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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Sechzigerjahren ausruhen. Falls das nicht möglich war, dann wenigstens bei Lisbeth Walter.
    Sie öffnete die Augen. »Warum gibt es das GZ eigentlich?«
    »Eine gute Frage.« Thomas Ilic schmunzelte. »Wenn sie nicht ausgerechnet von einer Polizeibeamtin kommen würde.«
    Sie nickte, lächelte und gähnte zugleich.
    »Wegen des Schengener Durchführungsabkommens. Wenn es keine Grenzen mehr gibt, muss die Zusammenarbeit der Polizeien optimiert werden. Es hat eine Weile gedauert, bis die Politik das verstanden hat. Die Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich sind 1995 weggefallen, das GZ wurde 1999
    eingerichtet.«
    Thomas Ilic schien am Reden Gefallen gefunden zu haben.
    Insgesamt, fuhr er fort, arbeiteten im GZ etwa fünfzig Beamte von Grenzschutz, Zoll, Polizeien beider Länder. Ihre Aufgaben: besserer Informationsfluss, Unterstützung bei polizeilichen Ermittlungen, bei Demonstrationen, bei Castortransporten, Koordinierung von Fahndungen und anderen Einsätzen, Kooperation mit der Justiz.
    Teamarbeit im Grenzbereich.

    »Vor sechzig Jahren habt ihr euch noch umgebracht, jetzt sitzen eure Sicherheitsbehörden unter einem Dach. Das nennt man Vergangenheitsbewältigung. Wir haben uns in der Zwischenzeit wieder umgebracht.«
    Sie unterdrückte ein Gähnen. Ihr Blick glitt zum Fenster, das auf das größere der beiden Gebäude der ehemaligen Kaserne hinausging. In einem schmalen Streifen zwischen den Häusern war die Europa-Brücke zu sehen. Weit hinten, jenseits des Rheins, war der Himmel blau. Über der Heimat ihres Vaters schien die Sonne.
    Sie dachte an Rachmaninow, an Germain auf dem gelben Fahrrad.
    Ist Germain wieder bei Tante Natalie?
    Ja, ma chère, er ist bei Tante Natalie.
    Als sie 1983 an Germains Grab gestanden hatte, hatte sie sich geschworen, nie mehr zu Tante Natalie nach Gérardmer zu fahren.
    »Das könnten wir von euch lernen,
    Vergangenheitsbewältigung«, sagte Thomas Ilic. »Aber das ist schwer, wenn es so viele verschiedene Geschichten gibt und Fragen und man nicht weiß, was wahr ist und was nicht. Wenn man nicht weiß, wann was angefangen hat und wann was aufgehört hat …«
    »Illi, ich bin leider zu müde für solche Gespräche.«
    »Wenn es kompliziert ist«, sagte Thomas Ilic. »Das ist kein Gespräch, Luis. Das ist ein Monolog. Wenn ich Hunger habe, muss ich reden.«
    »Möchtest du einen zerbrochenen Keks vom Polizeiposten Kirchzarten?«
    Thomas Ilic schüttelte den Kopf und redete weiter.

    Zehn Minuten später saßen sie in dem kleinen Büro, aßen französische Kekse, tranken Wasser ohne Kohlensäure, tauschten kollegiale Floskeln mit Commandant Bertrand Allehuit aus, der sie »übernommen« hatte, weil der deutsche Zimmerkollege zu einem auswärtigen Termin hatte fahren müssen.
    »Übersetzt du?«, flüsterte Thomas Ilic. Sie nickte.
    » Je vous en prie! « , sagte Allehuit lächelnd und wechselte ins Deutsche. Er sprach es perfekt und ohne Akzent. Seine Stimme war warm, ernst, wundervoll. Er war hager, Anfang Fünfzig, vollkommen konzentriert. Wenn er sie über den Rand seiner Brille hinweg ansah, hätte sie geschworen, dass die ganze Behörde samt Allehuit nur für sie existierte.
    »Gut«, sagte sie schließlich. »Fangen wir an.«
    Allehuit nickte. Er war informiert, kannte ihre Fragen, die Zusammenhänge, hatte Antworten. Nein, französische Polizisten, die in einem gestohlenen Auto auf deutschem Boden eine Observation vornahmen – das war kaum vorstellbar. Und es war, zumindest in der Grenzregion, auch nicht notwendig. Es gab ja das GZ. Er lächelte.
    »Gestohlen?«, fragte Louise.
    »Am vergangenen Montag. Der Wagen gehört einem Versicherungsvertreter aus Marseille, den die Kollegen von der Gendarmerie Nationale mittlerweile befragt haben.« Keine Verdachtsmomente, keine auffälligen Verbindungen, Reisen in Krisenregionen, Kontakte, schon gar nicht nach Pakistan. Ein Opfer, kein Täter. Eine tote Spur.
    Allehuit reichte ihnen Kopien der Unterlagen aus Marseille.
    Sie überflogen sie. Louise sagte: »Und ein französischer Geheimdienst?«
    »Möglich ist alles, wahrscheinlich ist es nicht.«
    »Der französische Geheimdienst würde kein Auto mit einem französischen Nummernschild stehlen«, sagte Thomas Ilic. »Er würde ein Auto mit einem deutschen Nummernschild stehlen. Er will nicht auffallen, also stiehlt er ein deutsches Auto.«
    »Ich glaube nicht, dass er irgendein Auto stehlen würde«, sagte Allehuit milde.

    »Und ein pakistanischer Geheimdienst?«, fragte

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