Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
beruhigt. Es tut mir leid, dass sie Sie so belästigt hat. Sie war nur besorgt um mich, aber es muss total peinlich gewesen sein.«
»Überhaupt nicht«, erwiderte er sanft. Laura konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. »Mir wurden schon schlimmere Fragen gestellt, glauben Sie mir.«
»Wirklich? Sie sahen auch nicht verlegen aus, muss ich sagen.«
»Dann konnten Sie das sehen, ja? Obwohl Sie so weit hinten standen?«
»Ja. Es ist ein ziemlich kleiner Saal.« Dann hatte das Verstecken in der letzten Reihe also wieder nichts genutzt.
»Und ich habe ihn gefüllt. Sie müssen sich nicht mehr darüber auslassen, dass ich ein großer Fisch in einem kleinen Teich bin oder so.«
»Das würde mir im Traum nicht einfallen! Ich bezweifle nicht, dass Sie die Albert Hall füllen könnten, wenn Sie dazu bereit wären, dort aufzutreten, doch …«
»Ich weiß nicht, ob das stimmt«, meinte er abweisend, dann fuhr er fort: »Und da ist noch etwas. Ich verspreche Ihnen, dass Sie sich daran erinnern würden, wenn wir uns geliebt hätten, betrunken oder nicht.« Er hielt inne. »Waren Sie wirklich so weggetreten? So wirkten Sie gar nicht.«
Sie seufzte. Betrunken zu sein war eine bessere Ausrede für ihr Verhalten als Liebe – Hörigkeit – Lust … Laura konnte sich immer noch nicht entscheiden, wie sie ihre Gefühle für ihn definieren sollte. »Ich bin es nicht gewohnt, Whiskey aus großen Gläsern zu trinken.«
»Nein, ich schätze, nicht.«
»Und die Tatsache, dass ich noch Jungfrau bin, ist nichts, was ich Leuten normalerweise auf die Nase binde.«
»Es ist aber auch nichts, für das Sie sich schämen müssten.«
»Nein, doch in meinem Alter ist es ein bisschen … na ja, merkwürdig.«
»Gibt es einen Grund dafür?«
»Nein. Nur dass ich noch nie einen Mann getroffen habe, der mir gut genug gefiel.« Sie wurde rot und betete, dass seine Augen immer noch geschlossen waren und er ihr Erröten nicht bemerkte. Sie hatte quasi eingestanden, in ihm den Mann getroffen zu haben, der ihr gut genug gefiel.
»Ich muss Ihnen auch etwas gestehen.«
»Was?«
»Ich leide seit fast fünfzehn Jahren unter einer Schreibblockade.«
»Oh mein Gott.« Laura war sprachlos. Das war ein krasses Eingeständnis!
»Ich erzähle Ihnen das, weil ich finde, dass Geständnisse auf Gegenseitigkeit beruhen sollten. Sie haben mir ein Geheimnis anvertraut, und ich habe sonst niemanden, mit dem ich über meines reden könnte.«
Sie fühlte sich unglaublich privilegiert, auch wenn seine Leser es vermutlich schon ahnten.
»Eigentlich ganz verständlich.« Es schien ihm wichtig zu sein, sich zu rechtfertigen. »Zwei Bücher direkt auf der Bestsellerliste und nominiert für diverse Literaturpreise …«
»Und die meisten davon haben Sie gewonnen.«
»Das habe ich.« Er klang verlegen. »Jetzt warten alle nur darauf, dass ich versage.«
Sie wollte widersprechen, doch er hatte recht: Die Literaturszene konnte grausam sein. Autoren wie Blumen zurechtstutzen, falls sie zu groß wurden, das war ihre Lieblingsbeschäftigung. »Weiß ihre Agentin davon?«
»Nein, und sie darf es auch nicht wissen. Ich wimmle sie ab, wenn sie mich anruft, behaupte, an einem dicken Buch zu schreiben, was angeblich Jahre in Anspruch nimmt – und auch schon Jahre dauert.«
»Kauft sie Ihnen das ab?« Laura war ziemlich sicher, dass Eleanora das keinen Moment tat.
Er lachte reuevoll. »Sie würde viel lieber endlich etwas von mir ver kaufen.«
Laura stimmte in sein Lachen ein. »Es gibt keinen Verleger da draußen, der nicht Millionen oder zumindest Hunderttausende für ein neues Buch von Ihnen bezahlen würde.«
»Ich weiß. Und ich könnte das Geld selbst gut gebrauchen.«
»Sie können diesen Leuten doch drei Kapitel anbieten – die müssten gar nicht so gut sein – und dann um einen Vorschuss bitten, oder nicht?«
»Das, junge Dame«, sagte er mit strengem Tonfall, »wäre nicht anständig.«
Sie seufzte. »Wahrscheinlich nicht. Aber viele Schriftsteller würden es trotzdem tun.«
»Ich glaube, wenn ich so dreist wäre, dann würde meine Schreibblockade chronisch werden. Die Schuldgefühle würden es mir noch schwerer machen. Wir Iren fühlen uns immer schuldig, wussten Sie das?«
»Tatsächlich?« Sie wollte nicht ungläubig klingen, aber das tat sie. Um es zu überspielen, sagte sie: »Oder Sie könnten Kurse im kreativen Schreiben geben. Diese Kurse finden an sehr exotischen Orten statt. Ich nehme nicht an, dass man Ihnen viel zahlen würde,
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