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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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risikobereit, lautlos, absolut professionell.«
    »Und er hat kein Wort gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Almenbroich deutete auf seine Armbanduhr und stand wieder auf. »Wir reden darüber.«
    »Noch was, Herr Almenbroich.«
    »Ja?«
    »Ich habe das Gefühl, dass Sie mehr wissen, als Sie mir sagen.«
    Almenbroich stutzte. Dann erwiderte er, das täusche, offenbar habe er sie mit seiner Paranoia angesteckt. Er lächelte, ging, nahm die Dinge, die er auch vor ihr verbarg, mit.

    Minutenlang saß sie an ihrem neuen Schreibtisch in ihrem neuen Büro fernab von ihrem Dezernat und ihren Kollegen, blickte auf das Poster mit den asiatischen Kindern und dachte über unerklärliche Gefühle, Paranoia, Selbsttäuschung nach.
    Almenbroichs Stimme hatte wie immer geklungen, das abschließende Lächeln war wie immer gewesen – freundlich, seriös, präsidial. Und doch … Gefühle hatten nun einmal den Vorteil und den Nachteil, dass sie mit dem Augenschein nicht übereinstimmen mussten.
    Schließlich ließ sie sich von der Auskunft Adresse und Telefonnummer der Kanzlei Uhlich & Partner geben und dann verbinden. Kanzleiöffnungszeit war, erklärte der Anrufbeantworter, zwischen neun und zwölf.
    Sie rief Barbara Franke an, die im Winter so viel für sie getan hatte, dachte lächelnd: die terre-des-hommes-Baba, hellbrauner Mantel, blonde Haare, Laptop, so schlank und schön, dass Anatol sie keines Blickes gewürdigt hätte.
    Und Richard Landen?
    »Das gibt’s nicht«, sagte Barbara Franke kauend. »Sie leben. «

    »Na ja, was man so leben nennt. Gestern hat einer seinen Hund auf mich gehetzt.«
    »Verklagen Sie ihn.«
    »Ich würde ihn lieber erschießen.«
    »Erschießen ist auch gut.« Barbara Franke fluchte, Honig auf der Hose. Louise bekundete ihr Bedauern. Sie lachten, dann sagte Barbara Franke: »Wir müssen uns mal treffen.«
    »Wie war’s heute am späteren Abend?«
    »Bin ich in einer Sitzung. Morgen früh? Gehen Sie mit mir joggen, sechs Uhr an der Kronenbrücke. Wir laufen an der Dreisam hoch nach Ebnet und zurück, da können wir uns viel erzählen. Sie wissen, dass ich beim Laufen am besten reden und zuhören kann.« Sie lachte wieder, Louise lachte mit, dann sagte sie zu. An ihrem Ohr raschelte es, Barbara Franke zog die Hose aus. Sie öffnete eine quietschende Tür, ging über Parkett, sagte:
    »Sie wollen doch irgendwas, richtig?«
    »Uhlich & Partner«, sagte Louise.
    »Nie gehört.«
    »Eine Kanzlei.«
    »Wo sind die?«
    »Hier, in Freiburg.«
    »Kenne ich nicht. Ich erkundige mich und ruf Sie an.«
    Dann war sie wieder allein mit der Frage nach Almenbroichs Geheimnis und den Kindern mit den roten Kutten. Sie erhob sich, nahm das Poster vorsichtig von der Wand. Illusion oder Realität, vergessen oder erinnern, tröstlich das eine, bitter das andere, schwer, sich zu entscheiden.

    Der WuG war noch nicht da. Sie ging zur »Datenstation«, wie das Dezernat 43 genannt wurde. Einer der Kollegen an den Terminals überprüfte die beiden Namen, Halid Trumic und Ernst Martin Söllien. Sowohl Trumic als auch – und damit hatte sie nicht gerechnet – Söllien hatten Aktenbestand. Trumic war wegen Rottweil 1992 erfasst worden, die Akte wurde bei den Kollegen in Rottweil geführt. Sölliens Akte lag in Freiburg. Er war Ende 2001 wegen Immobilienbetrugs verhaftet worden.
    Beide waren erkennungsdienstlich behandelt und fotografiert worden. Die Gesichter sagten ihr nichts.
    Ratlos verließ sie die Direktion. Waffenschmuggel und Immobilienbetrug – gehörte das eine zum anderen?

    Etwa eine halbe Stunde später stand sie zum ersten Mal seit Jahresbeginn wieder vor dem kleinen Günterstaler Haus mit dem Holzzaun, den Trittsteinen im Gras, dem Garten mit dem Teehaus. Die Weide trug jetzt Blätter, griff nicht mehr bedrohlich nach dem Dach, sondern hielt eher eine schützende Hand darüber. Keine einsamen Lichter hinter den kleinen Fenstern, es war längst hell. Ein Sommeridyll, zumindest äußerlich. Ein Haus, in dem sie nachts bestimmt gut schlafen würde.
    Sie hatte noch nicht entschieden, weshalb sie gekommen war.
    Um zu klingeln und ihr Glück zu versuchen oder um von dem Haus und Richard Landen Abschied zu nehmen.
    So ein Quatsch, dachte sie. Du wirst klingeln, Tommo hin, Tommo her, wir sind schließlich erwachsen.
    Sie blickte auf das Klingelschild. TOMMO/LANDEN.
    Komische Namen, sagte Niksch in ihrem Kopf. Ruhig, Nikki, antwortete sie stumm.
    Ja, sie würde klingeln, aber sie würde auf keinen Fall die Küche

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