Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
Vom Netzwerk:
sie in ihrer Selbstsicherheit erschüttern. Deshalb sage ich: »Ich finde, diese Aufgabe ist totaler Schwachsinn.«
    Sie nickt. Offenbar habe ich ihr Interesse geweckt. »Red weiter.«
    »Warum gehen wir davon aus, dass Diktatoren in die Hölle kommen?«
    »Willst du etwa behaupten, dass Hitler nicht in die Hölle gehört?«
    »Nein. Mich stört nur, dass schon allein in der Aufgabenstellung eine Wertung steckt. Diktatoren sind schlecht. Krieg ist schlecht. Schlechte Menschen kommen in die Hölle und gute in den Himmel. Das ist mir zu einfach.«
    »Also plädierst du für einen moralischen Relativismus.«
    »Warum nicht?«, sage ich und merke im selben Moment, dass sie gleich explodiert. »Jeder dieser Diktatoren glaubte, dass er im Recht war. Zumindest meinte er, gute Gründe zu haben für das, was er tat.«
    »Der Zweck heiligt also die Mittel.«
    »Manchmal schon. Es ist leicht, sich über Völkermord zu empören, denn was spricht dafür? Absolut nichts. Aber was ist mit einem Angestellten, der Firmeninterna verrät, um sein Gewissen zu beruhigen? Oder einem Vater, der bei seiner Steuererklärung mogelt, um die Studiengebühren für seine Tochter oder seinen Sohn bezahlen zu können? Oder einer Mutter, die gegenüber der Krankenkasse ihre Krankengeschichte unterschlägt, um versichert zu werden?«
    Und was ist mit mir?
    Die Dinge, die ich tue. Meine Aufträge
.
    »Alles keine rühmlichen Taten, aber für jede gibt es einen guten Grund«, sage ich.
    »Also kann ich jemandem schaden, wenn ich mich moralisch im Recht fühle?«, fragt Sam.
    »Vielleicht.«
    »Das Problem ist nur, wer entscheidet das?«
    »Gute Frage.«
    »Hast du eine Antwort?«
    Wer entscheidet?
    Ich denke kurz darüber nach.
    »Wir jedenfalls nicht«, sage ich.
    Sie verschränkt die Arme und schüttelt enttäuscht den Kopf.
    »Hört sich an, als wär der Neue ein Republikaner. Ich freu mich schon darauf, dich bei unserer nächsten Diskussion zu schlagen.«
    Sie grinst mich an, dreht sich um und geht davon.
    Gespräch beendet. Zumindest bis zum nächsten Mal.

Der Zottelbär wartet vor dem Kursraum auf mich.
    Als ich aus der Tür trete, verstellt er mir den Weg.
    »Bist du wirklich aus der Choate rausgeflogen?«, fragt er.
    Neuigkeiten verbreiten sich anscheinend schnell in dieser Schule.
    Ich betrachte diesen Typen, der einen auf Platzhirsch macht, rausgestreckte Brust, spöttischer Ton. Ich wäge meine Möglichkeiten ab und beschließe, seine Frage zu beantworten, um zu sehen, worauf er hinauswill.
    »Ja, ich bin wirklich rausgeflogen«, sage ich.
    »Weil du dich wie ein Arschloch aufgeführt hast?«
    »Wie ein großes.«
    »Das funktioniert hier nicht.«
    Hinter ihm unterhält Sam sich mit einem blonden Mädchen mit Grübchen, das einen knallengen Rock trägt. Niemand aus dem Geschichtskurs. Irgendwie flippiger als Sams andere Freundinnen. Ich beobachte die Körpersprache der beiden.
    Der Zottelbär merkt, dass ich ihm nicht mehr zuhöre. »Du lässt dich leicht ablenken.«
    Ich sehe ihn an.
    Dieser Typ ist nicht dumm. Zeit, ihm Kontra zu geben und herauszufinden, wie schlau er tatsächlich ist.
    »Ich war nicht abgelenkt«, sage ich. »Du hattest nichts Interessantes zu erzählen, also hab ich gedacht, das Gespräch wär beendet.«
    »Ich sag dir, wenn’s zu Ende ist.«
    »Wer bist du? Meine Mutter?«
    »Ich bin dein schlimmster Albtraum, mein Freund. Ich stehe zwischen dir und dem, was du willst.«
    Er deutet mit dem Finger auf mich. Ein langer Finger, der sich in die Luft bohrt.
    »Und was will ich deiner Meinung nach?«
    »Jeder Neue hat’s auf Sam abgesehen. Der beste Weg, sich einzuschleimen.«
    Das erklärt alles. Er steht in irgendeiner Beziehung zu Sam.
    »Ich nicht«, sage ich.
    »Ich hab gesehen, wie du nach der Stunde mit ihr geredet hast.«
    »Sie hat mich angesprochen.«
    »Träum weiter«, sagt er.
    »Glaub, was du willst.«
    Er sieht mich finster an, wirft dann einen Blick über die Schulter. Sam und ihre Freundin gehen gerade den Gang hinunter, verschwinden aus unserem Blickfeld.
    »Ich nehme an, Sam ist deine Freundin«, sage ich.
    Er zuckt mit den Schultern.
    Offenbar nicht
.
    »Nur zu deiner Information, wir sind schon lange befreundet«, sagt er. »Ich pass auf sie auf. Betrachte mich einfach als eine Art Frühwarnsystem gegen Arschlöcher.«
    »Willst du damit sagen, dass du ein Faible für Arschlöcher hast?«
    »Witzbold«, sagt er. »Denk dran, ich hab dich gewarnt.«
    Er deutet wieder mit dem Finger auf mich.
    Nur eine

Weitere Kostenlose Bücher