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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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die zuvor meinem Blick ausgewichen war, sah mir jetzt direkt ins Gesicht.
    »Du hast nie gesagt, dass du mehr willst«, entgegnete ich.
    »Weil du nie gefragt hast.«
    »Hättest du …?« Ein kurzer Blick auf Emma. »Hättest du denn gewollt, wenn ich gefragt hätte?«
    Collette zuckte die Schultern. »Ich weiß es echt nicht. Aber es gab auch nie einen Anlass, es mir zu überlegen, oder? Also, was stimmt mit mir nicht, Dante?«
    »Nichts, ich schwöre.«
    »Warum wolltest du dann Mel und mich nicht?«
    Ich seufzte. »So einfach ist das nicht.«
    »Dann erklär es mir.«
    Ach du liebe Zeit. Unangenehm war hierfür gar kein Ausdruck.
    Ich brauchte einen Moment, um mir die richtigen Worte zurechtzulegen. »Collette, erinnerst du dich noch an Ricks Party vor Urzeiten, kurz nach Weihnachten?«
    Collette nickte.
    »Also, damals ist es zwischen mir und Mel passiert. Aber wir waren beide betrunken und hatten die ganze Zeit Angst, dass jemand ins Zimmer platzen könnte, und deshalb … na ja, es waren nicht gerade Idealbedingungen.« Meine Wangen glühten, weiter ins Detail wollte ich eigentlich nicht gehen. Collette nickte wieder, um mir zu signalisieren, dass sie mir folgen konnte. »Das war das erste und einzige Mal«, gestand ich. »Und es war auch nicht weiter bemerkenswert. Aber du und ich … weißt du, ich habe in letzter Zeit eine Menge über uns nachgedacht, bevor Mel mit Emma aufgetaucht ist. Aber du wohnst noch zu Hause und ich auch, und ich wollte, dass unser erstes Mal anders wird als das mit Mel.«
    »Inwiefern anders?«
    »Ich wollte, dass wir ungestört sind und uns Zeit lassen können. An der Uni vielleicht, dachte ich, wenn wir jeder ein eigenes Zimmer hätten …«
    »Oh, ich verstehe.«
    Ich lächelte matt. »Wie gesagt, ich habe viel darüber nachgedacht. Aber jetzt gibt es Emma …«
    »Ja.« Collette betrachtete Emma nachdenklich.
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte ich Collette.
    »Meine Pläne haben sich nicht geändert. Ich möchte nach wie vor studieren und etwas aus meinem Leben machen.«
    »Und wenn ich nicht mitkommen kann?« Die Frage war wirklich gemein, trotzdem, ich musste es wissen.
    »Dante, ich mag dich echt, aber ich werde zur Uni gehen. Ich will mir beruflich was aufbauen. Ich habe Pläne. Ich möchte ein Leben haben. Das alles …« Collettes Geste war unbestimmt, doch sie hätte genauso gut direkt auf Emma zeigen können. »Das alles ist ein bisschen … zu viel.«
    Für mich auch. Merkte das denn keiner? Aber auch egal, ich hatte die Botschaft verstanden. Klar und deutlich. Das war nicht das, worauf Collette sich eingelassen hatte, sie hatte andere Vorstellungen.
    »Ich verstehe«, sagte ich. Und das tat ich wirklich. Mein lausiges Timing war wieder einmal schuld.
    »Es ist nicht fair, dass du all deine Träume aufgeben musst wegen etwas, das weder geplant noch gewollt war«, sagte Collette, deren Stimme jetzt fast wütend klang.
    So einfach lagen die Dinge allerdings nicht. Das »etwas«, von dem sie gesprochen hatte, war nämlich ein »Jemand«. Ein Jemand, den ich gerade in der Schaukel anschubste. Ein Jemand, der mich die halbe Nacht wach gehalten hatte, der mich aber auch mit einem einzigen Lachen zum Grinsen bringen konnte. Ein echtes, lebendiges, atmendes Wesen – und das war ein Riesenunterschied.
    »Da muss man doch irgendwas tun können.« Collette schüttelte den Kopf.
    »Ich wüsste nicht, was«, entgegnete ich. »Emma hat keinen Knopf, mit dem ich sie die nächsten drei Jahre, bis ich meinen Abschluss habe, nach Belieben ein- und ausschalten könnte.«
    »Ich gebe nicht auf«, beharrte Collette.
    Aber sie musste einsehen, dass es nichts gab, was sie oder ich tun konnten.
    Wir blieben noch eine halbe Stunde auf dem Spielplatz. Ich ließ Emma ein paarmal auf der Babyrutsche rutschen, wobei ich sie festhielt, damit sie nicht umkippte. Danach setzte ich sie auf die Wippe und hielt sie fest, während Collette das andere Ende hinunterdrückte und wieder hochzog. Und die ganze Zeit redeten Collette und ich über die Uni, die Schule, Freunde, Politik, sogar über das Wetter – nur nicht über Emma.
    Und über uns redeten wir auch nicht mehr.
    Schließlich gingen wir nach Hause. Ich lud Collette ein, mit reinzukommen, doch sie lehnte ab.
    »Ich habe noch eine Menge zu erledigen, bevor die Uni anfängt«, erklärte sie. Das wäre mein Einsatz gewesen zu sagen: »Ich auch!«
    Ich sagte nichts.
    »Ich ruf dich bald an, ja?«, versprach Collette.
    »In

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