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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Außerdem war in Rottweil eine Pulverfabrik, die im Ersten Weltkrieg einen Großteil des Pulvers für die deutsche Infanterie produziert hat.
    In Karlsruhe sind die Industriewerke-Karlsruhe-Augsburg AG, die haben früher Landminen und Munition hergestellt. Dann haben wir in Friedrichshafen die Zahnradfabrik, die Getriebe und Lenkungen für Militärfahrzeuge baut, und die MTU, die Motoren für Panzer und Haubitzen baut, zum Beispiel für Indien und Korea. Ganz zu schweigen natürlich von DaimlerChrysler, die über ihre Beteiligung an der EADS überall sind und so ziemlich alles herstellen, zum Beispiel Atomwaffenträgerraketen, Minen, Streumunition. Hab ich was vergessen? Die Mauser-Werke waren auch in Oberndorf, in Ulm sitzt Walther, die kennen Sie ja. Im Kernforschungszentrum Karlsruhe haben wir in den Siebziger- und Achtzigerjahren pakistanische Wissenschaftler mit atomarem Know-how versorgt. Ach ja, und …«
    »Schon gut, schon gut, Sie haben ja Recht.«
    »Sie wollten Freiburg, Sie bekommen Freiburg. Ende der Siebzigerjahre hat ein Freiburger Ingenieur Chemie-Anlagen nach Pakistan geliefert, mit denen man Uran-Verbindungen produzieren oder umwandeln kann oder was auch immer. Über sechzig Lastwagen haben das Zeug transportiert, das muss man sich mal vorstellen. Pakistan bekam die vorletzten Komponenten für die Atombombe, der Ingenieur acht Monate auf Bewährung und eine Geldstrafe.«
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Pazifisten auf dem Kriegspfad.«
    Sie lachten.
    Louise richtete den Blick abwechselnd auf Straße und Gehwege, während sie Günterstal durchquerte. Das Nicht-Warten war beendet, das Nicht-Suchen hatte begonnen. Doch nirgendwo ging, stand, saß ein großer, schlanker Mann mit freundlich-distanziertem Blick, leicht geröteten Augen, einer kleinen Ansammlung grauer Härchen in der rechten Braue. Sie fuhr durch den Torbogen des einstigen Zisterzienserklosters, beschleunigte auf der Schauinslandstraße. Abschied nehmen oder wiederkommen?
    »Vergessen Sie die Namen der Uhlich-Mandanten nicht«, sagte sie.
    »Keine Sorge.«
    Sie beendeten das Gespräch.
    Louise warf einen Blick in den Rückspiegel. Beschloss, Abschied zu nehmen.
    Beschloss wiederzukommen.
    Beschloss mal dies, mal das.

    In Herdern beschloss sie anzurufen. Entnervt wählte sie Richard Landens Telefonnummer und sagte, als der Anrufbeantworter ansprang: »Ich bin wieder da, und ich hab Informationen über Taro, wenn es Sie interessiert.« Sie hielt, stieg aus, betätigte die Wahlwiederholung und sagte: »Louise Bonì, falls Sie meine Stimme nicht erkannt haben.«
    Zwei Anrufe innerhalb weniger Sekunden. Landen würde wissen, dass es dringend war.
    Sicher auch, weshalb.

    Während sie die Straße überquerte, versuchte sie, sich das letzte Telefonat mit Richard Landen in Erinnerung zu rufen. Sie wusste, dass sie viele Fragen gestellt hatte, aber nicht mehr, welche.
    Fragen, die sie besser nicht gestellt hätte – so viel immerhin wusste sie noch.
    Sie blickte auf das Haus auf der anderen Straßenseite, in dem Uhlich & Partner residierten. Ein hübsches zweistöckiges weißes Gebäude, im ersten Stock vor dem mittleren Fenster ein kleiner Balkon, das einzige Fenster im zweiten Stock in einer Gaube. Die Ecken des Hauses waren unverputzt und glichen schmalen grauen Säulen. Sie klingelte, ein Summer ertönte. Ein weicher Teppich, der Duft nach altem Holz, indirektes Licht empfingen sie. Sie betrat eine große, wandgetäfelte Diele, in deren Mitte eine lächelnde ältere Frau stand. Die Hände vor dem Bauch gefaltet, dezentes blaues Kostüm, goldgefasste Brille –
    eine junge Großmutter, der man ohne Weiteres Herzensgeheimnisse anvertrauen würde.
    Uhlich & Partner waren auf unangemeldete Hauptkommissarinnen vorbereitet.
    Sie erwiderte das Lächeln.
    Im selben Moment kehrte die Erinnerung an die Fragen zurück. Warum fliegen Sie nach Japan? Wann kommen Sie wieder? Warum sind Sie manchmal so sympathisch und manchmal so langweilig? Lieben Sie Ihre Frau? Wann sehe ich Sie wieder?
    Aber die Fragen waren nicht einmal das Schlimmste gewesen.
    Das Schlimmste hatte sie sich für das Ende des Telefonates aufbewahrt. Dann werden wir viel Zeit haben. Sie haben dreimal innerhalb von einer Woche bei mir angerufen, ich gehe also davon aus, dass Sie viel Zeit mit mir haben wollen. Oder?

    Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
    Die Großmutter hob die Brauen, das Lächeln blieb.
    »Liebeskummer«, sagte Louise und fühlte sich sehr wohl mit diesem Wort.
    »Oh,

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