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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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und Jugend geprägt hatte – Rachmaninow einen Teil der Sechziger, Filbinger einen Teil der Siebziger. Sie hatte in ihrem Zimmer gesessen, den wuchtigen, sehnsüchtigen Klängen der Rachmaninow-Stücke gelauscht, die ihr Vater gespielt hatte. Am Klavier, mit Rachmaninow, den anderen Russen, Chopin, Liszt, war er für eine Weile tatsächlich der Mann gewesen, den ihre Mutter geheiratet zu haben glaubte. Der Mann, der ein Achtundsechziger hätte werden sollen. Ein leidenschaftlicher, romantischer Kämpfer, der an ihrer Seite gegen das Spießbürgertum und die Politik seiner Heimat Frankreich und ihrer Heimat Deutschland hätte aufbegehren sollen und am Ende doch nur eines hatte sein wollen: ein Spießbürger.
    Kein elsässischer Camus.
    Ende der Sechziger hatte er aufgehört, Rachmaninow zu spielen. Filbinger hatte Rachmaninow ersetzt. So einfach war das. Zumindest in der Erinnerung.
    »Kommen Sie, Kind«, flüsterte Lisbeth Walter.
    Louise öffnete die Augen. Lisbeth Walter stand neben ihr, hatte die Hand an ihren Arm gelegt. Sie erhob sich, ließ sich auf zitternden Beinen nach oben führen, ins »Lesezimmer«, zu dem Bett, in dem Täschle geschlafen hatte, ließ sich die Schuhe ausziehen, aus der Jeans helfen, ließ sich zudecken.
    Sekunden später schlief sie ein.
    Zwei Stunden später erwachte sie. Riedinger, Söllien und Trumic waren zurückgekehrt.

    Der Himmel hatte sich bewölkt, die Hitze weiter zugenommen, aus dem Höllental kam nicht einmal ein laues Lüftchen. Lisbeth Walter hatte alle Fenster und Türen im Erdgeschoss geöffnet, es half nicht viel. Louise trank im Stehen Eiscafé und starrte auf ihr Handy. Sieben Anrufe in Abwesenheit, doch sie brachte es nicht übers Herz, die Mailbox in Lisbeth Walters Haus abzuhören.
    Draußen, irgendwo in der Ferne der Realität, erklang eine Hupe.
    Sie gingen zusammen vor die Tür. Unter ihnen, am Anfang des Weges, stand ein Wagen des Reviers Freiburg-Süd. Eine Polizistin winkte. Louise winkte zurück. Unwillkürlich hob sie den Blick. Links des schmalen grauen Straßenbandes in der Ferne Riedingers Weide, rechts davon, hinter Bäumen verborgen, sein Hof. Zwei Streifenwagen fuhren von der Schotterstraße auf die Landstraße, ein ziviler Wagen bog in die Zufahrt ein. Sie fragte sich, wer in diesem Moment noch zusah, was dort unten geschah.
    Nicht die, die in Panik geraten waren.
    Die anderen. Die das Waffendepot gesprengt hatten.
    Sie wandte sich um. »Täschle hat Recht.«
    Lisbeth Walter schwieg.
    »Tun Sie’s für ihn.«
    Lisbeth Walter lächelte sanft. Ein Ja? Ein Nein?
    Sie umarmten sich.
    Ein Ja, bestimmt.

    Die Polizistin war sehr jung, sehr schüchtern, sehr verlegen.
    Louise erinnerte sich an sie, Lucie oder Trudi, vielleicht auch Susie. Sie hatten im Winter kurz miteinander gesprochen, bevor sie mit Bermann nach Liebau gefahren war und Hollerer und Niksch im Schnee gefunden hatte. Sie reichten sich die Hand.
    »Susanne Wegener«, sagte die Polizistin.
    »Susie.«
    »Ja.«
    Sie stiegen ein. Während sie durch Oberried fuhren, hörte Louise die Mailbox ab. Viermal Bermann, je einmal Richard Landen, Enni, Alfons Hoffmann. Dazwischen immer wieder der weinende Hollerer im Schnee, der tote Niksch in ihren Armen.
    Bermann fragte, ob sie okay sei. Richard Landen nannte die neue Telefonnummer, die sie schon hatte, und eine Handynummer, die sie noch nicht hatte, und wiederholte beide.
    Bermann sagte, Täschle habe durchgegeben, sie sei okay, aber sie hätte ja eigentlich auch selbst anrufen können, oder? Enni sagte: »Ich bin heut Abend im Imbiss, kommen Sie vorbei, Kommissar?« Bermann sagte, neben der Soko gebe es jetzt eine kleine Taskforce, da gehöre sie dazu, erste Zusammenkunft heute, achtzehn Uhr, in seinem Büro. Alfons Hoffmann sagte, wir haben was über den Pakistan-Verein, Luis. Bermann sagte, wir haben Ärger, Mensch, ruf an.
    Sie wählte seine Nummer.
    »Na endlich«, raunzte Bermann.
    »Was für Ärger? Wegen mir?«
    »Wie sollte es anders sein.«
    In der Soko, sagte Bermann, mehrten sich die Stimmen, die ihren Ausschluss verlangten. Bei Almenbroich waren Beschwerden eingegangen. Sie behindere die Ermittlungen, indem sie innerhalb der Soko für chaotische Zustände sorge. Sie sei aufgrund ihrer Krankengeschichte ein potenzielles Risiko.
    Sie sei verbohrt, undiszipliniert, unbeherrscht. Sie sei eine Einzelgängerin und nicht teamfähig.
    Louise lachte. Bermann lachte nicht. »So einfach ist es nicht, Luis.«
    »Erinnert mich nur an das, was du im

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