Bottini, Oliver - Louise Bonì 02
der?«
»Was für Geschichten?«, fragte Rolf Bermann hinter ihnen.
Es blieb dabei: Sie würden warten. Trotz Jinnah, trotz Balkan, trotz Musharraf, beziehungsweise gerade deswegen. Die Kollegen von der Direktion Flughafen Frankfurt würden, sagte Bermann, die Ankunft der Maschinen aus Dubai und Amsterdam beobachten, die Pakistaner observieren und nichts unternehmen. Die Freiburger würden auf Informationen warten, die Vereinsleute observieren und ansonsten ebenfalls nichts unternehmen.
Aber Bermann war unruhig. Auch ihm fiel das Warten schwer, dachte Louise. Vor allem ihm.
Sie wandten sich Richtung Ausgang.
»Ist der Kerl vertrauenswürdig?«, fragte Bermann.
Louise seufzte lautlos. »Welcher Kerl?«
»Der Verbindungsbeamte.«
»Wir kümmern uns später drum.«
»Wie heißt er?«
»Das war im Rauschen nicht zu verstehen«, sagte Thomas Ilic.
»Ihr habt seinen Namen nicht?«
»Nein«, sagte Louise.
»Es war ein Ferngespräch, Rolf. Es hat ziemlich gerauscht.«
»Und die hatten ein Gewitter in Islamabad.«
»Scheiße«, sagte Bermann, »ihr habt nicht mal seinen Namen? «
»Ruf Manu an, die kann ihn dir besorgen«, sagte Louise.
»Apropos«, meinte Thomas Ilic. »Wir müssen das BKA und den Generalbundesanwalt informieren. Und den Verfassungsschutz.«
»Und Stuttgart«, sagte Louise.
»Ja, ja, und Stuttgart.« Bermann wischte sich Schweiß von der Stirn. Sein dunkles T-Shirt war durchnässt. Jetzt roch sie den Schweiß auch.
»Hast du was von Almenbroich gehört?«
»Luis, lass mich in Ruhe mit Stuttgart und Almenbroich, ja?
Ich muss nachdenken. «Bermann blieb stehen. Hob eine Hand, starrte in die Ferne und fasste zusammen. Ein Ehepaar aus Islamabad, das dem Stamm der Jinnah aus Belutschistan angehörte, war unterwegs nach Freiburg zu Rashid. Drei Männer, die ebenfalls den Jinnah angehörten, waren von Karatschi aus unterwegs nach Emmendingen. Das Ehepaar würde gegen halb zehn in Frankfurt landen, die drei Männer zweieinhalb Stunden früher.
Sie nickte, obwohl er sie nicht ansah.
Falls die drei Männer aus Karatschi von Frankfurt mit einem ICE weiterfuhren, sagte Bermann, würden sie wohl irgendwann zwischen zehn und elf in Emmendingen oder Freiburg eintreffen. Das Ehepaar aus Islamabad würde den letzten ICE
am Frankfurter Flughafen kaum erreichen – er fuhr, wenn er sich recht erinnerte, gegen zehn vor zehn.
Vielleicht nahmen sie einen Mietwagen.
Vielleicht fuhren sie auch alle mit einem Mietwagen.
Vielleicht fuhren sie auch überhaupt nicht nach Freiburg oder Emmendingen. Vielleicht fuhren sie ganz woanders hin.
Sie gingen weiter.
Was PADE betraf: PADE übernahm das Fahndungsdezernat.
Die vier Mitglieder des Vorstands wurden ab sofort rund um die Uhr observiert – die Lehrerin in Ehrenkirchen, der Landtagsabgeordnete a. D. in Freiburg-St. Georgen, der Unternehmer in Lahr, Abdul Rashid im Stühlinger. Inzwischen waren auch die anderen Mitglieder des Vereins bekannt. Es waren drei: ein Rentnerehepaar aus Freiburg, die Mutter des Politikers. Das Rentnerehepaar befand sich seit Monaten im Zweitwohnsitz auf Mallorca, die Mutter des Politikers lebte in einem Seniorenheim nahe Stuttgart.
»Strohmänner«, sagte Louise.
»Ich weiß nicht«, sagte Bermann. »Die Mallorca-Rentner waren letztes Jahr in Panjgur.«
»Trotzdem. Ich meine, ein Rentnerehepaar auf Mallorca.«
»Rashid fliegt einmal im Jahr nach Panjgur. Dieser Politiker
…«
»Dr. Johannes Mahr«, sagte Thomas Ilic.
»Der fliegt dreimal im Jahr nach Panjgur.«
Am Eingang des Parks blieben sie wieder stehen. Es war vollkommen windstill. Auch Louise begann jetzt zu schwitzen.
Sie hob den Blick. Am Himmel standen noch immer dunkle Regenwolken im weißen Dunst. Aber es regnete nicht.
Bermann hatte sich bei der Landesstiftung Baden-Württemberg nach PADE erkundigt. Der Verein bekam seit dem Jahr 2000 Fördergelder für Projekte in Belutschistan. Kulturelle Projekte, soziale Projekte, landwirtschaftliche Projekte. »Das sind vielseitige Leute«, sagte er. »Gleichberechtigung der Frauen, Schulen, Aufforstung, Bewässerung. Viel Bewässerung.
Panjgur und die Gegend da müssen inzwischen unter Wasser stehen.«
Niemand lachte.
»Wissen wir, wer PADE gegründet hat?«, fragte Louise.
Thomas Ilic blätterte in seinem Schnellhefter. Die sieben Gründungsmitglieder waren Johannes Mahr, Aziza Mahr, Wilhelmine Mahr, das Mallorca-Ehepaar, die Lehrerin, Abdul Rashid.
»Wer ist Aziza? Mahrs Frau?«
Thomas Ilic blätterte,
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