Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
»Doch er hat Seltenheitswert, oder nicht? Ich meine, er hat vielleicht seit Jahren nichts Neues mehr herausgebracht, aber er war – er ist gut.«
»Und er sieht lecker aus«, fügte Veronica hinzu.
»Das unterschreibe ich«, warf einer der Literaturkritiker ein, der die Unterhaltung mitgehört hatte.
»Was? Dass er lecker aussieht?« Veronica hob die Augenbrauen. »Etwas für die Klatschkolumnen?«
»Meine Liebe, das meinte ich nicht«, erwiderte er, »wie du sehr wohl weißt.« Er warf ihr einen neckenden Blick zu. Sie kannten sich offensichtlich. »Was ich sagen wollte, ist, dass wir alle aus Neugier hier sind. Seit Jahren hat ihn niemand aus der Literaturszene mehr gesehen.«
»Und ich persönlich bin auch ganz froh, dass er die große Attraktion des Festivals ist«, gestand Anne. Dann hatte sie Mitleid mit dem jungen Schriftsteller, der sehr niedergeschlagen aussah. »Und, Adam«, sagte sie und legte ihre Hand auf seine, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, »an was arbeiten Sie gerade?«
Er war entzückt. »An meinem dritten Roman. Ich sitze schon seit zwei Jahren daran. Jetzt nimmt er langsam Formen an.«
»Seit zwei Jahren! Wenn das keine zu dreiste Frage ist«, meinte Veronica und sabotierte die Versuche ihrer Freundin, nett zu sein, »wovon leben Sie denn zwischen Ihren Romanen?«
»Ich bin Englisch-Dozent.« Er sah gequält aus. »Meine Romane sind mein Leben! Ich erwarte nicht, damit Geld zu verdienen.«
Veronica und Anne tauschten Blicke und räusperten sich. »Tut mir leid«, fuhr Veronica fort. »Mir war nicht klar, dass gute Verkaufszahlen des eigenen Buches etwas Negatives sind. Ich verdiene mit dem Schreiben meine Brötchen.«
Laura kicherte innerlich. Anna und Veronica waren die Auffahrt von Somerby in einem Porsche hochgefahren. Offenbar verdiente Veronica ziemlich viele Brötchen.
»Ich produziere ja auch nicht am laufenden Band Bücher, so wie Sie.« Adam trank beleidigt einen Schluck Wein.
Veronica tätschelte Adams Hand. »Schon gut, mein Lieber. In der Verlagswelt wird es immer einen Platz für ein hochgelobtes Buch geben, das niemand wirklich liest, geschweige denn kauft. Feilen Sie nur weiter an Ihren perfekten Sätzen.«
»Also wirklich! Das ist ziemlich …«
»Herablassend? Tut mir leid«, sagte Veronica. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, von jetzt an werde ich nur noch liebenswürdig und blond sein, wie mein Ruf es verlangt.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Dermot ist beides gelungen – wie ein Engel zu schreiben und palettenweise zu verkaufen.«
Laura, zufrieden damit, dass wenigstens keine Faustschläge ausgeteilt oder Sektgläser geworfen wurden, beugte sich zu Monica hinüber. »Du solltest dich sofort mit Ironstone in Verbindung setzen und den Leuten, die nicht gekommen sind, mitteilen, dass Dermot da ist.«
»Sie werden sich so freuen! Und Ironstone!« Sie klatschte aufgeregt in die Hände. »Ich muss mir neue Unterwäsche kaufen!«
Laura merkte erst jetzt, dass Fenella ihr etwas zu sagen versuchte, aber sie saß zu weit weg. Sie beugte sich vor und konzentrierte sich darauf, von den Lippen zu lesen. Nach mehreren Versuchen glaubte sie, dass Fenella enttäuscht war, weil Jacob Stone beschlossen hatte, nicht zu dem Dinner zu kommen.
»Er hat wahrscheinlich gedacht, dass Dermot nicht auftaucht!«, gestikulierte Laura.
Fenella nickte zustimmend. »Das bedeutet, dass ich Dermot dazu überreden muss, sich noch einmal mit ihm zu treffen.« Sie runzelte die Stirn. »Ist er sehr schwierig?«
Laura beugte sich weiter vor. »Wer, Jacob Stone? Ich dachte, er wäre ein Freund von dir.«
»Nein!« Frustriert sprach Fenella noch lauter. »Nein! Dermot! Ist Dermot wirklich so schwierig, wie alle sagen?«
In diesem Moment öffnete sich die Doppeltür. »Aufs Stichwort«, murmelte Veronica. »Das hätte man nicht besser inszenieren können.«
Dermot, rasiert, aber immer noch in einem legeren Hemd und Jeans, stand da und blickte Fenella direkt an. Dann lächelte er. »Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«
Fenella stand vom Tisch auf und ging zu ihm, um ihn zu begrüßen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie zu kennen«, begann sie.
Er lächelte nur und breitete die Arme aus. »Dann sollten Sie mich wohl besser umarmen.«
Fenella fiel direkt in seine Arme.
Laura spürte einen scharfen eifersüchtigen Stich, der so tief ging, dass sie echten Schmerz empfand. Sie hatte geglaubt, es wäre in Ordnung, dass sie ihre
Weitere Kostenlose Bücher