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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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sich nicht ändern. Aber in zwei Wochen werde ich achtzehn, und ich bin fest entschlossen, es hinzukriegen, und meine ganze Familie hilft mir dabei.«
    »Das freut mich zu hören«, sagte Veronica. »Denn wenn ich der Meinung bin, dass Emma hier nicht gut aufgehoben ist, werde ich verschiedene Schritte einleiten.«
    Ich erhob mich. »Sprichst du davon, meine Tochter in Pflege zu geben?«
    »Im schlimmsten Falle ja. Bevor es so weit kommt, gibt es allerdings etliche andere Möglichkeiten.«
    Aber ich hörte ihr kaum zu. Ich bückte mich, hob Emma auf und drückte sie an mich. Sie kuschelte den Kopf an meine Schulter und steckte den Daumen in den Mund. Ich wollte Emma sagen, das solle sie lassen, weil sie dann Hasenzähne bekäme, aber würde mich Veronica für zu hart halten, wenn ich ihr den Daumen aus dem Mund zog? Würde sie das als Indiz gegen mich verwenden?
    »Sag mir eines«, bat ich verbittert. »Müsste ich dieses Gespräch führen, wenn ich Emmas Mutter wäre und nicht ihr Vater?«
    Veronica runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht, wieso das von Bedeutung sein sollte.«
    »Ach nein? Du nimmst automatisch an, dass ich versage, weil ich Emmas Vater bin und nicht ihre Mutter. Dann reden wir doch mal über ihre Mutter. Melanie hat mir nicht einmal erzählt, dass sie schwanger war. Ebenso wenig hat sie sich die Mühe gemacht, mich nach Emmas Geburt darüber zu informieren, dass ich eine Tochter habe. Melanie ist einfach hier aufgetaucht, hat mir erklärt, sie traue sich selbst nicht über den Weg, was Emma betrifft, und sie habe Angst, etwas Unüberlegtes zu tun. Dann hat sie mir Emma überlassen und das Weite gesucht. Sie ist doch diejenige, die irgendwohin in den Norden verschwunden ist, ohne auch nur eine Adresse zu hinterlassen. Und trotzdem sitzt du jetzt hier und maßt dir ein Urteil über mich an?«
    Ich schrie nicht, obwohl ich die blöde Kuh weiß Gott gerne angebrüllt und anschließend aus dem nächstbesten Fenster gestoßen hätte. Wie konnte sie es wagen? Und Collette war auch ganz schön dreist.
    »Ich merke, dass ich dich aufrege.« Veronica stand auf.
    »Natürlich rege ich mich auf. Du drohst, mir meine Tochter wegzunehmen, und zwar nur weil ich erst siebzehn und ein Junge bin.«
    Veronica sah mich prüfend an. »Dante, ob du mir glaubst oder nicht, ich stehe auf deiner Seite. Das hier ist wirklich kein offizieller Besuch. Ich merke, dass du zu deiner Tochter schon eine Beziehung aufgebaut hast. Und ich bin da, wenn du irgendwie Hilfe brauchst. Allerdings gehst du mit deinem Entschluss eine Verpflichtung ein, die mindestens achtzehn Jahre dauert. Denk mal darüber nach.«
    »Das habe ich. Und wie gesagt, ich schaue mich schon nach einem Job um.«
    »Ich spreche nicht nur von einer Anstellung«, meinte Veronica.
    »Sondern?«
    »Es gibt auch sonst einiges zu berücksichtigen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, wo schläft Emma?«
    »In einem Bettchen am Fußende meines Bettes«, erklärte ich.
    »Und in fünf Jahren, wo wird sie dann schlafen?«
    Mmmh? »Keine Ahnung.«
    »Die Sache ist, sie wird bald ein eigenes Zimmer brauchen«, sagte Veronica. »Collette hat mir berichtet, dass es hier nur drei Schlafzimmer gibt. Du, dein Dad und dein Bruder, ihr habt jeder ein Zimmer. Wo also bleibt Emma?«
    »Ich kann mir das Zimmer mit meinem Bruder teilen und Emma bekommt dann, wenn sie älter ist, meines«, sagte ich. »Mein Ziel ist sowieso, irgendwann für Emma und mich eine eigene Wohnung zu haben.«
    Ziele hatte ich jede Menge – meine eigene Wohnung, einen ordentlichen Job, Perspektiven und ein gutes Leben für mich und meine Tochter, aber ihr all das auf die Nase zu binden, wäre zwecklos gewesen.
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Veronica fort. »Hast du sie schon zur Kontrolluntersuchung zum Arzt gebracht? Hast du sie bei eurem Arzt angemeldet? Es gibt eine Menge zu bedenken, wenn du planst, deine Tochter länger bei dir zu behalten …«
    »Na ja, ich wollte mit Emma eigentlich erst zum Arzt, wenn sie wirklich mal krank ist oder so, aber von mir aus. Gleich morgen früh mache ich einen Untersuchungstermin aus. Ich werde alles tun, was notwendig ist. Aber Emma bleibt bei mir. Ich lasse mir meine Tochter weder von dir noch von sonst jemandem wegnehmen«, erklärte ich unumwunden.
    Emma hatte wohl meine Spannung gespürt, denn sie begann zu quengeln. Noch ein paar Sekunden, dann würde sie weinen.
    »Dass du diese Gefühle hegst, spricht für dich.« Veronica lächelte. »Also, ich

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