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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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schüttelte den Kopf. Mahrs Frau hieß Susanne. Eine Tochter hatten sie nicht, nur zwei Söhne.
    Wilhelmine war Mahrs Mutter.
    Aziza, dachte Louise.

    Bermann sagte: »Vielleicht war er ja schon mal verheiratet.«
    Sie gingen zum Parkplatz.
    »Und jetzt? Hat es überhaupt noch einen Sinn, dass wir beim Gemeinsamen Zentrum anfragen?«
    »Keine Ahnung, Luis«, sagte Bermann. »Findet es raus. Wir haben viel Zeit. Bis heute Abend gegen zehn passiert erst mal nichts.«
    Sie sah Thomas Ilic an, der ihren Blick erwiderte. Die Mütter Deutsche, die Väter nicht, die Kinder schienen zu wissen, was der andere dachte: Rolf Bermanns Wort in Gottes Ohr.

    13
    AUF DER KURZEN FAHRT NACH KEHL gerieten sie in dichten Grenzverkehr. Einmal standen sie minutenlang im Stau.
    Vereinzelte Regentropfen, groß wie Glasmurmeln, zerplatzten auf der Windschutzscheibe. Sie ließ den Blick zwischen Rückspiegel und Außenspiegel wandern. Immer wieder blaue Autos, schemenhafte Gesichter. Waren sie da? Sie hielt es für unwahrscheinlich. Weshalb hätte ihnen jemand nach Kehl folgen sollen?
    Und doch … Sie fühlte sich angesehen.
    Nachwirkungen des Mon Chéri? Sie grinste düster.
    »Darf ich?« Thomas Ilic deutete auf den Kassettenrekorder.
    Sie nickte. Der Rekorder war neu, die Kassette nicht – leiernd erklang Beethovens »Für Elise«. Sie wechselte auf Radio, französische Popmusik. »Danke«, sagte Thomas Ilic lächelnd.
    Als sie weiterfuhren, hatte der Regen schon wieder aufgehört.

    In ihrer Erinnerung war Kehl grau, belanglos, steif. Der deutsche Wurmfortsatz der französischen Schönheit Straßburg jenseits des Rheins. Vielleicht lag es an den Umständen – Kehl, die Stadt ihres Vaters.
    Heute fand sie es grün, nicht unhübsch, quirlig.
    Sie war vor neun Jahren zum letzten Mal hier gewesen. Mick hatte ihren Vater kennen lernen wollen. Ein Jahr vor der Hochzeit, sechs Jahre vor den Demütigungen. Sie hatten sich gut verstanden, der graue, belanglose, steife Vater und der zuvorkommende, charmante, gelassene Verlobte mit dem »von«
    im Namen. Der eine wollte seiner Tochter näher sein, der andere wollte blindes Vertrauen erzeugen. Der eine hatte sein Ziel nicht erreicht, der andere schon.
    Und das da, auf den Fotos, der hübsche Junge neben unserer Lou, ist das Germain?, fragte der Verlobte.
    Das ist Germain, Herr von Kyburg, sagte der Vater.
    Ich hätte ihn so gerne kennen gelernt, sagte der Verlobte.
    »Da vorn dann links«, sagte Thomas Ilic. Er hatte eine Kopie eines Kehler Stadtplanes aus seinem Schnellhefter gezogen.
    Louise lächelte schief. Mit Henny verlief man sich nicht, mit Illi verfuhr man sich nicht.
    Zumindest, so lange ihm keine Erinnerungen dazwischenkamen.

    Dann standen sie auf einem Parkplatz, der zwischen zwei imposanten vierstöckigen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert lag. »Wenn die so groß sind, wieso weiß ich dann so wenig über sie?«, murmelte Louise, während sie die sandsteinfarbenen Fassaden betrachtete.
    »Da ist nicht nur das GZ drin.«
    »Im Winter hätten wir sie gut brauchen können.«
    »Ihr hättet sie nur fragen müssen.«
    »Wir hätten sie wirklich brauchen können.«
    Thomas Ilic zeigte auf das kleinere der beiden Gebäude. Sie gingen zum Eingang. »Gehört zur Großherzog-Friedrich-Kaserne. Vor hundert Jahren war hier das Badische Pionier-Bataillon drin.«
    »Du hast dich vorbereitet?«
    Thomas Ilic lachte. Vor ein paar Jahren hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich ans GZ zu bewerben. Die erste binationale Behörde in einem Gebäude, eine alltägliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit – eine schöne Idee, hatte er gefunden.
    »Aber?«
    Er zuckte die Achseln. »Die falsche Grenze, das falsche Land.«

    Thomas Ilic hatte ein persönliches Gespräch mit einem Kriminalhauptkommissar arrangiert. Eine junge Polizeioberkommissarin führte sie zu einem Büro mit zwei Schreibtischen, zwei Computern, zwei Grünpflanzen. »Oh, er ist nicht da«, sagte sie verwirrt.
    Sie warteten im Flur.
    Louise schloss die Augen. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Für halbdurchwachte Nächte war in diesen wenigen Tagen viel zu viel geschehen. Sie dachte an Lisbeth Walters »Lesezimmer« und das gemütliche Bett mit der Täschle-Wärme, an Rachmaninow und ihren Vater, an die Sechzigerjahre, als sie Gemeinsamkeiten mit ihm noch nicht vermieden hatte. An Germain, der im Wohnzimmer auf seinem neuen gelben Fahrrad um den Esstisch herumgefahren war.
    Sie würde sich, dachte sie, gern in den

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