Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
Vom Netzwerk:
machte der Weißkittel ein ärgerliches Gesicht und zog los. Sobald er im dampfenden Duschraum verschwand, tauschte ich meinen Schlafanzug und die Boxershorts mit denen von Three. Jetzt bloß hoffen, dass er nicht auf die eingenähten Etiketten achtete! Pfeifend marschierte ich unter die Dusche.
    »Okay, okay«, hörte ich Louis sagen. »Vermutlich kein Fan von Timbaland, was?«
    Ich habe Threes Schlafanzug auf links gedreht und sogar die Nähte durchsucht. Louis inspizierte mit zugehaltener Nase die Boxershorts, aber auch dort steckte kein Sender.
    Wir sind gerade stundenlang herumgelaufen. Der Nachtwächter saß wieder in seinem Zimmer an den Monitoren, ansonsten war kein Weißkittel weit und breit zu entdecken – ich nehme an, dass sie abends nach Hause gehen. Oben war wenig zu erleben, also beschlossen wir, den geheimnisvollen Flügel im Erdgeschoss zu untersuchen. Die Klassenräume und der Speisesaal waren verlassen. Wir gingen am Freizeitraum vorbei und bogen ein Stück dahinter um die Ecke. In diesem Teil des Gebäudes waren wir bislang noch nicht gewesen. Louis öffnete Tür um Tür mit seinem Pass. Wir sahen einen Versammlungsraum mit Tischen und Stühlen in U-Form und einen brummenden Kaffeeautomaten, Toiletten (nicht verschlossen) und ein paar Büros mit Aktenschränken.
    Den nächsten Raum fand ich interessanter. Der war als Ärztesprechzimmer eingerichtet. Ich fuhr mit meiner Hand über den Schreibtisch, am Computer entlang, über ein gerahmtes Foto und ein paar Büroartikel. An der Wand standen eine Behandlungsliege und ein Glasschrank mit einer ganzen Batterie von Arzneitöpfchen und -fläschchen. In einer Ecke des Zimmers war wiederum eine Tür. Sie war verschlossen, aber als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, konnte ich durch das kleine Fenster schauen. Es war eine Krankenstation mit zwei ordentlich gemachten Krankenhausbetten.
    In einem Behälter mit Büroklammern und Bleistiften fand Louis auch noch eine kleine Stabtaschenlampe. Er schaltete sie ein, ließ einen Lichtstrahl über die Töpfchen im Schrank huschen und las, was auf den Etiketten stand: »Penthotal, Diazepam ...«
    »Ein Schlafmittel«. sagte ich. »Meine Mutter hat es eine Weile genommen, daher kenne ich es.«
    Louis wurde ganz aufgeregt. »Also damit haben die Weißkittel Five betäubt! Sie wollten, dass er Fours Geschrei nicht hören sollte!«
    Ich nahm mir sofort vor, mein Essen in Zukunft auf Medikamentenspuren zu untersuchen.
    »Was die Weißkittel können, können wir auch.« Louis fischte die Haarnadel aus seiner Schlafanzugtasche. »Man weiß nie, wofür es irgendwann gut ist. Ein paar Pillen im Kaffee des Nachtwächters ...« Er klemmte die Lampe zwischen die Zähne und stocherte mit der Nadel im Schloss. Nach wenigen Minuten sprang der Schrank auf. Er entnahm ein Döschen Diazepam und verschob die anderen, damit es nicht auffiel, dass eines fehlte. Dann ließ er die Glastür wieder ins Schloss fallen.
    Ich brauche vorläufig keine Schlafmittel. Mein Kopf dreht sich. Noch ein paar Stunden pennen. Morgen weiter.
    Der dicke Four wurde heute aus dem Unterricht geholt. Als ich zur Toilette ging, sah ich ihn mit einem Weißkittel in einem Zimmer sitzen. Die Tür stand einen Spaltbreit offen.
    »Ich denke nicht daran«, hörte ich ihn sagen. »Du kannst mich nicht zwingen.«
    »Ach nein?«, sagte der Weißkittel.
    Dann zog er die Tür zu und ich konnte nichts mehr verstehen.
    Mein Herz hämmert noch immer wie eine Herde stampfender Elefanten. Wir ...
    Moment, ich sollte lieber vorn anfangen:
    Louis kennt meine Hackervergangenheit und schlug vor, in den Computer im Arztzimmer einzudringen. Ich hielt das sofort für eine geniale Idee. Das war die Methode, Informationen über die Cooperation zu finden. Also sind wir wie in der Nacht zuvor nach unten geschlichen und ich fuhr den PC hoch. Superpech. Ich musste ein Passwort eingeben. Zu Hause habe ich ein Spezialprogramm zum Knacken von Passwörtern, aber jetzt musste ich ohne Hilfsmittel ran. Das reinste Ratespiel also.
    »CooperationX«, schlug Louis vor.
    Ich tippte die Buchstaben ein und erhielt eine Fehlermeldung.
    »Schau mal in der Schublade nach«, sagte ich. »Manche Leute notieren sich ihr Passwort.«
    Louis zog die Schublade auf. »Stifte, Gummibänder, ein Rätselheft.« Dann die nächste Schublade. »Schere, Schreibblock, ein paar USB-Sticks, aber nichts Besonderes.« Die Schere verschwand in seiner Schlafanzugtasche.
    Boys, versuchte ich. Wieder falsch.
    Louis suchte

Weitere Kostenlose Bücher