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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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ist ein Unterschied. Mord ist … Mord ist Diktatur. Ein Mensch entscheidet über das Leben eines anderen. Nimmt ihm die Hoheit über das eigene Leben. Das ist der Unterschied.

    Verstehen Sie?«
    »Und das wussten Sie erst hinterher?«, fragte Louise.
    »Nein, ich wusste es vorher. Ich dachte, es wäre nötig für das große Ziel. Aber ich habe mich getäuscht.«
    »Weil Sie in Panik waren?«
    » Getäuscht « , sagte Thomas Ilic angewidert.
    »Ich dachte … Ja. So muss man es wohl nennen. Ich war in Panik.«
    »Gehen wir endlich«, sagte Thomas Ilic.
    »Ja«, murmelte Mahr und erhob sich. Er war einen Kopf größer als Thomas Ilic, ging aber leicht gebückt. Im Flur griff er nach einer Reisetasche, die unter dem Treppenabsatz stand.
    Thomas Ilic nahm sie ihm aus der Hand, durchsuchte sie, gab sie ihm zurück.
    Louise öffnete die Tür.
    »Haben Sie sie festgenommen?«, fragte Mahr.
    »Wen?«
    »Shahida und Jamal.«
    Sie starrte ihn an. Die Gedanken klebten wieder. Mahrs Stimme und Wortwahl besagten, dass sie Shahida und Jamal hätten festnehmen müssen.
    Langsam, dachte sie. Shahida und Jamal, die Gesichter auf den Fotografien, das Ehepaar aus Islamabad. Sie waren von irgendjemandem gewarnt worden. Sie hatten Mahr angerufen, kurz bevor oder nachdem sie aus Rashids Wohnung geflohen waren. Sie hatten natürlich geglaubt, die Polizei wäre in Emmendingen gewesen, hätte ihre Landsleute festgenommen.
    Sie waren vor der Polizei geflohen.
    Haben Sie sie festgenommen?
    Sie schloss die Tür. Endlich war die Antwort da.
    Shahida und Jamal waren verfolgt worden.

    Mahr saß wieder, Louise und Thomas Ilic standen wieder.
    »Nicht die Polizei?«, sagte Mahr. »Nicht Sie?«

    »Nein«, sagte Louise fiebrig.
    »Aber wer dann? Wer um Himmels willen dann?«
    Sie suchte Thomas Ilic’ Blick, doch er hatte den Kopf gesenkt.
    Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen, er war weiß im Gesicht, kalkweiß. Es schien jetzt sehr schnell zu gehen. »Alles in Ordnung, Illi?«
    Er sah sie mit kleinen Augen an, nickte und blinzelte beruhigend. Alles in Ordnung, gib mir ein paar Minuten, ist gleich vorbei. Aber er wirkte nicht so, als wäre es gleich vorbei.
    »Wer dann?«, wiederholte Mahr.
    Sie musterte ihn. Ein Mann, der den Namen ihres Nachbarn angenommen hatte. Ein Mann, der vielleicht Amerikaner war, vielleicht auch nicht. Andere, von denen sie noch weniger wussten.
    Sie sagte nichts.
    Sie waren also auch hinter Shahida und Jamal her gewesen.
    Dann, am frühen Morgen, war etwas schief gelaufen – Shahida und Jamal waren gewarnt worden. Sie waren aus Rashids Wohnung geflohen, hatten Mahr angerufen und ihn um Hilfe gebeten. Wir werden verfolgt, hatte Shahida gesagt. Ich kann euch nicht helfen, hatte Mahr gesagt. Kommt nicht hierher, kommt auf keinen Fall zu mir. Alles ist verloren. Ich kann euch nicht helfen. Dann werden wir dich töten, hatte Shahida gesagt.
    Heute Nacht, in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr.
    Wir werden dich töten.
    Sie warf einen Blick auf die Terrassentür. Dahinter der Garten, die Thujenhecke, die Dunkelheit. Waren sie dort draußen?
    Waren Marcels Leute dort draußen?
    Thomas Ilic sagte: »Sie wollten Musharraf in Berlin oder Paris töten lassen.«
    Sie drehte sich zu ihm. »Illi, das hat Zeit, das soll er Andrele und dem BKA erzählen, das interessiert uns jetzt nicht, wir müssen jetzt …« Sie brach ab. Ja, was mussten sie jetzt tun?
    Sie mussten Adam Baudy nach dem Großen Tal fragen.

    Marcel und seine Leute finden. Shahida und Jamal retten.
    Die Mörder retten.
    Thomas Ilic räusperte sich, rieb sich die Nase, rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Wissen Sie, was Krieg ist?«
    Mahr runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht …«
    »Sie wollten helfen, einen Krieg zu entfachen. Wissen Sie, was Krieg ist?«
    »Illi, bitte, ich muss nachdenken, hilf mir nachzudenken! «
    »Sie wollten helfen, Musharraf in Berlin oder Paris zu töten.
    Sie haben ein Attentat in einer europäischen Millionenstadt geplant und Hunderte Tote in Kauf genommen. Sie wollten einen Krieg in Pakistan. Wissen Sie, was das ist, Krieg?«
    »Das hilft uns jetzt nicht weiter, verdammt!«, sagte Louise.
    Mahr schüttelte erregt den Kopf. »Nein, nein, das wollten wir nicht, wir haben das verhindert. Sie wollten Musharraf Anfang Juli in Berlin töten, und wir haben gesagt, nein, das können wir nicht zulassen, dann wollten sie es in Paris tun, aber wir konnten nicht zulassen, dass sie es in Europa tun, ihr müsst es in Pakistan

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