Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
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Vielen Dank, Eleanora!, dachte Laura und las weiter.
Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, jedes Wort zu lesen. Wenn es Ihnen nicht gefällt, dann hören Sie auf. Die ersten paar Seiten sollten Ihnen sagen, ob derjenige schreiben kann oder nicht, wahrscheinlich reicht sogar weniger. Dann sehen Sie sich das Exposé an, ob die Geschichte über genug Handlung verfügt. Suchen Sie nur die Vielversprechenden raus, und dann eins nach dem anderen.
Einen Moment fragte Laura sich, ob Eleanora im letzten Satz das Wort »lesen« vergessen hatte. Aber dann wurde ihr klar, was sie meinte: Sie sollte alle Manuskripte durchgehen und Entschuldigungen finden, um möglichst viele abzulehnen.
Sie stieg die Treppe wieder hinauf. Trotz der logistischen Anstrengung, sich durch das viele Papier zu kämpfen, war sie ziemlich aufgeregt. Vielleicht entdeckte sie, wie Dermot gesagt hatte, das nächste große Talent. Möglicherweise würde die Arbeit ihr eine Chance bieten, einmal als Lektorin zu arbeiten, etwas, das sie sich schon immer gewünscht, aber von dem sie stets geglaubt hatte, es läge außerhalb ihrer Möglichkeiten. Doch es war auch eine große Verantwortung, und Laura machte sich Sorgen, dass sie gute Texte vielleicht nicht von schlechten würde unterscheiden können. Zumindest hatte Eleanora ihr geraten, nicht das ganze Manuskript zu lesen, wenn es ihr nicht gefiel, deshalb konnte es eigentlich nicht allzu lange dauern. Laura hastete den letzten Treppenabsatz hinauf, weil sie gern so schnell wie möglich anfangen wollte. Ihre Müdigkeit war angesichts der Herausforderung, die vor ihr lag, verflogen. Wenn sie es nicht schaffte, dann musste sie es Eleanora sofort mitteilen.
Es war, wie sie feststellte, ziemlich einfach, gute Texte von schlechten zu unterscheiden. Schließlich musste sie nicht entscheiden, welche davon für den Markt taugten, etwas, das sie von Henry gelernt hatte. Sie musste nur bestimmen, wer schreiben konnte und wer nicht. Und zwei Stunden später wurde ihr klar, dass keiner dieser angehenden Schriftsteller es konnte.
Einige hatten so hölzerne Dialoge, dass es Beispiele aus einem Grammatikbuch hätten sein können. Bei anderen waren einem die Figuren schlichtweg zuwider, oder sie hatten überhaupt keine Substanz. Nicht einer der Texte konnte eine Handlung aufweisen. Laura war sehr deprimiert und beschloss, Eleanora so bald wie möglich deswegen anzurufen. Außerdem brauchte sie dringend einen Laptop. Sie hatte zu Hause keinen Internetzugang, und es ließ sich kein Literaturfestival organisieren, wenn man nicht einmal eine E-Mail verschicken konnte.
Eleanora war nicht da, als sie sie zu erreichen versuchte, doch sie rief kurz darauf zurück. »Laura? Süße? Sind sie sehr schrecklich?«
»Sie sind grässlich«, antwortete Laura. »Ehrlich gesagt wollte ich immer die ersten fünfzig Seiten lesen, um fair zu sein. Ich habe nämlich gehört, dass Juroren das auch so machen, wenn bedeutende Preise verliehen werden. Aber nach ein paar Texten konnte ich das nicht mehr aushalten.«
»Machen Sie sich nicht so viel Stress, Süße. Die meisten werden grässlich sein, aber wie viele haben Sie denn bis jetzt gelesen?«
»Fünfzehn. Sie kamen alle an einem Tag an.«
»Nur fünfzehn? Dann brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Es werden mindestens hundert werden.«
»Hundert?« Laura sog scharf die Luft ein. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wie klein meine Wohnung ist – nein, natürlich haben Sie das nicht. Tut mir leid.« Sie hielt inne. »Ich muss die doch nicht alle zurückschicken, oder?«
»Wollen Sie damit sagen, dass kein frankierter Rückumschlag dabei ist?« Eleanora war entrüstet.
»Na ja, ich glaube, bei den meisten schon …«
»Dann tüten Sie die Manuskripte einfach ein und geben sie bei der Post ab.«
»Ich habe kein Auto, und die Post ist meilenweit entfernt.« Laura wollte nicht nörglerisch erscheinen, doch sie war überzeugt davon, dass es eine Weile her war, seit Eleanora persönlich etwas »bei der Post abgegeben« hatte. Wusste sie nicht, wie viele kleine Postfilialen geschlossen worden waren?
»Na, dann warten Sie eben, bis jemand Sie fahren kann. Diese Leute wollen ihre Hoffnungen und Träume so schnell nicht zerstört bekommen. Lassen Sie sie ein paar Tage hoffen, bevor Sie ihnen absagen.«
Kurz danach beendete Laura das Gespräch. Sie musste ins Bett. Morgen würde sie sich um das Auto- und das
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