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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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womöglich passiert ihr auf dem Heimweg noch was.
    Wenn ich sie sofort abwimmle, halten meine Verfolger sie wahrscheinlich nur für eine Betrunkene, die mich angequatscht hat. Wenn ich einen Moment zögere, wissen sie, dass ich sie kenne. Und wenn ich noch länger warte, glauben sie sicher, dass sie meine Freundin ist. Dann ist sie in Gefahr. Denn sie werden versuchen, über sie an mich heranzukommen.
    »Benji, Benjilein.« Erica küsst meinen Hals.
    Sie hat für uns entschieden.
    Ich kann sie jetzt unmöglich allein lassen.
    Als sich die Türen der U-Bahn öffnen, drängt die Menge nach vorn. Der Bahnsteig leert sich schnell.
    Am Rand meines Gesichtsfelds sehe ich eine schnelle Bewegung. Meine Verfolger kommen immer näher.
    Das Abfahrtssignal ertönt, gleich fährt die Bahn los.
    »Bitte zurückbleiben!«, kommt die Ansage.
    Ich warte noch.
    Meine Verfolger sollen nicht wissen, was ich vorhabe. Sie sollen so lange wie möglich im Dunkeln tappen.
    Ich tue so, als hätte ich sie nicht bemerkt, als glaubte ich, dass ich sie abgehängt hätte. Denn ich will sie verwirren. Vielleicht bin ich ja gar nicht so clever, wie sie anfangs dachten.
    Also stehe ich unentschlossen auf dem Bahnsteig herum.
    »Wann steigen wir endlich ein?«, fragt Erica mit weinerlicher Stimme.
    »Gleich.«
    Ich warte noch eine Sekunde, dann lege ich den Arm um sie und ziehe sie mit mir ins Abteil. Die Türen schließen sich hinter uns.
    Im nächsten Moment knallt ein Mann mit dem Gesicht gegen die Scheibe. Seine Finger klemmen im Türschlitz.
    Der U-Bahn -Fahrer brüllt etwas durch den Lautsprecher.
    Die Finger sind immer noch da.
    Ich beobachte den Mann über Ericas Schulter hinweg. Präge mir möglichst viele Details ein.
    Dunkler Teint. Unrasiert. Windjacke.
    Er ähnelt dem Mann, den ich gestern getötet habe. Aber der trug nagelneue Klamotten. Das hier ist jedenfalls nicht der Schatten.
    Offenbar will der U-Bahn -Fahrer die Türen nicht noch mal aufmachen. So was passiert ab und zu. Sturer Fahrgast. Sturer U-Bahn -Fahrer. Wer hat die stärkeren Nerven?
    Normalerweise gibt der Fahrgast nach. Er will schließlich nicht seinen Arm verlieren.
    Aber der U-Bahn -Fahrer kann nicht einfach losfahren und ihn mitschleifen.
    Das Machtspielchen dauert etwa zehn Sekunden, lang genug, um die anderen Fahrgäste genervt aufstöhnen zu lassen.
    Ich versuche zu verstehen, worum es hier eigentlich geht. Wir sind an einem öffentlichen Ort, von lauter Zeugen umgeben, aber die Windjacke lässt einfach nicht locker.
    Schließlich gibt der U-Bahn -Fahrer klein bei. Das Signal ertönt und die Türen öffnen sich.
    »He, Ben«, flüstert Erica.
    »Was?«
    Die Windjacke steigt ein. Die Türen schließen sich hinter ihm.
    »Wenn du die Wahl zwischen mir und Sam hättest, für wen würdest du dich entscheiden?«
    »Was für eine absurde Frage.«
    »Ach, komm schon, Ben.«
    Die Windjacke dreht sich zu uns um.
    Ich lotse Erica in den hinteren Teil des Abteils.
    »Wo willst du denn hin? Ich will mich endlich setzen«, mault Erica.
    »Gleich.«
    Die Windjacke kommt näher. Aber sehr langsam, als hätte er gar nicht vor, uns einzuholen.
    Interessant.
    Wenn er uns nicht kriegen will, was will er dann?
    Uns den Fluchtweg abschneiden.
    Jetzt kapiere ich es.
    Die drei arbeiten im Team. Sie wenden eine klassische Militärstrategie an, eine Variante des Zangenangriffs. Man greift vorn an, um von den Manövern an den Flanken abzulenken.
    Also geht die eigentliche Bedrohung nicht von vorn, sondern von hinten aus. Von dem Abteil direkt hinter uns.
    Wenn jemand von vorn angreift, weicht man instinktiv zurück. Man glaubt, der Gefahr zu entkommen, aber stattdessen läuft man dem Gegner direkt in die Arme.
    Also muss ich gegen meinen Instinkt handeln.
    Und auf den Angreifer zugehen.
    »Da vorn ist noch ein Platz frei«, sage ich zu Erica und steuere mit ihr auf die Windjacke zu. Seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Damit hat er nicht gerechnet.
    Die Bahn beschleunigt ihr Tempo, ruckelt hin und her.
    Ich halte direkt auf ihn zu, den Arm immer noch um Erica gelegt.
    Er greift in seine Jackentasche.
    Jetzt muss ich handeln.
    »Jerry!«, rufe ich. Der erstbeste Name, der mir auf die Schnelle einfällt.
    Ehe er reagieren kann, packe ich ihn mit meinem freien Arm und drücke ihn fest an mich, wie einen Kumpel, den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Dabei klemme ich ihm den Arm ein, sodass er die Hand nicht aus der Tasche ziehen kann.
    Die Bahn ruckelt und schlingert, die

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