Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
zumindest diejenigen, die nicht mühsam aus ihren Jeans steigen, dabei auf einem Bein hüpfen und mit ihren dicken Socken kämpfen mussten. Laura war dankbar, dass der Raum wenig beheizt war und die Zuschauer sich warm angezogen hatten.
»Okay, irgendwelche Fragen?«, wollte er nun wissen.
Nach einer Runde Wortmeldungen, die Dermot professionell mit Charme und Offenheit beantwortete, blickte er auf die Uhr.
Laura begann, sich zu fragen, ob Monica ihre Chance vertan hatte. Sie winkte schon seit einer ganzen Weile mit der Hand.
»Wir haben gerade noch Zeit für …«
»Hier! Ich!« Monicas Stimme erklang vorne im Raum. Laura konnte hören, dass sie die Gefühle der anderen Frauen entweder nicht teilte oder sie noch übertraf. Aber was um Himmels willen konnte sie vor einem so großen Publikum fragen, um an die nötigen Informationen zu kommen?
Monica räusperte sich. »Man sagt, dass alle ersten Romane autobiografisch seien. Trifft das auch bei Ihnen zu?«
Wie, grübelte Laura mit steigender Panik, wollte Monica mit dieser völlig stinknormalen Frage zu »Ist meine Freundin noch Jungfrau« kommen? Es war absurd! Dann schalt sie sich selbst – Monica war eine Freundin, die ihr einen Gefallen tat, keine erfahrene Interviewerin. Sie wusste, dass sie Dermot selbst darauf ansprechen sollte – aber allein der Gedanke ließ ihre Nerven verrückt spielen. Vielleicht spielte es ja gar keine Rolle, wenn sie es niemals erfuhr.
Dermot Flynn hatte diese Frage natürlich schon ungefähr eine Milliarde Mal beantwortet. Er setzte ein träges, charmantes Lächeln auf. »Na ja, Sie müssen bedenken, dass ich sehr jung war, als ich das Buch schrieb. Es gab da noch nicht viel, auf das ich aus meinen eigenen Erfahrungen hätte zurückgreifen können.«
Monica war offensichtlich noch nicht zufrieden mit seiner Antwort. »Na ja, sind Sie rumgelaufen und haben mit allen Frauen, die sie sahen, gebum… äh … geschlafen?«
Laura zuckte zusammen.
Dermot war sehr amüsiert. »Sagen wir einfach, es steckt mehr Fantasie in diesem Buch als Erfahrung.«
»Ich habe mich nur gefragt«, meinte Monica, »ob Sie für Safer Sex sind.« Sie schien jetzt auf einer anderen Spur zu sein.
Laura schluckte. Dermot sah verwirrt aus, genau wie der Rest des Publikums.
»Ich meine«, fuhr Monica fort, »viele junge Leute lesen Ihre Bücher …«
Wie kam Monica denn jetzt darauf? Vielleicht hatte sie das Buch tatsächlich überflogen.
»Ich verstehe nicht ganz …«, unterbrach Dermot sie, doch Monica war entschlossen und würde sich nicht mehr ablenken oder aufhalten lassen.
»Finden Sie es nicht wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen?«
»Natürlich …«
Monica fiel ihm ins Wort, bevor seine Zuhörer herausfinden konnten, ob Dermot ihr hinsichtlich des guten Beispiels zustimmte oder etwas völlig anderes sagen wollte. »Wann haben Sie zuletzt ein Kondom benutzt?«
Sie sagte es unglaublich schnell, und Laura wäre vor Scham am liebsten gestorben.
Schweigen breitete sich im Publikum aus, während alle erwartungsvoll verharrten. Es war eine sehr unfeine Frage, und wenn Laura nicht gewusst hätte, dass ihre Freundin sie nur ihretwegen gestellt hatte, dann hätte sie sie unverzeihlich gefunden. Angenommen, die Leute wandten sich gegen Monica? Würde sie in der Lage sein, sie zu retten?
»Ich muss sagen«, meinte Dermot, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, »das ist eine Frage, die vielleicht in einen intimeren Rahmen gehört, doch da Sie es gern wissen wollen: Es ist ungefähr vier Monate her. Nächste Frage?«
Laura schob sich durch die Menge zur Tür und floh. Es war ein kalter Abend, ihre Freundin hatte sich lächerlich gemacht, und sie wusste immer noch nicht, wie weit sie gestern Abend mit Dermot gegangen war. Monica gesellte sich zu ihr.
»Danke, dass du es versucht hast, Mon«, meinte Laura, bevor ihre Freundin sich entschuldigen konnte. »Ich weiß, du hast alles versucht. Ich glaube nicht, dass wir es jemals herausfinden werden. Lass uns einfach annehmen, dass nichts passiert ist, okay?«
Eine vage Erinnerung an das, was passiert war, kehrte plötzlich zurück. Es erschien Laura eigentlich nicht wie »nichts«, es war wirklich fantastisch gewesen – mit oder ohne richtigen Sex.
»Ich gebe nicht auf, bis ich es weiß«, erklärte Monica. »Du wirst niemals deinen Frieden finden, wenn du es nicht erfährst. Wir gehen jetzt in den Pub, holen uns etwas zu trinken, bevor es voll wird, und dann stelle ich ihm noch ein paar
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