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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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Sinn. Wie Darfur. Wie Sarajevo.«
    »Was ist mit dem Irak? Dort engagieren wir uns doch«, sagt ein anderes Mädchen.
    »Wirtschaftsinteressen«, erklärt Sam. »Ich rede davon, das Richtige zu tun, und zwar aus den richtigen Beweggründen.«
    »Du willst, dass unsere Regierung moralisch korrekte Entscheidungen fällt?« Justin lacht leise auf. »So funktioniert Politik nicht. Frag doch deinen Vater.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragt Sam und reckt sich kampflustig.
    »Dein Vater lässt die ganzen Obdachlosen einsammeln und in den nächsten Bundesstaat karren. Ist das etwa richtig?«
    »Das gehört nicht hierher«, schaltet sich der Lehrer ein. »Denken Sie an unsere Grundregeln. Bürgermeister Goldberg war 1942 nicht im Amt, also ist er nicht Teil dieser Diskussion.«
    »Moment«, sagt Sam. »Ich kann das so nicht stehen lassen. Es stimmt nicht, was Justin gesagt hat. Mein Vater würde so was nie tun.«
    »Du bist vielleicht naiv«, sagt Justin.
    »Jetzt reicht’s!« Sam knallt ihr Buch auf ihr Pult. »Ich hab die Nase voll von dem Scheißintellektualismus, der in dieser Schule praktiziert wird.« Sie springt auf. »Wir halten uns für oberschlau, sitzen hier und diskutieren stundenlang, während überall auf der Welt Menschen in Not sind und unsere Regierung sich weigert, Stellung zu beziehen. Und was tun wir, um das zu ändern? Nichts als reden.«
    »Und was tust du dagegen?«, fragt Justin.
    Sam schweigt.
    »Also bist du auch nicht anders als wir«, sagt Justin. »Alles leeres Gerede.«
    Sam steht mit geballten Fäusten da, das Gesicht von roten Flecken übersät.
    »Der labert doch nur Scheiße«, sagt der Zottelbär und legt ihr die Hand auf den Arm.
    »Lass mich!«, fährt sie ihn an. »Ich bin schon okay.«
    Aber das stimmt nicht. Wutentbrannt sieht sie sich um. Ihre Blicke sind wie Dolche.
    Eine übertriebene Reaktion auf eine kleine Meinungsverschiedenheit. Mit Sams emotionaler Stabilität scheint’s nicht weit her zu sein.
    Die meisten Schüler starren auf ihre Pulte oder kritzeln etwas in ihre Hefte.
    Kurz darauf hat Sam sich wieder gefangen.
    »Tut mir leid«, sagt sie und setzt sich hin.
    »Schon gut«, sagt ihre Freundin mit den schwarzen Haaren und streicht Sam besänftigend über den Rücken.
    »Ist doch nur Politik«, sagt Justin, »nichts Persönliches.«
    »Für mich ist Politik was Persönliches«, erwidert Sam.
    Der Lehrer schürzt die Lippen und blickt zwischen den Schülern hin und her.
    »Jetzt wäre ein guter Moment, um die Stimmung mit einem Witz aufzulockern«, sagt er. »Aber mein Sinn für Humor scheint sich verflüchtigt zu haben.«
    Alles lacht. Der Bann ist gebrochen.
    Ich sehe Sam an, dass sie frustriert ist. Nur ungern klinkt sie sich aus der Diskussion aus.
    Leidenschaft plus Intellekt und jede Menge emotionaler Ballast.
    Das ist eine ungewöhnliche Kombination. Eine Herausforderung.
    Die Frage bleibt: Wie kann ich mich ihr nähern?
    Ich habe noch keine Antwort darauf. Aber ich bin schon etwas weiter.
    Der Lehrer sagt: »Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen nun eine Aufgabe stellen, falls Sie nichts dagegen haben.«
    Ich erwarte ein Aufstöhnen, aber das Gegenteil ist der Fall. Begeisterte Gesichter, aufgeschlagene Hefte, gezückte Stifte.
    »Die Personen der Handlung sind: Stalin, Hitler, Mussolini.«
    Er schaut in die Runde, ein schelmisches Grinsen im Gesicht. Sein Blick bleibt kurz an mir hängen, bevor er weiterwandert.
    »Das Szenario: Diese drei berüchtigten Diktatoren treffen sich in der Hölle, um über ihre Fehler während des Kriegs zu diskutieren. Schreiben Sie einen Dialog, zehn Seiten Minimum. Sie können gern zu zweit arbeiten.«
    Der Gong verkündet das Ende der ersten Stunde. Alle stehen auf, suchen sich einen Partner und reden über die gestellte Aufgabe.
    Ich packe gerade meinen Rucksack, als ich Sams Stimme höre.
    »Und was ist mit dir, Neuer? Auf welcher Seite bist du?«
    Sie steht vor meinem Pult und funkelt mich an.
    Unser erster Kontakt. Ohne mein Zutun.
    Ich beschließe, später darüber nachzudenken, warum sie zu mir gekommen ist. Jetzt muss ich reagieren.
    »Willst du wirklich wissen, was der Neue denkt?«, frage ich.
    »Du bist der Einzige, der die ganze Stunde kein Wort gesagt hat, und ich war die Einzige, der das Thema wirklich wichtig war. Ja, ich würde gern wissen, was du denkst.«
    »Vielleicht ist der Neue ja nicht besonders helle und hat keine eigene Meinung.«
    »Das bezweifle ich.«
    Ich würde sie gern ein bisschen provozieren,

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