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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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ungerührt.
    »Ich dachte nicht, dass das Ganze so weit gehen würde, das schwöre ich. Ich habe noch nie erlebt, dass Josh derart die Sicherungen durchgebrannt sind, aber er hätte es nie getan, wenn Logan ihn nicht die ganze Zeit so gereizt hätte.«
    Das Gespräch mit Collette im Park kam mir in den Sinn. Was hatte sie noch mal über Josh gesagt?
    »Du weißt ja, wie er ist, wenn Logan ihn anstachelt …«
    Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, als könnte ich so meine Gedanken ordnen. Hatte ich mich getäuscht? Musste ich mir eigentlich Logan vorknöpfen? War er der heimtückische Strippenzieher im Hintergrund, der alle nach seiner Pfeife tanzen ließ? Ich schüttelte den Kopf. Ich durfte solchen Zweifeln keinen Raum geben. Nicht jetzt. Die ganzen letzten Wochen hatte ich darüber nachgedacht, was ich tun sollte. Und schließlich war ich zu einem Entschluss gelangt. Dies war nicht der Moment zu schwanken. Erst Josh, dann Logan.
    »Paul, ich gebe dir einen guten Rat: Halt dich künftig von mir und den Meinen fern. Wenn du mich auf der Straße siehst, wechselst du besser die Seite, denn beim nächsten Mal bist du dran.«
    Damit drehte ich mich auf dem Absatz um und ging.
    Höchste Zeit, Josh zu finden.

41 DANTE
    Es stellte sich als einfacher heraus als gedacht. Ich musste nur einen Abend vergeblich vor Logans Haus warten. Als ich am zweiten Abend in seine Straße einbog, kam Josh auf mich zu, mit gesenktem Kopf, einen prall gefüllten Rucksack über der Schulter.
    Ich hielt an und sah ihm entgegen. Er trug Jeans, ein schmuddeliges graues T-Shirt und die braune Lederjacke, die er zum sechzehnten Geburtstag bekommen hatte. Und mit jedem Schritt, den er näher kam, wuchs der stille Zorn in mir, brannte dieser Zorn ein bisschen heißer. Bei jedem von Joshs Schritten blitzten Erinnerungen auf, Momentaufnahmen davon, wie er meinen Bruder getreten hatte. Er hatte sich versteckt und Adam aufgelauert. Warum eigentlich? Weil Adam ihn im Restaurant beleidigt hatte? Josh sah mich nicht, weil er den Kopf immer noch gesenkt hielt. Das kam mir gerade recht. Rasch blickte ich mich um. Ein Stück die Straße rauf gingen drei Leute, aber nicht in unsere Richtung. Die Luft an diesem dunklen Spätherbstabend war eisig kalt, genau wie das Gefühl in mir.
    Lächelnd erwartete ich ihn.
    Erst ungefähr zwei Meter vor mir merkte er endlich, dass etwas nicht stimmte. Sein Kopf hob sich abrupt. Als er mich sah, riss er die Augen auf und ließ die Kinnlade fallen. Und stürzte davon, als wäre der Teufel hinter ihm her – was genau genommen nicht weit von der Wahrheit entfernt lag.
    Josh war schnell.
    Aber ich war schneller.
    Mit einem Rugby-Tackling holte ich ihn von den Beinen, dann zerrte ich ihn wieder hoch und warf ihn mit voller Wucht gegen die nächste Mauer. Zum zweiten Mal in zwei Sekunden entwich die Luft unter schmerzhaftem Zischen aus seinen Lungen.
    »Es tut mir leid … es tut mir leid …«
    Josh hatte die Worte bereits ausgestoßen, bevor ich den Mund aufmachen konnte. Er hob abwehrend die Hände, doch ich schlug sie weg.
    Meine Hand schloss sich um seine Kehle. Ich sah ihm in die Augen, ohne zu blinzeln. Langsam verstärkte ich meinen Griff um seinen Hals.
    »Es tut mir leid …« Josh wand sich verzweifelt. »I-ich w-wollte nicht so … Er hätte mich nicht k-küssen dürfen.«
    Ich drückte fester zu. Joshs Gesicht verfärbte sich puterrot. Er sollte eine Kostprobe dessen bekommen, was er meinem Bruder angetan hatte. Bilder von der Polizei, dem Gericht, dem Gefängnis schossen mir durch den Kopf. Da lockerte sich mein Griff, wenn auch nur für eine Sekunde. Josh musste bezahlen.
    Das war ich meinem Bruder schuldig.
    Und Joshs panischem Blick nach zu schließen, wusste er, was ihn erwartete. Er versuchte sich mir so krampfhaft zu entwinden, als wolle er mit der Mauer hinter sich verschmelzen. Aber er würde mir nicht entkommen. Joshs Augenlider schlossen sich flatternd.
    Hör auf, Dante …
    Nein. Verdammt, er musste bezahlen. Zur Hölle! In mir tobte ein Kampf. Gedanken an Emma brachten meinen Entschluss ins Wanken. Ihr Lächeln ließ meinen Hass auf Josh Stück für Stück bröckeln. Ich musste mich auf Adam konzentrieren, nicht auf meine Tochter.
    Emma …
    Verdammt. Ich war total durcheinander.
    Josh gab seinen Widerstand auf. Auf einmal beugte er sich stattdessen vor.
    Und küsste mich.
    Augenblicklich ließ ich ihn los und wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab. Josh sank zu meinen Füßen in sich

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