Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
können.«
»Doch, das tun sie! Lassen Sie uns aber nicht darüber streiten. Es wird Zeit für den Tee. Ihr Engländer müsst ja euren Tee haben, ist es nicht so? Ich habe alles dabei.«
»Die Thermoskanne ist eine wunderbare Erfindung«, murmelte sie.
»Ja, das ist sie, doch damit haben wir nichts am Hut. Ich habe meinen Vulkankessel dabei.«
Sie setzte sich auf. »Ihren was? «
»Kennen Sie so etwas in England nicht? Wie furchtbar rückständig Sie da drüben doch sind!«
Sie sah zu, wie er eine Ausgabe der Irish Times und einen großen zylindrischen Gegenstand in einem Kordelzugbeutel aus seinem Rucksack holte. Er nahm eine Metallrolle heraus und fing dann an, die Zeitungsseiten zu zerreißen und in die Öffnung in der Mitte zu stecken. Als die ganze Zeitung verbraucht war, nahm er den Korken ab, der obendrauf saß. »Okay, ich hole jetzt etwas Wasser.«
Er zauberte eine kleine Flasche aus dem Rucksack. »Sie können sich wieder hinlegen und schlafen, wenn Sie möchten. Es dauert vielleicht eine Weile, bis ich wieder zurück bin.«
Sie schloss die Augen. Es war so herrlich. Der Gedanke, nachher auf die Fähre zu gehen und zurück nach England zu fahren, überschattete ihre Freude, deshalb verscheuchte sie ihn. Lebe für den Moment, sagte sie sich selbst und benutzte einen Spruch, der auf den Erbauungspostkarten stand, die sie im Buchladen verkauften. Genieße, was du hast, zitierte sie noch eine.
Dermot kam bereits ein paar Minuten später zurück. Er goss Wasser in den kleinen Ausgießer oben im Kessel und steckte dann das Papier an.
»Wie funktioniert das?«, fragte sie, fasziniert und amüsiert.
»Das brennende Papier in der Mitte heizt das Wasser in dem umgebenden Mantel auf. Eine Ausgabe der Times oder der Irish Times reicht, um es zum Kochen zu bringen. Madam kann ihren Tee in ein paar Minuten bekommen.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass Madam Tee verlangt hat, er wurde ihr angeboten.«
»Keine Haarspaltereien.«
»Nein, das wäre wohl zu grausam«, stimmte sie ihm zu.
»Sie sind eine Verrückte, deshalb würden Sie trotzdem eine Diskussion vom Zaun brechen.«
Die Sonne, die so enthusiastisch geschienen hatte, verblasste. Laura legte sich in die Heide, obwohl ihr langsam kalt wurde. Ihr gefiel es, dass Dermot sie für eine Verrückte hielt – gerade sie, die drüben in England beinahe langweilig tüchtig und vorhersehbar war.
Er steckte Teebeutel in Becher und goss das kochende Wasser aus dem kleinen Ausgießer im Wassertank. Die Milch gab es aus einem Marmeladenglas.
Sie saßen kameradschaftlich zusammen, hielten ihre Becher mit Tee fest und blickten aufs Meer. Ein paar Wolken sammelten sich jetzt am Himmel, und ein kalter Wind kam auf.
»Danke, dass Sie mich hergebracht haben«, meinte sie und wusste, dass der bevorstehende Abschied ihr sehr schwerfallen würde. »Es war ein herrlicher Tag.«
»Das fand ich auch«, erwiderte er. »Sie sind eine tolle Begleiterin.«
Sie trank von ihrem Tee.
»Verdammt, jetzt habe ich den Kuchen vergessen. Hier.« Er reichte ihr eine Plastikdose mit Früchtebrot-Scheiben. »Wann fährt noch mal Ihre Fähre?«, fragte er, als sie sich eine nahm. Das war der Moment, da sie wusste, dass ihr perfekter Tag vorbei war.
Sie sagte es ihm.
»Ich bringe Sie rechtzeitig zurück. Und ich werde zu Ihrem Literaturfestival kommen, ohne dass Sie etwas dafür opfern müssen, wenn Sie niemandem von meiner Teilnahme erzählen – zumindest der Presse nicht. Nicht bis ganz kurz vorher jedenfalls. Ich möchte mit all der Publicity nichts zu tun haben.«
Laura kamen die Tränen. »Danke«, flüsterte sie heiser und hoffte, dass er den kalten Wind für ihre wässrigen Augen verantwortlich machen würde.
8. Kapitel
B eachte die Hunde gar nicht, sie gehen irgendwann aus dem Weg«, meinte Fenella und öffnete die Tür zu Somerby weit.
»Hallo, Hunde«, sagte Laura und fragte sich, warum sie mit Fens Rudel gut zurechtkam, obwohl sie ihr völlig den Weg versperrten, wenn ihr das Gleiche auf einer bestimmten Farm in Irland so bedrohlich erschienen war. (Vermutlich weil keiner von diesen Hunden knurrte oder die Lefzen hob.) »Sind da noch ein paar neue dabei, oder sind die mir nur nicht aufgefallen, als du sie neulich bei meiner Abfahrt rausgelassen hast?«
»Ich passe auf die beiden Tibet-Terrier meiner Schwester auf, solange sie im Urlaub ist. Treacle und Toffee. Ich werde Sie ihr nicht wieder zurückgeben, aber das weiß sie noch nicht.«
»Sie sind wirklich
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