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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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sicher.«
    »Weil wir nicht wissen, ob sie wirklich nach Freiburg kommen.«
    »Ja. Nein.«
    »Sag nichts, Illi.«
    Thomas Ilic lachte leise.
    »Falls Rashid wegen des Ehepaars aus Islamabad observiert wird: Woher wissen die Leute in dem Audi, dass sie kommen?
    Welche Verbindung besteht zwischen ihnen?«

    »Woher wissen wir, dass sie kommen?« Thomas Ilic zog die Oberlippe zwischen die Zähne. Er ging rechts von ihr, im Schatten der Bäume. Unvermittelt dachte sie an 1991. Sah die alten Männer in der Küche, seinen Vater, der verlangte, dass er mit ihm hinunterfuhr nach Kroatien in den Krieg. Sah Thomas Ilic in der Kantine der Stuttgarter Dienststelle von serbischen Gräueltaten sprechen.
    Mal war man Deutscher, mal nicht.
    »Und die Verbindung?«, fragte sie.
    »Wir wissen immer noch nicht, für wen die Waffen bestimmt waren.«
    »Für ein pakistanisches Ehepaar?«
    »Warum nicht? Waffen für einen kroatischen Obstimporteur, Waffen für ein pakistanisches Ehepaar.«
    Sie kehrten um. Louise ließ den Blick über die Wege vor ihnen gleiten. Eine alte Frau, die Tauben und Enten fütterte, ein paar Passanten, niemand, der über das normale Maß hinaus auffällig gewesen wäre. »Dein Vater importiert Obst?«
    »Er ging pleite, als das Embargo verhängt wurde. Er war auf Obst vom Balkan spezialisiert … Kirschen, Zwetschgen, Himbeeren, Brombeeren. Als vom Balkan kein Obst mehr kam, war es vorbei mit seinem Betrieb.« Thomas Ilic blieb stehen.
    »Aber das hatte auch sein Gutes.«
    Die Kirschen, Zwetschgen, Himbeeren, Brombeeren waren aus Serbien gekommen.

    Sie überquerten die Brücke, gingen auf das hellblaue Haus zu.
    Als sie es beinahe erreicht hatten, rief Bermann auf Thomas Ilic’
    Handy an und sagte, seid ihr schon drin, geht nicht rein. Wir ändern den Plan, zieht euch zurück. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen, niemanden erschrecken. Wir wollen nicht, dass die Pakistaner auf halbem Weg umkehren, weil die Kripo bei PADE aufgetaucht ist. Wir wollen, dass sie nach Freiburg kommen, wir wollen wissen, warum sie kommen und was sie vorhaben.
    Louise schüttelte den Kopf. Warten, warten, warten. Erst unfreiwillig, jetzt freiwillig.
    »Er hat schon Recht«, sagte Thomas Ilic.
    »Illi, wir suchen einen Mörder. «Sie nahm ihr Handy und rief Bermann an. »Wir suchen einen Mörder, wir suchen Marion Söllien, wir müssen da rein, Rolf.«
    »Wir warten, Luis.«
    »Ich geh da jetzt rein.«
    »Nein, nein, du wartest«, murmelte Thomas Ilic rechts.
    »Du wartest!«, schrie Bermann links.
    Der Chor der Zauderer.
    Sie bleckte die Zähne und blieb vor dem PADE-Fenster stehen. Warten, warten, warten. Natürlich hatte Bermann irgendwie Recht. Aber genauso hatte er irgendwie nicht Recht.
    Der alte Mann mit dem Turban sah sie aus schwarzen Augen an. Die schöne Frau blickte an ihr vorbei in die Ferne.
    Belutschistan.
    Waffen für ein pakistanisches Ehepaar? Für pakistanische Terroristen? Für Islamisten? Wer hatte verhindern wollen, dass die Waffen ihren Adressaten erreichten? Wer war der vermummte Mann?
    »Warten wir im Park im Schatten«, sagte Thomas Ilic. Er rief Bermann an, sagte ihm, wo er sie finden würde.
    Im Inneren des Büros waren Regale, weitere Poster, ein Schreibtisch zu erkennen. Auf dem Tisch herrschte Unordnung.
    Die Krankheit war plötzlich gekommen.
    Was tat PADE? Sie wussten so wenig.

    Im Park setzten sie sich auf eine Bank. Thomas Ilic blätterte in seinem Schnellhefter, sagte aber nichts. Er schloss den Hefter, sagte noch immer nichts.
    Sie verdrehte die Augen. Schweigen und warten – nicht gerade ihre Stärken.

    Sie versuchte, sich ein wenig zu entspannen. Atmete in den Bauch, beobachtete eine Mutter mit Kinderwagen, einen Jogger, zwei alte Männer, zwei alte Frauen. Auf einer Wiese saßen drei Mädchen im Studentinnenalter. Ein Hund pinkelte an einen Baum.
    Und Tauben und Enten, überall waren Tauben und Enten.
    »Musharraf war vor kurzem in Deutschland«, sagte Thomas Ilic. »Aber nicht in Freiburg, sondern in Berlin.«
    »Hm«, machte sie schläfrig. Musharraf in Deutschland? Sie versuchte, sich zu erinnern. Erinnerte sich nicht.
    »Vielleicht gibt es einen Zusammenhang.«
    »Wann war das?«
    »Anfang Juli. Da warst du noch nicht zurück.«
    Sie nickte. Anfang Juli war sie noch im Kanzan-an gewesen.
    Hatte sich auf Freiburg gefreut, hatte sich vor Freiburg gefürchtet, hatte die Rückkehr immer wieder verschoben.
    Einmal hatte Roshi Bukan gesagt: We drink tea, we talk. Aber dann hatte er kein

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