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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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brutaler Mann, ein einsamer Mann. Sie nahm sich vor, beides nicht zu vergessen.

    Bermann und Schneider fanden den Hund. Er lag außerhalb des Grundstücks. Zwischen seinen Zähnen steckte ein Stück rohes Fleisch. Der Mörder hatte ihn vom Hof gelockt, dann erschossen.
    Sie warteten im Hof auf den Erkennungsdienst, die Sanitäter.
    Auch Löbinger, Marianne Andrele, Almenbroich und weitere Kripokollegen waren auf dem Weg, außerdem ein Zug Bereitschaftspolizisten aus Lahr, die bei der Suche nach Heinrich Täschle helfen sollten.
    Bermann fasste das Augenfällige zusammen. Keine Einbruchsspuren, keine Kampfspuren. Der Mörder war vermutlich nachts durch die Haustür gekommen, nach oben ins Schlafzimmer gegangen, ans Bett getreten, hatte dreimal geschossen, war gegangen. Viel mehr als die Projektile und ein paar Schuhabdruckspuren im Haus würden sie nicht finden.
    Doch ihr Verdacht hatte sich erhärtet. Der Mord an Riedinger legte nahe, dass Louise mit ihren Vermutungen in Bezug auf Ernst Martin Söllien und dessen Witwe Recht hatte.
    »Falls es nicht um was ganz anderes geht«, sagte Anne Wallmer.
    »Mach’s nicht noch komplizierter«, blaffte Bermann.
    Louise entfernte sich ein paar Schritte von den anderen, rief Andy Liebmann an. Er hatte den Posten nicht verlassen, niemanden nach Oberried geschickt – und keine Neuigkeiten in Bezug auf Heinrich Täschle. Seine Leute suchten überall, sagte er, allmählich wüssten sie schon nicht mehr, wo sie noch suchen sollten. In Oberried, Herrgott!, sagte Louise. Was soll der Henny denn in Oberried?, schrie Liebmann. Nach Riedinger fragte er nicht, und Louise beschloss, es dabei zu belassen. Ein verschwundener Postenleiter genügte offenbar, einen Mord würde Liebmann jetzt nicht verkraften.
    Bermann hatte nicht Unrecht: Hin und wieder waren Postenpolizisten Popos.
    Aber die gab es auch bei der Kripo.

    Als die ersten Wagen aus Freiburg in die Schotterstraße zu Riedingers Hof einbogen, bat sie Bermann, ihr die beiden Kirchzartener Polizisten zu überlassen. Er nickte stumm.
    Die Beamten kannten Lisbeth Walter nicht, wussten nichts von Täschles Verbindung zu ihr. Sie beschrieb ihnen den Weg, setzte sich dann nach vorn. Schweigend fuhren sie über die Landstraße. Louise sah Täschle vor sich und dachte an Riedinger. Wie sinnlos sein Tod gewesen war. Was der Mörder vermutlich hatte verhindern wollen, war längst geschehen –
    Riedinger hatte von Sölliens Interesse an der Weide erzählt.
    Eine Ahnung vom Morgen kehrte zurück: Jemand war in Panik geraten. Wer an unterschiedlichen Stellen zur selben Zeit dieselben Informationen streute, handelte nicht überlegt. Wer eineinhalb Tage brauchte, um einen Mann zu töten, der eine entscheidende Information nicht weitergeben durfte, erst recht nicht.
    Wer in Panik war, beging Fehler.
    Und das war gut und schlecht zugleich.

    Sie hatten Kirchzarten eben verlassen, als die Satie-Melodie erklang. Es war Alfons Hoffmann, der, wie er sagte, mit Elly eben den Bericht über ihr Gespräch mit Annelie Weininger las.
    Elly sei dabei etwas aufgefallen. In dem Bericht heiße es, Ernst Martin Söllien sei Annelie Weininger zufolge Mitglied in einem Verein gewesen, der soziale Projekte in Pakistan unterstützt habe beziehungsweise unterstütze.
    »Und?«, sagte Louise.

    »Halid Trumic hatte auch mit Pakistan zu tun.« Sie hatten, sagte Alfons Hoffmann, in der Soko darüber gesprochen, bevor sie dazu gekommen war. Anfang 1993 hatte die NATO in der Adria auf einem Frachtschiff Waffen, Jeeps und weiteres Kriegsmaterial gefunden. Die Ladung war aus Karatschi, Pakistan, über Istanbul und Triest gekommen und offenbar für die bosnischen Muslime gedacht gewesen. In diesem Zusammenhang war auch der Name Halid Trumic aufgetaucht; allerdings hatte man ihm nichts nachweisen können. Alfons Hoffmann lachte erschöpft, es klang wie das Hecheln eines Hundes. »Abgesehen davon, dass sowieso keiner wusste, wo er war.«
    »Unser Halid Trumic?«
    »Wär doch möglich.«
    »Kannst du das übers Geburtsdatum rausfinden?«
    »Wir versuchen es.«
    Vor ihnen tauchte Oberried auf. Links über dem Ort lag Lisbeth Walters Haus. Louise zeigte darauf, der Fahrer nickte.
    Sie hörte Alfons Hoffmanns schwere Atemzüge. Im Hintergrund fragte Elly nach dem Namen des Pakistan-Vereins. Alfons Hoffmann wiederholte die Frage. »Keine Ahnung«, sagte Louise, »fragt Annelie Weininger.« Sie unterdrückte ein Gähnen. Mit einem Mal war sie unendlich müde. Die halbdurchwachten

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