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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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die Visa beantragt?«
    »Gestern Morgen.«
    »Die Visa wurden gestern Morgen beantragt und gestern Mittag bewilligt?«
    »Bei Wissenschaftlern geht es eben manchmal schnell.«
    Thomas Ilic murmelte etwas, doch sie verstand nicht, was.

    »Aber nicht so schnell, oder?«, fragte sie.
    Der Verbindungsbeamte schwieg.
    »Wie lange dauert es normalerweise, bis ein Visumantrag genehmigt wird?«
    »Drei Wochen und länger.«
    »Kann man solche Genehmigungen beschleunigen? Hilft es, wenn man Beziehungen hat?«
    Der Verbindungsbeamte schwieg.
    »Ich brauche den Freiburger Namen«, sagte Louise.
    »Kommt per Mail.«
    »Das reicht nicht, ich brauche ihn sofort.«
    Thomas Ilic berührte ihre Schulter. Ruhe bewahren, höflich bleiben. Der Mann aus Islamabad ist ein Freund. Wir brauchen Freunde in Islamabad. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Der Vorname beginnt mit ›A‹, der Nachname beginnt mit ›R‹, die Straße beginnt mit ›G‹.«
    Der Verbindungsbeamte schwieg.
    Sie sah Thomas Ilic an. Er hatte die Brauen gehoben. Die Einladung war von Abdul Rashid ausgesprochen worden.
    »Noch etwas«, sagte der BKA-Mann.
    Das pakistanische Ehepaar war auf die Vierzehn-Uhr-Maschine von Pakistan International Airlines nach Amsterdam gebucht. Von Amsterdam würde es um zwanzig Uhr mit der Lufthansa nach Frankfurt fliegen, geplante Ankunft einundzwanzig Uhr dreißig mitteleuropäische Sommerzeit.
    Heute Abend, dachte Louise.
    Der Audi, schrieb Thomas Ilic. Die wissen es.
    Die wissen, dass die beiden kommen, dachte sie. Wie war das möglich?
    »Ich maile Ihnen die Fotos mit, dann können Sie sie identifizieren«, sagte der Verbindungsbeamte.
    Thomas Ilic wies mit dem Stift auf das PADE-Schaufenster.
    Sie begriff. Die Poster. »Woher kommen die beiden?
    Ursprünglich?«

    »Warten Sie.«
    Sie warteten.
    »Beide aus einem Ort nahe Panjgur. Südwestpakistan.«
    »Belutschistan?«
    »Belutschistan.«
    Louise bedankte sich. Der Mann sagte: »Wenn es für die Heimat ist.« Dann wurde die Verbindung unterbrochen.

    Louise rief Marianne Andrele an, Thomas Ilic rief Bermann an.
    Marianne Andrele sprach mit ihrem Offenburger Amtskollegen, dann hatten sie den Durchsuchungsbeschluss. Der Kollege würde in einer Stunde kommen, auch Bermann war auf dem Weg. Sie stiegen aus. Louise deutete auf einen Park jenseits der Hauptstraße, Thomas Ilic sah auf die Uhr und nickte. Sie ging voran. Sie musste reden, rekapitulieren. Je mehr sie erfuhren, desto unübersichtlicher wurde der Fall. Ein Schutzkeller, ein Waffendepot, das gesprengt wurde, ein zweites im Wald. Zwei Männer, die davonliefen, der Mord an Hannes Riedinger. Der Jugoslawienkrieg, ein Pakistan-Verein. Halid Trumic in Islamabad. Abdul Rashids Adresse auf Schengen-Visa, zwei Männer in einem Audi vor seinem Haus. Poster von Belutschistan, ein Ehepaar aus Belutschistan, das von Islamabad nach Freiburg kam.
    Der Park hieß Zwingerpark, lag an einem schmalen Fluss und war voller Bäume, Blumen, Brunnen. Thomas Ilic wandte sich einer Bank zu, Louise schüttelte den Kopf. Sie musste sich bewegen.
    Sie gingen schweigend an der wuchtigen Zwingermauer entlang. Der Himmel lag im weißen Dunst. Es war schwül, und endlich war ihr warm. Sie zog erst das eine Bayern-Sweatshirt aus, dann das andere. »Die Schlüsselfigur ist Halid Trumic«, sagte sie schließlich. »Er war zweiundneunzig bei dem Waffenprozess angeklagt, er wurde von Söllien verteidigt, später war er auf dem Balkan in Waffengeschäfte verwickelt, jetzt leitet er das PADE-Büro in Islamabad. Er ist die Schlüsselfigur.«
    »Ja«, sagte Thomas Ilic.
    »Kommen wir zu Rashid.«
    »Ja.«
    »Du machst das nicht gern, über die Fälle zu sprechen?«
    »Ich bin im Zuhören besser.«
    »Ich muss darüber reden.«
    »Dann passt es ja.«
    Sie lächelte. Im Winter hatte sie selten Gelegenheit gehabt, mit einem Kollegen über den Fall zu reden. Sie hatte selten Kollegen um sich gehabt. Kollegen, die mit ihr hatten reden wollen.
    Sie fuhr fort. »Abdul Rashid, Mitglied des PADE-Vorstands, habitilierter … habi-li-tierter Physikdozent. Wird von zwei Männern in einem Audi mit französischem Kennzeichen observiert und taucht als Einladender auf den Schengen-Visa eines pakistanischen Ehepaares auf, das innerhalb weniger Stunden Islamabad verlässt und heute Abend in Deutschland ankommt. Wir nehmen an, dass er deswegen observiert wird …
    weil die beiden kommen.«
    »Ja.«
    »Aber wir sind nicht sicher.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein, wir sind nicht

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