Bova Ben - Asteroiden-Trilogie 2
Konferenztisch ein. Dann erhob Amanda sich langsam von ihrem Stuhl.
»Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte sie. »Ich muss versuchen, Kontakt zu meinem Mann aufzunehmen.« Sie drehte sich um und ging zur Tür.
Pancho wollte sich auch schon vom Stuhl erheben, doch dann besann sie sich und setzte sich wieder. »Also gut«, sagte sie, als Amanda den Konferenzraum verließ. »Nun steht einer Einigung, mit der wir alle leben können, wohl nichts mehr im Wege.«
Humphries nickte; es steht uns nichts mehr im Wege - außer Fuchs, sagte er sich. Aber er wird mir nicht mehr in die Quere kommen. Denn er hat nicht mehr lange zu leben.
Kapitel 54
»Werden Sie meine Besatzung freilassen, wenn wir auf Ceres sind?«, fragte Fuchs mechanisch und wie in Trance.
»Das steht nicht in meinem Ermessen«, erwiderte Harbin. »Diese Entscheidung wird von…«
»Von Martin Humphries getroffen, ich weiß«, sagte Fuchs.
Harbin musterte den Mann. Sie saßen am kleinen Tisch in der Bordküche der Shanidar, dem einzigen Ort im ganzen Schiff, wo zwei Leute sich ungestört unterhalten konnten. Die Luke zur Brücke war auf Harbins Anordnungen geschlossen worden. Fuchs hatte einen völlig desolaten und niedergeschlagenen Eindruck gemacht, als man ihn an Bord der Shanidar gebracht hatte. Ein Bild der absoluten Niederlage, sagte Harbin sich. Ein Mann gibt den Kampf auf, wenn er davon überzeugt ist, dass keine Hoffnung mehr besteht; der Sieg ist nah, wenn der Kampfgeist des Feinds schwächer wird. Als Fuchs jedoch eine anständige Mahlzeit eingenommen und ein paar Stunden Zeit gehabt hatte, sich mit der neuen Lage zu arrangieren, schien der Funke des Widerstands sich wieder zu entzünden.
Harbin sah, dass der Mann trotz der geringen Körpergröße einen starken Körperbau hatte. Wie ein Dachs, oder - wie hieß noch gleich dieses amerikanische Tier? Ein Vielfraß, erinnerte er sich. Klein, aber tödlich. Scharfe Zähne und völlige Furchtlosigkeit.
Harbin fragte sich, was geschehen würde, wenn Fuchs ihn anzugreifen versuchte. Er hatte keinen Zweifel, dass er trotz Fuchs’ offenkundiger Kraft und vermutlicher Wildheit mit dem Mann fertig würde. Es würde die Dinge wesentlich vereinfachen, wenn ich ihn in Notwehr töten müsste, sagte Harbin sich. Vielleicht gelingt es mir, ihn zu einem Angriff zu provozieren. Seine Frau scheint sein wunder Punkt zu sein.
Damit das plausibel wirkt, brauchte ich aber mindestens einen Zeugen, sagte Harbin sich. Und damit hatte die Sache sich auch schon erledigt. Mit einer dritten Person im Raum würde Fuchs wohl gar nicht erst auf die Idee kommen, Widerstand zu leisten. Und wenn ich ihn dazu provozierte, würde der Zeuge das auch sehen.
»Wo ist meine Besatzung?«, riss Fuchs ihn aus seinen Überlegungen. »Was haben Sie mit ihr gemacht?«
»Die Leute wurden auf meine anderen Schiffe verteilt«, sagte Harbin. »Nicht mehr als zwei Personen auf einem Schiff. Aus Sicherheitsgründen - so werden sie nicht auf dumme Gedanken kommen.«
»Ich erwarte, dass sie anständig behandelt werden.«
Harbin nickte. »Solange sie sich benehmen, wird ihnen auch nichts geschehen.«
»Und ich will, dass sie nach unserer Rückkehr auf Ceres freigelassen werden.«
Harbin musste ein Lächeln unterdrücken - Fuchs wurde immer unverschämter. »Wie ich Ihnen schon sagte, wird diese Entscheidung an höherer Stelle getroffen.«
»Ich übernehme die volle Verantwortung für alles, was geschehen ist.«
»Natürlich.«
Fuchs schwieg für eine Weile. »Ich glaube, früher oder später werde ich sowieso persönlich mit Humphries sprechen müssen«, sagte er dann.
»Ich bezweifle aber, dass er mit Ihnen sprechen will«, antwortete Harbin.
»Was meine Besatzung betrifft…«
»Mr. Fuchs«, sagte Harbin und stand auf, »es steht weder in Ihrer noch in meiner Macht, über das Schicksal Ihrer Besatzung zu entscheiden.«
Fuchs stand auch auf; er reichte Harbin kaum bis zur Schulter.
»Ich halte es für das Beste«, sagte Harbin, »wenn Sie den Rest des Fluges in Ihrer Kabine bleiben. Wir werden in weniger als sechsunddreißig Stunden Ceres erreichen. Ich werde Ihnen die Mahlzeiten bringen lassen.«
Fuchs sagte nichts und ließ sich von Harbin durch den Gang zur Kabine führen, die man ihm zugewiesen hatte. Es war kein Schloss an der Schiebetür, die so labil war, dass ein Schloss sowieso überflüssig gewesen wäre. Fuchs sah, dass Harbin schlau genug gewesen war, seine Besatzung zu trennen und die Leute auf die anderen Schiffe
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