Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
vielleicht nicht wirklich auf der Höhe – ich habe solche Kopfschmerzen, dass mein Gehirn offenbar verkümmert ist – doch wie zur Hölle willst du das anstellen?«
»Ich denke mir was aus.« Monica schenkte ihr eines ihrer unwiderstehlichen Lächeln, aber Laura war nicht überzeugt.
6. Kapitel
D ie zweite Lesung war genauso gut besucht, obwohl sie am Nachmittag stattfand. Wenn das ein Gradmesser dafür war, wie viele Leute seinetwegen auf das Somerby-Festival kommen würden, dann verstand Laura, warum alle Dermot Flynn so gern engagieren wollten. Vielleicht, sagte sie sich, liegt das nur an dem Einheimischen-Bonus. Aber obwohl viele Stimmen um sie herum irisch klangen, hörte sie auch eine ganze Menge englischer und amerikanischer Akzente.
Diesmal versteckte Laura sich ganz hinten. Ihr Kater war jetzt gnädigerweise nur noch ein entferntes Echo, doch was auch immer gestern Abend passiert war oder auch nicht – Dermot wiederzusehen würde sehr peinlich werden. Obwohl, falls sich herausstellen sollte, dass sie sich tatsächlich geliebt hatten (selbst in ihrer Fantasie fand Laura, dass es nicht der richtige Ausdruck war), dann würde sie ihn auf sein Versprechen festnageln. Aber wie schrecklich traurig – tragisch eigentlich –, dass sie so betrunken gewesen war, dass sie nicht sicher war, ob es passiert war oder nicht! Mal angenommen, sie hatte dem Mann ihre Unschuld geschenkt und konnte sich dann nicht mehr daran erinnern! Natürlich war das, was sie für ihn empfand, nicht wirklich Liebe, das war Laura klar, doch es war die Art von Bewunderung, die junge Frauen normalerweise für Sänger oder Filmstars reservierten. Sich an die Geschehnisse dann nicht erinnern zu können war unverzeihlich.
Monica war einverstanden gewesen, weiter nach vorn zu gehen, damit sie ihm ihre Frage stellen konnte, bevor alle wieder in den Pub aufbrachen. Laura musste die Wahrheit so bald wie möglich herausfinden, doch beide Frauen hatten sich geschworen, sich nicht länger im Pub aufzuhalten als nötig.
Die »Wie-zur-Hölle-willst-du-das-anstellen«-Diskussion war noch eine Weile weitergegangen.
»Wie wär’s mit: ›Hatten Sie jemals Sex mit einer Jungfrau, und wenn ja, wie lange ist das her?‹«, schlug Monica vor.
Laura war mehrere Sekunden lang zu schockiert gewesen, um zu sprechen, und hatte dann erst realisiert, dass Monica scherzte. »Warum um den heißen Brei herumreden, Mon? Warum ihn nicht direkt fragen?« Laura kicherte jetzt, was Monica von Anfang an beabsichtigt hatte. Aber es klang ein bisschen hysterisch.
Sie versuchte es erneut. »Wie steht’s mit: ›Haben Sie die Sexszenen in ihren Büchern jemals ausgelebt, und wenn ja, wann?‹«
Laura hörte auf zu kichern und wurde wütend. »Nein! Es gibt keine Sexszenen in seinen Büchern, die uns auch nur den entferntesten Anhaltspunkt liefern würden!«
Monica zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, ich habe sie nicht gelesen.«
»Das ist total offensichtlich!«
»Jetzt mach mal halblang! Ich tue dir einen Gefallen, vergiss das nicht!«
Laura war zerknirscht. »Entschuldige! Ich war scheußlich zu dir. Ich habe mich selbst in diese Situation gebracht, deshalb sollte ich auch allein dafür sorgen, da wieder rauszukommen. Warum solltest du dich an meiner Stelle lächerlich machen? Wenn ich doch nur nicht so ein Idiot wäre!«
»Hör zu, das ist in Ordnung. Du musst dich nicht noch länger kasteien. Büßerhemden sind so altmodisch, fast schon steinzeitlich. Ich denke mir etwas aus, wenn es so weit ist, damit es natürlicher klingt.«
Laura war nicht beruhigt. »Ich habe schon jede Menge Lesungen und Signierstunden organisiert, und ich war auch bei einigen, die ich nicht organisiert hatte, und niemand hat den Autor jemals nach seinem Sexleben gefragt.«
Monica blieb gelassen. »Aber ich bin eine Furcht einflößende Rocksängerin. Ich kann Sachen fragen, die ihr Literaturtypen nicht stellen würdet.« Sie setzte einen unbekümmerten Gesichtsausdruck auf, der Laura vielleicht überzeugt hätte, als sie sie vor ein paar Wochen zum ersten Mal gesehen hatte. Doch inzwischen war ihr klar, dass die »Furcht einflößende Rocksängerin« oder, in Monicas Fall, die »Furcht einflößende Swing-Band-Sängerin« ein Image war, das Monica mit der rosa Perücke und den falschen Wimpern überstreifte.
»Ich sollte das selbst herausfinden. Ich bin sicher, wenn ich betrunken genug bin … Verdammt, als ich das letzte Mal betrunken war, wollte ich sogar mit ihm
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