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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Wort gesagt, hatte nur den Tee in der langwierigen Zen-Zeremonie zubereitet und mit ihr getrunken.
    Sie war davon überzeugt, dass er ihre Freude und ihre Furcht gespürt hatte. Trotzdem hatte er nichts gesagt. Als sie am Abend zu Bett gegangen war, hatte sie gedacht, dass die Freude und die Furcht zugleich da waren und nicht da waren. Sie hatte nicht den Eindruck gehabt, dass ihr dieser Gedanke helfen würde. Ein paar Tage später war sie gefahren und hatte sich noch immer gefreut und gefürchtet.
    Satie riss sie aus den Gedanken.
    Die ferne Stimme, der unverständliche Name. Sie machte Thomas Ilic Zeichen.
    »Die Sache mit Belutschistan«, sagte der Verbindungsbeamte.
    Für Belutschistan war nicht die Botschaft in Islamabad zuständig, sondern die Niederlassung in Karatschi. Also hatte er Karatschi angerufen. Karatschi hatte gesagt, dass drei Männer aus einem Ort nahe Panjgur dort gestern Morgen Schengen-Visa beantragt und sie gestern Mittag bekommen hatten.
    »Drei Männer aus Panjgur«, wiederholte Louise.
    »Ja.«
    Die Männer waren am Mittag zwölf Uhr fünfzehn Ortszeit an Bord des Fluges Emirates EK 601 Richtung Dubai gegangen.
    Von Dubai startete um vierzehn Uhr zehn Ortszeit eine Emirates-Maschine nach Frankfurt. Auf diese Maschine waren die drei Männer gebucht. Ankunft in Frankfurt neunzehn Uhr.
    Diesmal keine Geologen, sondern Bewässerungsexperten.
    Diesmal keine Freiburger Adresse, sondern eine Emmendingener.
    »Ich glaube allmählich, Sie bekommen ein Problem, Kollegin.«
    »Verdammt, ich brauche Namen. «
    Namen gab es nur per E-Mail. Sie fluchte im Stillen.
    »Noch etwas«, sagte der Verbindungsbeamte. Sowohl die drei Männer als auch das Ehepaar gehörten dem Stamm der Jinnah an. »Schon mal von denen gehört?«
    »Ich bitte Sie.«
    Der Mann lachte väterlich.
    Die Jinnah waren einer der zahlreichen Volksstämme Belutschistans. Stammesoberhaupt und Namensgeber war Kahlid Jinnah, nicht verwandt mit dem ersten Präsidenten Pakistans, Mohammad Ali Jinnah. Die Jinnah siedelten nahe Panjgur in einem Wüstenfort und umliegenden Dörfern. Wie die Bugti aus Quetta lieferten sie sich immer wieder Scharmützel mit Regierungssoldaten. Musharrafs Pakistan war ihnen zu amerikafreundlich.
    Und Pakistan war labil. Ein künstlicher Staat, 1947 entstanden, um Muslime und Hindus voneinander zu trennen. Das »Land der Reinen« und doch so konstruiert wie sein Name: P war Pandschab, A war Afghan Province, K war Kaschmir, I war Islam, S war Sindh, TAN war Belutschistan.
    Sie schüttelte den Kopf. Was man so alles erfuhr auf einer Bank im Zwingerpark in Offenburg an einem Tag des Wartens, Wartens, Wartens. Sie gähnte.
    »Langweile ich Sie?«
    »Ich nehme an, Sie wollen auf was Bestimmtes hinaus?«
    »Will ich, Kollegin.«
    Immer wieder brachen in Pakistan Konflikte zwischen Regierung und islamistischen Parteien, Stämmen, Regionen aus.
    Dass in Belutschistan und anderswo amerikanische Geheimdienstagenten und Soldaten unterwegs waren, um nach Taliban und Al-Qaida-Mitgliedern zu suchen, machte es nicht besser. Die Jinnah waren traditionsbewusste Muslime. Keine Extremisten, aber Fundamentalisten.
    »Und da schließt sich der Kreis«, sagte der Verbindungsbeamte. Der Bosnier T., die pakistanischen Jinnah.
    Wie Glaubensgenossen aus anderen Ländern hatten im Jugoslawienkrieg auf Seiten der bosnischen Muslime auch Jinnah gekämpft.

    Der Himmel hatte sich verdunkelt, Wolken hatten sich ins Weiß geschoben. Sie waren aufgestanden, gingen wieder. Louise erzählte Thomas Ilic von den Bewässerungsexperten, den Jinnah in Belutschistan, im ehemaligen Jugoslawien. Davon, dass sich der Kreis schloss. Endlich waren die Gegner greifbarer. Endlich war eine Geschichte entstanden. Waffen aus dem ehemaligen Jugoslawien für die Jinnah aus Belutschistan. Die Waffen wurden in einem Depot in Deutschland zerstört, die Jinnah kamen nach Deutschland. Knotenpunkte im Netzwerk der Kontakte waren Ernst Martin Söllien, Halid Trumic, einzelne oder alle Mitglieder des Vereins PADE.
    »Das ist die eine Geschichte«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Die andere Geschichte ist: Jemand bringt Semtex in dem Waffendepot an und jagt es in die Luft. Ein vermummter Mann leistet erste Hilfe. Zwei Männer in einem Audi mit französischem Kennzeichen observieren Abdul Rashid, erkennen Rolf, folgen mir in die Wiehre, verschwinden spurlos.«
    »Vielleicht nicht nur eine andere Geschichte, sondern mehrere.«
    »Und Riedingers Mörder? Zu welcher Geschichte gehört

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