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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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reicht mir nicht.
    Mir bleibt nichts anderes übrig, als   …

»Passen Sie doch auf!«, ruft eine Frau.
    Was für eine Frau? Ich drehe mich um.
    Eine Frau mit einer Daunenweste und einer braunen Handtasche am Arm steht etwa zehn Meter hinter mir vor dem Obststand des koreanischen Lebensmittelladens.
    Ich habe sie nicht bemerkt.
    Auch nicht den dunkelhaarigen Mann mit der Windjacke, der sie unsanft zur Seite stößt.
    Die Frau hat ein Schälchen mit Heidelbeeren in der Hand, das sie beinah fallen lässt. Die Beeren schießen in hohem Bogen über den Bürgersteig.
    Der Mann geht weiter, zertrampelt dabei die Beeren unter seinen Füßen. Er kommt geradewegs auf mich zu.
    Jetzt verstehe ich. Er hat’s auf mich abgesehen. Und ich habe nichts gemerkt.
    Egal.
    Ich habe zwei Möglichkeiten:
    Entweder laufe ich zum Apartmenthaus zurück und hoffe, dass der Polizist im Wachhäuschen meinen Verfolger abschreckt.
    Oder ich stelle mich der Gefahr, lasse mich auf das Spiel ein und komme vielleicht dahinter, wer der Typ ist.
    Ich habe eine Sekunde, um mich zu entscheiden, sonst kann ich die erste Möglichkeit vergessen.
    Ich brauche nicht mal eine Sekunde. Ich entscheide mich für die Flucht nach vorn. Oder vielmehr mein Körper tut es für mich.
    Ich gehe die Columbus Avenue Richtung Süden.
    So spät abends sind kaum noch Leute auf der Straße. Keine Chance, in der Menge unterzutauchen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als weiterzugehen. Der Typ hat eine merkwürdige Taktik. Was will er mir auf offener Straße schon antun? Falls er mich erwischt.
    Aber darauf will ich’s lieber nicht ankommen lassen. Jedenfalls nicht, solange er alle Trümpfe in der Hand hat. Ich will zum Broadway, wo mehr los ist. Wo ich ihn besser austricksen kann. Ich biege deshalb an der 79th Street Richtung Westen ab.
    Da spüre ich es.
    Der Schatten ist wieder da.
    Er muss irgendwo vor mir sein. Der Typ mit der Windjacke ist immer noch hinter mir. Sie sind also zu zweit.
    Als ich an einem schmalen Durchgang vorbeikomme, nehme ich aus dem Augenwinkel einen Mann wahr, der sich ebenfalls an meine Fersen heftet.
    Jetzt wären es also drei.
    Vielleicht war es ein Fehler, die 79th Street entlangzugehen. Das war zu leicht zu erraten. Ich mache selten Fehler. Aber darüber kann ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen.
    Ich ändere mehrmals die Richtung, aber sie lassen sich nicht abschütteln. Folgen mir hartnäckig auf meinem Zickzackkurs.
    Drei gegen einen. Jetzt wird’s langsam brenzlig.
    Ich spüre ein schwaches Beben unter den Füßen. Ganz in der Nähe ist eine U-Bahn -Station. Mal sehen, ob ich sie dort unten abhängen kann.

Ich gehe die Treppe nach unten.
    In die Dunkelheit. Feuchte Zementstufen und flackerndes Licht tief unter mir. Irgendwo über mir zwei Männer und der Schatten.
    Ich gehe zum Bahnsteig der Linie 1, wo die Lokalbahnen Richtung Süden halten. Zum Glück ist es hier noch ziemlich belebt.
    Jede Menge Leute, die von den Bars in der Amsterdam Ave oder einer Abendveranstaltung im Natural History Museum kommen. Oder die zu einem späten Dinner in Midtown unterwegs sind.
    Der Boden fängt an zu vibrieren. Ein heftiger Windstoß fährt durch den Tunnel. Dann das Rauschen einer herannahenden Bahn.
    Ich mische mich unauffällig unter die Leute. Niemand scheint mich zu bemerken.
    Irrtum.
    »Spionierst du mir nach?« Erica steht plötzlich neben mir.
    Sie schwankt ein wenig, ihre Lider sind schwer.
    Mist! Das hat mir gerade noch gefehlt.
    »Wo kommst du denn her?«, frage ich.
    »Von ’ner Party.«
    Ich schaue auf meine Uhr. »Die war aber früh zu Ende.«
    Ich registriere ihre geröteten Wangen, ihre zerzausten Haare.
    Ist das eine Falle? Steckt sie mit den andern unter einer Decke?
    »Ich bin früher gegangen. Einer von den Typen meinte, er könnte mich mit Gewalt flachlegen.«
    »Ach, du Scheiße. Ist alles okay mit dir?«
    »Also, bitte. Ich weiß, wie man mit so was fertigwird. Der Wichser wird seine Eier für ’n paar Tage im Eisfach kühlen müssen.«
    »Wow!«
    Ihre Story hört sich glaubwürdig an. Der Ort passt, ihr Aussehen auch.
    Das ist keine Falle. Bloß Zufall.
    Die Bahn fährt ein. Im selben Moment nehme ich hinter mir eine Bewegung wahr. Der Schatten und die beiden Männer kommen den Bahnsteig entlang. Ich sehe sie nicht, aber ich spüre, wie sie sich mir nähern.
    »Bringst du mich nach Hause, Ben? Ich hab Wahnsinnskopfschmerzen.«
    Sie lehnt sich an mich.
    Was mache ich jetzt?
    Ich könnte sie einfach stehen lassen. Aber

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