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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Hände schlossen sich zum Fingerdreieck.
    Sie nickte. Da war es wieder, das unerklärliche Gefühl von gestern: Er vermutete oder wusste etwas, das er auch vor ihr geheim hielt.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Bei der Mitarbeiterin des Staatssekretärs.«
    »Richtig.« LKA und BND hatten auf die Namenslisten von Rottweil 1992 verwiesen und angedeutet, dass manche der dort aufgeführten Kroaten zum rechtsnationalistischen Flügel der HDZ gehörten, der »Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft«, einer Oppositionspartei. »Die hatten oder haben ein Büro in Stuttgart, und es kursierte damals das Gerücht, dass von dort Landsleute zum Waffenschmuggel aufgefordert wurden … Was wissen Sie über Kroatien?«
    »Wenig bis nichts.«
    Er lächelte. »Ich habe zu Hause ein wenig nachgelesen.«
    »Heute Nacht?«

    »Heute Nacht.« Er hob die Evian-Flasche an den Mund, trank, sagte dann, die ursprünglich rechtsnationale HDZ sei 1989 von Franjo Tudjman, dem späteren Staatspräsidenten, und anderen gegründet worden. Seit Tudjmans Tod vor einigen Jahren werde sie reformiert und sei nun eher in der rechten Mitte des demokratischen Spektrums anzusiedeln als am rechten Rand.
    Doch nach wie vor distanzierten sich manche Mitglieder nicht vom Ustascha-Staat der frühen Vierzigerjahre …
    Louise öffnete den Mund, Almenbroich hob die Hand –
    Erklärung folgt.
    Soweit er es verstanden habe, hätten die Kroaten nach dem Einmarsch der Deutschen 1941 den so genannten
    »Unabhängigen Staat Kroatien« gegründet, eben Ustascha. Was dort geschehen sei, wisse er nicht im Einzelnen, aber es habe offenbar Konzentrationslager gegeben, in denen hunderttausende Juden, Serben, Zigeuner und oppositionelle Kroaten von kroatischen Faschisten ermordet worden seien.
    »Man vermutet bei LKA und BND – ich wiederhole, Louise: bei LKA und BND –, dass sich baden-württembergische Neonazis und kroatische, HDZ-nahe Migranten zusammengetan haben, und zwar schon während des Jugoslawienkrieges Anfang der Neunziger …«
    »… und jetzt eine Privatarmee ausrüsten wollen?«
    Almenbroich zuckte die Achseln. »Dass auf dem Balkan europäische, darunter deutsche Neonazi-Söldner gekämpft haben, ist bekannt. Die Frage wäre eher: Was könnten diese Leute im Sinn haben? Ich habe aber ein anderes Problem mit dieser Geschichte, wie Sie wissen.«
    »Stimmt sie, oder sollen wir manipuliert werden.«
    »Wenn man von drei unterschiedlichen Seiten etwa zur selben Zeit etwa dieselben Informationen erhält, liegt der Gedanke an Manipulation nahe. Oder an Paranoia.«
    »Und an Panik.«
    »Wir wollen nicht übertreiben, Louise.«

    Sie lächelte. »Nicht bei Ihnen. Bei dem, der die Informationen streut, falls es sich um ein und denselben handelt.«
    Almenbroich nickte. Jedenfalls, sagte er dann, werde die Soko diesen Hinweisen natürlich nachgehen und sämtliche Namen auf den Listen von Rottweil 1992 überprüfen. Er sah auf die Uhr und erhob sich. Er war um sieben in seinem Büro mit Marianne Andrele verabredet. Sechs, sieben, acht Uhr morgens – die einzigen erträglichen Stunden des Tages. Er trank die Flasche leer. Mit einem müden Lächeln zog er das Stofftaschentuch hervor, wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
    »Muss ich mir um Sie Sorgen machen?«
    Almenbroich sah einen Moment lang aus, als wollte er umarmt und getröstet werden. Dann sagte er dankbar: »Nein, nein.« Sie wusste, dass er im Dienst keine Schwäche zeigen würde. Ein fünfundfünfzigjähriger Kripoleiter, der während eines so wichtigen Falles in der Sommerhitze kollabierte, wäre kaum zu halten.
    »Noch was.« Louise erzählte von dem Vermummten.
    Almenbroich setzte sich. »Das steht in keinem Protokoll.«
    »Rolf wollte es so.« Sie erklärte, weshalb. Almenbroich nickte. Er fand die Entscheidung gewagt, aber plausibel. »Nur zur Information«, sagte Louise, »Anselm glaubt, ich habe fantasiert.«
    »Rolf und Anselm«, sagte Almenbroich. »Es war keine gute Idee von mir, beide in die Soko zu holen.«
    »Ich schätze, es ging nicht anders.«
    »Es geht immer anders. Aber dieser Mann … Wer um Himmels willen …« Almenbroich schüttelte den Kopf, blickte sie ratlos an.
    Sie zuckte die Achseln. Es gab so viele Möglichkeiten. Die angenehmeren waren: ein Mitglied eines SEK, der GSG 9, irgendeiner anderen staatlichen Spezialeinheit. Vielleicht ein BND-Mann, ein V-Mann. Dann stünde er wenigstens auf ihrer Seite.

    »Beschreiben Sie ihn.«
    »Durchtrainiert, schnell, zielstrebig,

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