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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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Schlaflosigkeit, was zu einer psychischen Erschöpfung geführt hat. Ich werde ihm deshalb Schlaftabletten verschreiben.«
    »Ist er nicht noch ein bisschen zu jung für Schlaftabletten?«, wandte Dad besorgt ein.
    »Nun, es ist sicherlich keine Dauerlösung. Die verschriebenen Tabletten sollen nur über einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden. Adam hat das Gefühl, dass es ihm viel besser gehen würde, wenn er nur mal wieder richtig schlafen könnte – und ich bin geneigt, ihm zuzustimmen. Die Packung reicht für zwei Wochen, nicht länger. Bis dahin dürfte er wieder zu einem regelmäßigen Schlafrhythmus zurückgefunden haben. In vierzehn Tagen möchte ich ihn dann noch einmal sehen. In Ordnung? Wenn er bis dahin keine Fortschritte macht, müssen wir eine Psychotherapie ins Auge fassen.«
    Dad nickte zustimmend, wenn auch nicht restlos zufrieden.
    »Mr Bridgeman, ich weiß, dass Adam auf uns Ärzte nicht gut zu sprechen ist, aber Sie sollten ihm jetzt unbedingt begreiflich machen, dass er in dieser Hinsicht Vernunft annehmen muss«, sagte sie.
    »Keine Sorge, das werde ich«, versicherte Dad. »Es ist meine Schuld. Ich hätte Sie schon viel früher holen sollen.«
    Dr. Planter schrieb das Rezept für Adams Tabletten und verabschiedete sich dann. Das war alles. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte – eine Sofortheilung, eine Art Wunder? Jedenfalls wurde meine Hoffnung nicht erfüllt. Ich starrte auf Adams geschlossene Zimmertür und hatte das Gefühl, zwischen uns läge ein Ozean, nicht nur eine Tür.
    Mein Bruder entfernte sich immer mehr von mir, und ich hatte keine Ahnung, wie ich das verhindern sollte.
    »Ich verwahre die Pillen und gebe Adam jeden Abend eine«, sagte Dad, nachdem die Ärztin gegangen war. »So weiß jeder genau, woran er ist, und Adam kann auch nicht versehentlich zwei an einem Abend nehmen. Du weißt, wie heikel dein Bruder mit Tabletten ist.«
    Und ob ich das wusste. Dass er überhaupt eingewilligt hatte, sie zu nehmen, zeigte, wie sehr er selbst davon überzeugt war, Hilfe zu brauchen.
    War das ein gutes Zeichen? Oder klammerte ich mich nur an einen Strohhalm?
    Ich entschied mich, Ersteres zu glauben.

43 ADAM
    Schon wieder das Klopfen an meiner Tür. Wer ist es diesmal, Dad oder Dante? Spielt eigentlich keine Rolle. Ich will keinen von beiden sehen. Warum geht das nicht in ihren Kopf? Ich will überhaupt niemanden sehen oder sprechen. Und ich will auch nicht, dass mich jemand sieht. Ich bin müde. Müde wie ein Stein. Vielleicht werden die Schlaftabletten helfen, die Dr. Planter mir verschrieben hat. Ich hoffe es. So kann ich nicht weitermachen. Ich muss etwas unternehmen, damit ich mein altes Leben wiederbekomme. Mit dem rechten Auge sehe ich alles nur verschwommen und dadurch ist auch mein räumliches Sehen stark beeinträchtigt. Und obwohl alle Spiegel im Haus abgehängt sind, verraten mir mein Tastsinn und das Fenster in meinem Zimmer immer noch die Wahrheit: Mein Gesicht ist ruiniert.
    Mein Chirurg, Mr Marber, wollte mir einreden, ich hätte Glück gehabt. Wäre ich nicht in der Klinik gewesen, als mein Subduralhämatom sich gemeldet hat, hätte ich sterben können. Das hat er zu mir gesagt: Ich hätte sterben können. War das sein armseliger Versuch mir klarzumachen, dass es auch von Vorteil sein konnte, zusammengeschlagen zu werden? Falls ja, dann ist er kläglich gescheitert. Jetzt sitze ich hier in meinem Zimmer und die Zukunft liegt vor mir wie eine öde Wüste.
    Das ist mein Leben.
    Ein Leben, das ich niemandem zumuten möchte, weil ich so verletzt und so voller Angst bin. Ich habe versucht, mein Leben offen zu leben. Und nun ist von all meiner Offenheit nicht einmal mehr ein Flüstern geblieben.
    Nur Stille.

44 DANTE
    Nach den zwei Wochen erklärte Adam, die Schlaftabletten hätten gewirkt und er bräuchte keine zusätzlichen Therapien. Er weigerte sich rundheraus, sich noch einmal von unserer Hausärztin untersuchen zu lassen, und verließ sein Zimmer immer noch nicht.
    Also machten wir weiter wie bisher.
    Und als wäre das noch nicht genug, kündigte sich auch noch Veronica an, um sich mit Dad und mir über Emmas Zukunft »zu unterhalten«. Und dieses Mal war es ein offizieller Besuch. Wieder ein Tag, den sich Dad freinehmen musste.
    Als es so weit war, warnte mich Dad: »Dante, sei nicht patzig und verlier bloß nicht die Selbstbeherrschung, ja?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich kenne dich. Wenn sie über dich was sagt, lässt dich das kalt, aber

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