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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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auf Arabisch.
    Bei einem Auftrag gibt es keine Zufälle.
Das hat mir Mutter beigebracht.
    Sams Mutter war Israelin. Sie starb im Nahen Osten.
    Diese Männer sprechen Arabisch.
    Da könnte ein Zusammenhang bestehen. Jedenfalls sollte ich dieser Spur nachgehen.
    Die Frage ist nur: Wie stelle ich das an?

Ich träume von Häusern.
    Von dem, in dem ich aufgewachsen bin, und dem, in dem ich ausgebildet wurde. Und von einem dritten. Dem Apartmenthaus des Bürgermeisters.
    In meinem Traum vermischen sich die Häuser. Ich irre durch die Räume, versuche, mich zurechtzufinden. Ich markiere die Wände, merke mir, um welche Ecken ich biege, wende an, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe.
    Aber es nützt alles nichts. Je mehr ich versuche, mich zu orientieren, desto verwirrter bin ich.
    Als ich aufwache, geht mein Atem stoßweise. Ich setze mich im Bett auf, versuche zu begreifen, was mit mir los ist. Normalerweise träume ich nicht während eines Jobs, jedenfalls nicht so.
    Ich träume von Plänen, von Strategien, davon, wie ich meinen Auftrag am besten erledige.
    Was bedeutet dieser Traum?
    Versagen.
    Aber das ist nicht möglich.
    Ich renne ins Bad und spritze mir Wasser ins Gesicht. Ich betrachte mich im Spiegel.
    Was passiert mit mir?
    Mein Handy vibriert zweimal. Das ist Vaters Signal, mit dem er einen abhörsicheren Anruf ankündigt.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr:
    6.45   Uhr. Zweiter Tag.
    Ich nehme den Anruf an.
    »Wie war die Party gestern Abend?«, fragt Vater. Keine Begrüßung.
    »Sehr interessant«, sage ich.
    Ich denke an die Leiche in dem alten Stadthaus. Ich habe keine Unwetterwarnung geschickt, um ein Aufräumkommando anzufordern. Denn dann müsste ich zugeben, dass meine Tarnung aufgeflogen und damit möglicherweise auch meine Mission gescheitert ist.
    Ich habe noch nie einen Auftrag vermasselt und ich bin noch nie aufgeflogen.
    Das wird auch diesmal nicht passieren. Ich werde mir was einfallen lassen und die Sache zu Ende bringen.
    Davon bin ich überzeugt.
    Deshalb habe ich keine Unwetterwarnung abgeschickt und deshalb werde ich Vater jetzt nicht einweihen.
    Ich vermute, dass die Leiche längst entfernt wurde. Allem Anschein nach ist der Schatten beim Militär und arbeitet nicht allein. Er würde keine Leiche herumliegen lassen, die die Polizei auf seine Spur führen könnte.
    »Hattest du Gelegenheit, den Bürgermeister zu treffen?«, fragt Vater.
    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er jemanden eingeschleust hat, der ihm Bericht erstattet?
    Gering.
    Soll ich das Risiko eingehen und ihn anlügen?
    Nein. Bleib bei den Tatsachen.
    »Ja, hab ich«, sage ich.
    Und ich habe gezögert
.
    Das sage ich aber nicht.
    »Wird die
Times
darüber berichten?«, fragt Vater.
    »Nein.«
    Pause.
    »Jemand versucht, mich auf der anderen Leitung zu erreichen«, sagt er. »Ich ruf dich gleich zurück.«
    Die Verbindung wird unterbrochen.
    Ich bin in Schwierigkeiten.
    Ich habe den Bürgermeister getroffen, aber er lebt noch. Vater will wissen, warum.
    Eine SMS taucht auf dem Display auf:
    Schön, dass wir miteinander reden konnten.
    Dad
    Das ist keine normale SMS. Ich tippe auf die Nachricht und aktiviere damit die Frontkamera, die auf mich gerichtet ist.
    Die Videoverbindung ist einseitig: Vater kann mich sehen, aber ich ihn nicht.
    »Was gab’s für ein Problem gestern Abend?«, fragt er.
    »Es gab kein Problem«, sage ich. »Meine Begegnung mit dem Bürgermeister macht keine Schlagzeilen in der
Times
, Dad. Es ist doch nichts Ungewöhnliches, dass ein Schüler den Bürgermeister trifft.«
    »Aber nicht, wenn es ein besonderer Schüler ist, so wie du.«
    »Besondere Schüler, normale Schüler, ist doch ganz egal. In der Wohnung gestern Abend waren jede Menge Leute. Es war unmöglich, längere Zeit mit dem Bürgermeister allein zu sein.«
    »Verstehe.«
    Stille.
    Ich kann mir gut vorstellen, warum Vater meine Mimik mit einer sogenannten Micro Expression Software analysieren will, die die Bewegung meiner Augen, kleinste Regungen meiner Gesichtsmuskulatur, jedes Blinzeln registriert.
    Mit anderen Worten: ein Lügendetektor.
    Was ein Problem ist, da ich tatsächlich lüge.
    Ich habe Vater noch nie angelogen. Warum jetzt?
    Er sagte, das sei ein Test. Mein schwierigster bisher.
    Und was soll dabei herauskommen?
    Bin ich ein Soldat oder ein ängstlicher Schuljunge? Der mit einem Verfolger nicht fertigwird? Der seinen Gedanken nachhängt, statt sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren?
    Nein.
    Ich bin ein Soldat.
    Und

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