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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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Albträume, weil sie mein Gesicht gesehen hat. Kannst du sie bitte nehmen und gehen?«
    Als Emma sich schließlich beruhigt hatte, versuchte ich es ihr zu erklären. »Emma, deinem Onkel geht es momentan nicht gut.« Bedachtsam wählte ich meine Worte. »Mit seinem Gesicht ist etwas passiert, es ist nicht mehr dasselbe. Deswegen ist er traurig und möchte nicht, dass ihn jemand sieht.«
    Emma seufzte, wahrscheinlich mit mehr Nachsicht und Verständnis, als ich es in diesem Augenblick aufzubringen vermochte.
    Der arme Adam …
    Ich zermarterte mir das Hirn, wie ich meinem Bruder helfen, wie ich den echten Adam zurückbekommen konnte, aber mir fiel einfach nichts ein.
    Es gab allerdings auch gute Neuigkeiten. Zwei Tage nach meiner Konfrontation mit Josh kam eine Polizeibeamtin mit der Nachricht zu uns, Josh habe sich gestellt und würde wegen schwerer vorsätzlicher Körperverletzung gemäß Paragraph 18 angeklagt. Sie gab sich viel Mühe uns zu erläutern, dass dies ein schwerwiegenderer Tatbestand sei als schwere Körperverletzung gemäß Paragraph 20. Ich musste mich darauf verlassen. Als ich Adam davon erzählte, nahm er es ohne mit der Wimper zu zucken zur Kenntnis. Ich musste es zweimal sagen, um sicher zu sein, dass er mich überhaupt gehört hatte. Er zeigte keinerlei Reaktion.
    Mein Bruder war ein gebrochener Mensch, und ich wusste nicht, wie ich es richten konnte.
    Ich hatte immer noch keinen geeigneten Job gefunden, und Dad machte so oft wie möglich Überstunden, um uns über die Runden zu bringen. Schließlich kapitulierte ich und beantragte Arbeitslosenhilfe. Ich tat es nur äußerst ungern, aber Emma brauchte Windeln und Kleidung und Essen, und es war nicht richtig, dass Dad allein für alles aufkommen musste. Adam blieb in seinem Zimmer, Dad war die ganze Zeit müde, und ich fühlte mich wie der Schmarotzer, als den mich die Frau in dem Laden vor ein paar Monaten bezeichnet hatte. Wäre Emma nicht gewesen, hätte es in unserem Haus kaum etwas zu lachen gegeben.
    Der Winter kam, ohne dass sich etwas geändert hätte. Nicht einmal an Weihnachten schaffte es Adam nach unten, um mit uns gemeinsam zu essen. Dad und ich veranstalteten ein großes Trara für Emma, wir schmückten den Weihnachtsbaum, packten ihre Geschenke ein und legten sie unter den Baum, das volle Programm, aber trotzdem war unser Weihnachten ein einziger Reinfall. In den Nächten, in denen mich Emma mit ihrem Schreien aufweckte, weil jetzt ihre oberen Zähne durchbrachen, und ich sie in den Schlaf wiegen musste, hörte ich Adam in seinem Zimmer auf und ab tigern. Und das eine oder andere Mal weinte er, da war ich mir sicher.
    Nach den Weihnachtsferien sollte Adam wieder in die Schule gehen, entschied Dad.
    »Ich kann nicht. Ich bin noch nicht so weit«, weigerte sich Adam.
    »Mein Sohn, wenn du so weitermachst, wirst du nie so weit sein«, sagte Dad.
    »Ich bin noch nicht so weit«, beharrte Adam.
    Und damit basta.
    Schließlich machte Dad sich solche Sorgen, dass er unsere Ärztin zurate zog.
    »Was meinst du, soll ich ihm sagen, dass Dr. Planter später kommt, um ihn zu untersuchen?«, fragte mich Dad.
    Ich schüttelte den Kopf. »Er würde nur verlangen, dass du ihr absagst, oder selbst in der Praxis anrufen und den Hausbesuch rückgängig machen«, entgegnete ich. »Warte, bis sie da ist, und sag es ihm dann.«
    Dad nickte und beschloss, meinem Rat zu folgen.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis die Ärztin endlich bei uns klingelte.
    »Dante, lauf nach oben und gib deinem Bruder Bescheid, dass Dr. Planter hier ist«, trug mir Dad auf und sah mich dabei vielsagend an.
    Ich erwartete, Adam würde bei dieser Nachricht an die Decke gehen. Das wäre mir irgendwie sogar lieber gewesen. Zu meiner Überraschung tat er es jedoch nicht. Stattdessen überlegte er einen Augenblick.
    »Sie kann kommen, aber nur allein«, erklärte er dann.
    Ich trat auf den Treppenabsatz. »Dr. Planter, würden Sie bitte nach oben kommen?«
    Als Dad der Ärztin in Adams Zimmer folgen wollte, hielt ich ihn zurück. »Adam will sie allein sehen.«
    Dad runzelte die Stirn, hatte jedoch keine Einwände. Wir warteten auf dem Flur gespannt auf ihre Rückkehr.
    »Wie geht es ihm? Wird er wieder?«, wollte Dad sofort wissen. »So kann es mit ihm nicht weitergehen.«
    Dr. Planter schüttelte den Kopf. »In meinen Augen ist Adam noch nicht so weit, wieder in die Schule zu gehen, weder körperlich noch seelisch«, teilte sie uns mit ernster Miene mit. »Er leidet unter

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