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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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Bremsen quietschen. Ich nutze meine Chance und knalle seinen Kopf gegen die Metallstange neben ihm. Der dumpfe Schlag wird vom schrillen Geräusch der Bremsen übertönt. Dann fasse ich ihn an der Schulter und schiebe ihn auf den freien Platz.
    Ich nehme Ericas Hand, drehe mich um und ziehe die Tür zum nächsten Wagen auf.
    Die Bremsen kreischen unter uns, der Fahrtwind zerzaust uns die Haare, während wir vorsichtig die wackelnde Plattformüberqueren. Ich reiße die nächste Abteiltür auf und mit einem großen Schritt sind wir in Sicherheit.
    »Was war das denn eben? Hast du den Typen gekannt?«, fragt Erica.
    »Dachte ich erst, aber ich hab mich geirrt.«
    Ich entdecke einen freien Platz gleich neben der Tür.
    »Willst du dich hinsetzen?«
    »Wenn du mit dem Rumgezerre fertig bist.«
    »Ich bin ganz brav. Versprochen.«
    »Mann, ich bin so was von abgefüllt. Wird Zeit, dass ich meinen Alkoholkonsum runterschraube.«
    Sie lässt sich auf den Sitz fallen und stützt den Kopf in die Hände.
    Plötzlich nehme ich im Abteil hinter uns eine Bewegung wahr. Die Windjacke habe ich außer Gefecht gesetzt, also tritt jetzt Verfolger Nr.   2 in Aktion. Er trägt eine Jeansjacke und strahlend weiße Sneakers. Nagelneu.
    »Kann ich dich kurz allein lassen, Erica?«
    Der Zug wackelt heftig. Der U-Bahn -Fahrer ist ein echter Desperado. Ein Glück für mich.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich hab was vergessen.«
    »Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet.«
    »Darüber muss ich erst nachdenken.«
    »Über so eine Frage muss man doch nicht nachdenken.«
    Ich beobachte, wie Sneakers auf die Tür seines Abteils zugeht. Mit der linken Hand fasst er nach dem Griff, mit der rechten greift er in seine Jackentasche.
    Ich warte, bis er die Tür aufmacht, dann öffne ich meine und trete auf die Plattform.
    Der Wind pfeift mir um die Ohren. Es ist stockdunkel.
    Wir treffen uns genau in der Mitte.
    Er geht mit Fausthieben auf mich los. Die meisten kann ich abblocken. Er ist gut. Und schnell.
    Aber ich bin schneller.
    Ich verpasse ihm vier Schläge. Der erste geht in den Magen, dann arbeite ich mich weiter nach oben, bis zum Kinn.
    Der Zug nimmt quietschend eine Kurve. Dabei reißt es Sneakers nach hinten und mich nach vorn. Das ist meine Chance. Ich versetze ihm einen Schlag gegen die Brust. Er taumelt zurück. Die Sicherheitskette reißt, er kippt nach hinten und tritt mit einem Bein ins Leere.
    Er rudert mit den Armen.
    Ich greife nach ihm, kriege aber nur einen Zipfel seiner Jacke zu fassen. Als ich versuche, ihn auf die Plattform zu ziehen, rutscht der Stoff langsam durch meine Finger. Ich packe fester zu.
    Ich will nicht, dass der Mann stirbt. Ich will ihn lediglich kampfunfähig machen. Und ihm ein paar Fragen stellen.
    Der Lärm im Tunnel wird immer lauter. Auf dem anderen Gleis kommt uns ein Zug entgegen.
    Auch das noch.
    Ich muss ihn nur mit einem festen Ruck zurückreißen. Mehr nicht.
    Fehlanzeige.
    Plötzlich habe ich nur noch seine Jacke in der Hand. Seine Augen sind vor Panik weit aufgerissen. Seine Finger greifen ins Leere.
    Und dann ist er weg. Wie eine schlaffe Stoffpuppe hüpft sein Körper zwischen den beiden Zügen hin und her, bis es ihn unter die vorbeiratternde U-Bahn reißt.
    Ich stehe allein auf der Plattform und halte immer noch dieJacke in der Hand. Keine Schreie aus dem U-Bahn -Wagen, keine Notbremsung.
    Überhaupt nichts. Es ging einfach zu schnell.
    Sneakers ist tot.
    Bleibt nur noch der dritte Mann.
    Der Schatten.
    Ich schaue durch die Verbindungstür in unser Abteil. Erica döst auf ihrer Bank, das Kinn ist ihr auf die Brust gesunken. Ich gehe in die andere Richtung, in den nächsten Wagen.
    Dem Schatten entgegen.
    Während ich durchs Abteil laufe, schauen die Fahrgäste kurz auf, senken gleich wieder den Blick. Wir sind in einer New Yorker U-Bahn . Hier kriegt man alles mit, ohne wirklich was zu sehen.
    Als die Bahn in die Haltestelle 72nd Street einfährt, spüre ich mehr eine Bewegung, als dass ich sie sehe. Der Schatten.
    Er dreht sich kurz zu mir um.
    Und zum ersten Mal sehe ich sein Gesicht. Dunkler Teint, schwarzes lockiges Haar, kurz geschnittener Bart.
    Ich habe den Mann schon mal gesehen.
    Wie in einem Film laufen Erinnerungen vor meinem inneren Auge ab. Immer schneller – bis es
klick
macht.
    Der Apple Store.
    Ich habe diesen Mann im Apple Store gesehen. An meinem ersten Tag in New York. Er war es also, der mir von dort gefolgt ist.
    Seitdem ist er hinter mir her.
    Aber vielleicht ist er

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