Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
schlafen!«
»Ja, und du warst so betrunken, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst, ob du Sex mit ihm hattest oder nicht«, erinnerte Monica sie freundlich, für den Fall, dass Laura das auch vergessen hatte. »Tolle Idee, dich so abzufüllen, dass du dich traust, ihn zu fragen, nur um die Antwort dann nicht mehr zu verstehen oder gleich wieder zu vergessen. Nein, ich mache das.«
Monica hatte recht. Laura schwieg beschämt.
Obwohl Dermot gesagt hatte, er würde später noch Fragen beantworten, war »Hatten Sie Sex mit meiner Freundin?« vermutlich keine, die er erwartete. Laura hatte keine Ahnung, ob es Monica gelingen würde, ihre Frage zu stellen, und grübelte hektisch über einen Plan B nach. Konnte sie seine E-Mail-Adresse herausfinden und die Anfrage schriftlich einreichen? Vielleicht so:
Sie erinnern sich vielleicht nicht mehr an mich, aber ich war auf dem Literaturfestival in Ballyfitzpatrick, und wir hatten vielleicht Sex. Wissen Sie noch? Hatten wir, oder hatten wir nicht? Ich denke, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren …
Nein, eher nicht. Sie musste auf Monica vertrauen.
Dermot Flynn sprang auf die gleiche Rockstar-Manier wie am Vorabend auf die Bühne. Laura seufzte. Sie empfand unendliche Erleichterung darüber, dass er vielleicht sogar noch attraktiver war, als sie ihn in Erinnerung hatte, was bedeutete, dass sie gestern Abend keine Bierglas-Brille (oder wie immer man das nannte) getragen hatte. Außerdem stieg eine riesige Welle der Sehnsucht in ihr auf. Sie hoffte wirklich, wirklich sehr, dass sie nicht eine der wunderbarsten Erfahrungen in ihrem Leben verpasst hatte, weil sie zu viel Alkohol getrunken hatte.
Ihre Knie wurden weich bei der Erinnerung an den Teil des Abends, die sie nicht verloren hatte. Es war schier unmöglich, dass er etwas getan hatte, was ihr nicht gefallen hatte, denn sonst würde ihr Körper bei seinem Anblick doch nicht so schwach werden – oder zumindest nicht auf diese sehnsüchtig seufzende Art schwach, wie sie sich jetzt fühlte. Da müsste es doch eine seelische Wunde geben, oder? Etwas, das ihr Gehirn vielleicht verdrängte, aber an das ihr Körper sich erinnerte? Das passierte immer in Kriminalromanen.
Es gab niemanden, der ihn vorstellte oder die Lesung moderierte. Alle Anwesenden wussten, wer er war, und er brauchte keinen Bodyguard. Er hatte zwei Bücher unter dem Arm, und Laura sah, dass Lesezeichen in ihnen steckten. Jemand neben ihr murmelte: »Er liest vielleicht aus beiden. Wunderbar!«
»Ich bin extra aus Kanada gekommen, um ihn zu hören«, meinte ein anderer. »Ich würde überall hingehen, alles zahlen.«
»Wenn er doch nur noch ein Buch schreiben würde! Ich kenne seine beiden auswendig!«, sagte der erste Flüsterer.
Laura stimmte ihm schweigend, aber von ganzem Herzen zu und schob sich hinter den Mann neben ihr, als Dermots Blick über das Publikum glitt. Sie hoffte, dass er sie diesmal nicht hinten im Saal entdecken würde; sie hatte sich so schrecklich lächerlich gemacht.
Sie war nicht ganz sicher, aber sie hatte das Gefühl, dass sein Blick an dem Abschnitt des Zuschauerraums hängen blieb, in dem sie stand, und schloss die Augen – vielleicht würde er sie dann nicht sehen können. Oder, was wichtiger war, sie würde es zumindest nicht wissen.
Laura erkannte die Stelle, die er vorlas, sofort. Wie sollte ich auch nicht?, dachte sie bei sich. Wie der Mann, der jetzt gegen ihren linken Arm gepresst stand, kannte sie jedes Wort beinahe auswendig. Es war eine Szene, in der der Held seinem besten Freund die Frau beschreibt, die er liebt. Der Held sagt etwas, aber er denkt etwas anderes. Es gab nichts Ausdrückliches oder Unanständiges oder auch nur ansatzweise Pornografisches daran, doch die Leidenschaft und das Verlangen des jungen Mannes für die Frau waren völlig offensichtlich. Allein das Vergnügen, Dermots wunderschöne Stimme diese wunderschönen Sachen sagen zu hören, brachte Laura in Versuchung, ihm zu schwören, für immer seine Sexsklavin sein zu wollen, ohne dass er je auch nur in die Nähe eines Literaturfestivals zu gehen brauchte.
Als er aufhörte zu lesen, musste sie sich daran erinnern zu atmen. Sie war nicht die Einzige, der es so ging; die Frauen um sie herum waren alle völlig verzückt. Massenlust, dachte sie, genau wie Massenhysterie, nur (zum Glück) privater. Eine einzige von ihnen hätte schreien oder ihren Slip auf die Bühne werfen müssen, und alle wären ihrem Beispiel gefolgt – oder
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