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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Sie Arme.« Die Großmutter streckte eine Hand aus.
    »Dr. Annelie Weininger, Büroleiterin.«
    »Louise Bonì, Kriminalhauptkommissarin.«
    Annelie Weininger lächelte. »Was kann ich für Sie tun?
    Möchten Sie ein Gespräch unter Frauen oder von Kommissarin zu Büroleiterin?«
    »Wir könnten je nach Laune wechseln.«
    »Gut! Dann machen wir es uns gemütlich.«
    Annelie Weininger ließ ihre Hand los, führte sie in eine Art Kaminzimmer mit hellbraunen Ledersesseln, brachte Kaffee, Kekse verschiedener Formen, Größen, Farben, eine Karaffe mit Wasser. Louise setzte sich, verdrängte die Peinlichkeiten, die sie Richard Landen zugemutet hatte. Gamma-Alkoholikerin in der Prodromalphase, sagte sie sich, er wird schon verstehen.
    Falls er zurückruft.
    Annelie Weininger schloss die Tür, ließ sich auf einem Sessel gegenüber nieder. An der Wand hinter ihr hingen Poster, die spielende, lachende, schmusende Kinder zeigten. An der Kaminwand hingen Poster von Städten im Sonnenlicht, Jerusalem, Rom, Berlin. »Fangen wir mit dem Wichtigen an«, sagte Louise.
    »Dem Liebeskummer.«
    »Dem Verbrechen.«
    »Oh.« Annelie Weininger nickte.
    Sie hoben die Tassen, tranken.
    Dann sagte Louise: »Dr. Söllien.«

    Ernst Martin Söllien, erzählte Annelie Weininger, hatte sich von einem befreundeten Bankangestellten in einen Immobilienbetrug hineinziehen lassen. Minderwertige Immobilien waren Klein-und Mittelverdienern als Altersvorsorge angeboten und dann dramatisch über Wert finanziert worden. Ein paar Jahre später waren sie zum Teil nur noch fünfundzwanzig Prozent des Kaufpreises wert gewesen. Einer der hoch verschuldeten Käufer hatte Selbstmord begangen, der Bank-Freund war zusammengebrochen, hatte gestanden, Sölliens Namen genannt.
    Es kam, wie es kommen musste: Verhaftung, Anklageerhebung, Ausschluss aus der Anwaltskammer, gesellschaftliche Ächtung.
    Die Ehe zerbrach, dann kam der Herzinfarkt, binnen zwei Tagen war Söllien tot. »Er hat mir so Leid getan, trotz seiner Fehler«, sagte Annelie Weininger. »Eine schreckliche Zeit für uns alle und vor allem für seine Familie.«
    »Ich brauche die Adresse seiner Exfrau.«
    »Witwe. Sie waren nicht geschieden.«
    Annelie Weininger verließ den Raum, kehrte mit einem Notizzettel und einer Fotografie zurück. Das zweite Foto von Ernst Martin Söllien, das sie sah. Ein dicklicher Mittvierziger, der in der Diele der Kanzlei stand, ein Glas Wein in der einen Hand, die andere zu einer lockeren Faust gekrümmt. Louise fand das Gesicht unangenehm. Kein Selbstbewusstsein, kein Bemühen um Haltung. Der Blick spiegelte zugleich Unterwürfigkeit und Verschlagenheit wider. Unter den Alterserscheinungen schimmerten kindliche Züge durch.
    »Es war schwer, ihn einzuordnen«, sagte Annelie Weininger.
    Ernst Martin Söllien hatte viele Eigenschaften gehabt, die einander widersprachen, als hätte er es im entscheidenden Alter versäumt, sich für eine grundlegende Wesensart zu entscheiden.
    Er hatte mit System betrogen, einfache Menschen um ihr Erspartes gebracht. Auf der anderen Seite war er den Kollegen gegenüber sehr freundlich gewesen, hatte keinen Geburtstag vergessen. Vor Gericht war er skrupellos gewesen, zugleich hatte er für soziale Einrichtungen gespendet, war Mitglied in einem Verein gewesen, der soziale Projekte in Pakistan unterstützte. »Es ist mir in diesen sechs Jahren nicht gelungen, mir ein Bild von ihm zu machen, das eine Woche später noch gepasst hätte.« Annelie Weininger seufzte. »Gibt es denn einen Grund, den Fall noch einmal zu untersuchen?«
    »Bis jetzt nicht«, erwiderte Louise. »Ich meinte mit
    ›Verbrechen‹ auch nicht Sölliens Immobilienbetrug, sondern illegalen Waffenhandel.«
    »Illegalen …« Annelie Weiningers Augen wurden groß.
    »Kirchzarten?«
    Louise nickte.
    »Aber welche Verbindung könnte es zwischen Kirchzarten und Dr. Söllien gegeben haben?«
    »Es gibt eine, und das führt zu der Frage, welche Verbindung es zwischen Kirchzarten und Uhlich & Partner geben könnte.«
    »Natürlich keine!«
    »Sagt Ihnen der Name Halid Trumic etwas?«
    »Nein.«
    »Mit welchen Rüstungsunternehmen arbeiten Sie?«
    »Sie wissen, dass ich diese Frage nicht beantworten darf.«
    »Dürfen Sie mir sagen, mit wem Sie nicht arbeiten?«
    »Das schon eher. Wenn es unter uns bleibt.«
    »Zavodi Crvena Zastava?«
    »Nein.«
    »›Nein‹ heißt?«
    »Wir arbeiten nicht mit ZCZ.«
    »Sie kennen das Unternehmen?«
    »Natürlich.«
    »Mal angenommen, Sie würden für

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