicht getäuscht. Warum dann jetzt? Ein Frösteln durchlief mich, gegen das kein Kaminfeuer ankommen konnte. Rosas Worte kamen mir in den Sinn:  »Sehen wir beim drittenmal, woher die Gefahr kommt…«
    Beim drittenmal. Drei – auch ein magische Zahl wie sieben? Wohnte das Böse vielleicht in den Karten selbst? Ich hatte es doch gespürt, als ich mich aus der Küche flüchtete. Aber auch draußen hatte ich es bemerkt… Dann nahm ich verlockende Düfte wahr. Starker Kaffee und Schinken. Das kam aus der Küche. Mein Herz schlug schneller.  Rosa?   Ja, sie mußte es sein. Wenn mit Rosa irgend etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, hätte Carlos es mir gesagt.
    Es gibt wohl verschiedene Grade des Erschreckens. Denn nachdem ich mich zuvor gefragt hatte, ob derjenige, der sich da zur Küche geschlichen hatte, Rosa etwas angetan hatte, war es fast schon wieder »normal«, daß ich überlegte, ob die Monteras oder das Personal eine neue »Botschaft« der »Gilas« für mich haben würden. Oder war die vergangene Nacht der Höhepunkt meiner Torturen gewesen?
    Als ich zur großen  sala  ging und wieder erregte Männerstimmen spanisch sprechen hörte, kam mir auch das ganz normal vor. Nur verstummten sie dieses Mal nicht – man hatte mein Kommen nicht bemerkt. Waren sie wütend auf die »Gilas« oder verärgert über die Geschehnisse auf dem  rancho?  Ich hatte ja Carlos gar nicht gefragt, warum er und seine Brüder so plötzlich fort mußten, fiel mir jetzt ein. Nun, bald würde ich es wissen.
    Ich hatte schon fast die Tür erreicht, als ich ein Wort hörte, das mich zusammenzucken ließ.  »Extranjero.«  Ich konnte mich täuschen, aber hieß das nicht  »eine Fremde«?
    Eine Fremde? Ich hatte schon immer vermutet, daß sie von mir redeten, wenn sie so erregt spanisch miteinander sprachen. Aber ich war doch schon fast drei Tage ihr Gast! Selbst Abuela hatte mich ein- oder zweimal »Sally« genannt.
    »Buenos dias, Señores.«  Ich versuchte, es munter klingen zu lassen. Als ich Abuela sah, die eben von der anderen Seite hereinkam, fügte ich hinzu:  »Buenas dias, Señora.«
    Abuela nickte, als gefiele ihr mein mühsames Spanisch. »Bleiben  Caballeros  sitzen, wenn Damen stehen?« rief sie dann mit einem strengen Blick zu ihren Enkeln. Ich mußte mir das Lachen verkneifen, als Carlos, Antonio und Miguel wie von der Feder geschnellt hochsprangen.  »Si,  das ist schon besser! Kommen Sie«, sie machte eine Geste zu mir, »wir setzen uns hierher. Wenn die drei sich benehmen, sprechen wir wieder mit ihnen, sonst nicht!«
    Sie führte mich zu ihrem roten Lieblingssofa, und ihre heitere Laune steckte mich an. Zu ihren Enkeln gewandt, sagte ich: »Sie wissen, daß ich ein spanisches Wort hörte, als ich hereinkam. Es bedeutet, glaube ich, ›Fremde‹. Sicher sprachen Sie nicht von mir? Nach den Geschehnissen dieser Nacht würde ich sagen, daß eher Sie selbst die Fremden sind.«
    Sie starrten mich sprachlos an. O Gott, dachte ich, jetzt sind sie wütend auf mich, weil Abuela nun weiß, daß sie in der Nacht weg waren.
    Wie immer faßte sich Carlos als erster. »Wie können Sie uns beschuldigen, wir betrachteten Sie als eine Fremde? Sie haben recht,  »extranjero « bedeutet ›Fremder‹. Aber wir sprachen nicht von Ihnen. Sie kennen uns doch zu gut, als daß Sie das annehmen könnten!«
    Wieder nahm mich der hypnotische Blick seiner dunklen Augen gefangen.  »Haben Sie vergessen, daß Sie noch vor wenigen Stunden in meinen Armen waren, querida?«  schien er zu sagen. Ich wollte es dabei bewenden lassen, aber aus irgendeinem Grunde konnte ich nicht. Gewiß, Carlos war liebenswürdig, wenn

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