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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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und mir erzählt?«
    »Ähm, ja«, gestand Collette, offenbar überrascht über meine Frage. »Ich habe ihr gesagt, dass du überfordert bist.«
    »Und warum hast du das getan?« Der Ärger war mir jetzt deutlich anzuhören.
    Wieder ein tiefer Atemzug. Entspann dich, Dante, komm runter. Nur nicht ausrasten.
    »Ich wollte nur helfen. Wenn das Baby in eine Pflegeeinrichtung oder zu Pflegeeltern kommt, dann hast du endlich dein altes Leben zurück«, sagte Collette. »Ich habe dich, seit sie auf der Bildfläche ist, nur dreimal gesehen. Sie hält dich von allem ab, was du vorhattest, und ich will, dass es wieder so wird wie früher.«
    Collette sprach von meiner Tochter, als wäre sie ein Zaun, der umgerissen und niedergetrampelt werden musste.
    »Collette, sie hat einen Namen – Emma. Und Emma ist rein zufällig meine Tochter.«
    »Aber sie ist nicht gewollt.«
    Ich musste mich ein paar Sekunden beherrschen, um nicht mit der erstbesten Antwort herauszuplatzen.
    »Was genau hast du deiner Schwester erzählt?«, fragte ich, als ich mich wieder ein wenig gefasst hatte.
    »Nur das, was du mir selbst gesagt hast«, erwiderte Collette. »Dass Emma bei dir abgeladen wurde und du sie nicht willst.«
    »Dazu hattest du kein Recht!«, schrie ich.
    »Wie bitte?«
    »Du hattest nicht das Recht, deine Nase da reinzustecken und dich einzumischen. Du hattest nicht das Recht, deine Schwester wie einen Pitbull auf mich anzusetzen, bloß weil du dich vernachlässigt fühlst«, sagte ich voller Verachtung.
    »Deswegen habe ich es doch gar nicht getan. Ich wollte dir helfen …«
    »Indem du dafür sorgst, dass deine Schwester mir Emma wegnimmt?«
    »Aber du willst sie doch gar nicht …«
    »Collette, hör gut zu, was ich jetzt sage, denn ich werde es nicht wiederholen. Emma ist meine Tochter und sie gehört zu mir. Sie bleibt bei mir. Wenn dir das nicht passt, Pech gehabt. Sag deiner Schwester, ich komme prima zurecht und ihr könnt euch alle beide aus meinen Angelegenheiten raushalten, verflixt nochmal. Viel Spaß an der Uni.« Damit legte ich auf. Sekunden später klingelte das Telefon. Ich ging ran, legte aber sofort wieder auf. Hoffentlich hatte sie es jetzt kapiert.
    Ich ging zurück ins Wohnzimmer.
    »Komm zu Daddy, Emma«, sagte ich und streckte die Hand aus. »Wir holen dir was zu trinken.«
    Emma tapste auf mich zu und nahm ohne Zögern meine Hand. Ihr Händchen war ganz warm und so winzig. Als ich sie in die Küche führte, lächelten wir beide. Ich verfrachtete sie in den Hochstuhl, goss ein wenig verdünnten Johannisbeersaft in ihren Becher und sah zu, wie sie ihn durstig austrank. Meine Augen brannten, ich musste wohl ein Staubkörnchen hineinbekommen haben. Und ich hatte offenbar mein Frühstück zu schnell hinuntergeschlungen, denn mir war, als steckte ein Betonkloß in meiner Kehle.
    »Du bleibst bei Daddy«, sagte ich leise zu Emma. »Ich verspreche dir, ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand daran etwas ändert.«

33 ADAM
    So kann es nicht weitergehen.
    An mir ist doch nichts verkehrt. Und ich muss mich meiner Gefühle nicht schämen. Aber er vermittelt mir diesen Eindruck. Warum hat er sich überhaupt mit mir verabredet? Wir sind auf seine Initiative zusammengekommen, nicht auf meine. Aber ich glaube, mit mir fühlt er sich viel zu sehr dem unbarmherzigen Rampenlicht preisgegeben.
    Ich will mein Leben offen leben. Er will, dass ich mich genauso verstecke wie er. Er will sein wahres Ich im Verborgenen halten und hofft, dass niemand es entdeckt.
    Ich kann so nicht leben.
    Und werde es auch nicht.
    Ich mag ihn wirklich, aber ich glaube … es ist Zeit, Schluss zu machen. Es ist mir bisher nicht aufgefallen, aber er ist für mich der Super-GAU.
    Es wird nie funktionieren, außer er lernt, damit zufrieden zu sein, wie er nun mal ist. Eins weiß ich sicher: Ihn dazu zu bringen, dass er sich selbst annimmt, geht über meine Kräfte.
    Und ich habe das Warten satt.

34 DANTE
    Am nächsten Morgen stand ich als Dritter in der Schlange, die vor der Arztpraxis darauf wartete, dass geöffnet wurde. An der Tür hing ein Schild, Buggys müssten im Eingangsbereich abgestellt werden und könnten nicht mit ins Sprechzimmer genommen werden, also nahm ich Emma schon einmal heraus und hielt sie auf dem Arm, während ich mit der anderen Hand den Buggy zusammenklappte. Wo kam bloß diese landesweite Buggy-Abneigung her? Zum Glück musste ich nicht allzu lange vor der Tür warten. Die beiden Leute vor mir

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