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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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sobald sie die kleinste Bemerkung über Emma macht, die dir gegen den Strich geht, fährst du aus der Haut. Halt dich zurück! Denk daran, dass es um Emma geht, also lass sie einfach reden«, sagte Dad.
    Ich nickte. Dad hatte recht. Ich musste mich unbedingt von meiner besten Seite zeigen.
    Veronica kam gegen halb drei zu uns und Dad führte sie direkt ins Wohnzimmer.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Dad. »Tee? Kaffee?«
    »Nein, danke, ich brauche nichts«, sagte Veronica.
    Draußen prasselte der Regen gegen die Scheiben. Man blickte hinaus in nasses Grau, ein Grau, das ganz allmählich auch ins Wohnzimmer kroch.
    »Wo ist denn Emma heute?«, fragte Veronica mit zuckersüßem Lächeln.
    »Momentan hält sie ihren Mittagsschlaf«, erwiderte ich.
    »Na, dann wollen wir sie erst einmal nicht stören, aber bevor ich gehe, würde ich sie schon gern sehen.« Das falsche Lächeln war wie eingemeißelt.
    »Kein Problem.« Ich erwiderte Veronicas Lächeln mit einem ebenso falschen. Bei meinem letzten Gespräch mit Collette war ich nicht besonders nett gewesen. Und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Collette jedes einzelne Wort weitergegeben hatte.
    Dad bot ihr das Sofa an, aber Veronica steuerte auf den Sessel zu und setzte sich hinein. Nach einem kurzen Blickwechsel nahmen Dad und ich nebeneinander auf dem Sofa Platz. Veronica bat darum, sich Emmas Vorsorgeheft anschauen zu dürfen. Ich überließ es ihr gern, schließlich hatte meine Tochter alle empfohlenen Impfungen bekommen. Das höfliche Gespräch im Anschluss war mit Fragen gespickt. Unter anderem wollte sie wissen, ob ich Kindergeld für Emma in Anspruch nähme, was nicht der Fall war. Ich hatte angenommen, dass Melanie, wo auch immer sie sich aufhielt, dieses Geld noch bekam. Zu meiner Überraschung erklärte mir Veronica, welche Schritte notwendig waren, damit das Kindergeld künftig an mich ausgezahlt wurde. Außerdem riet sie mir, Emmas Geburtsurkunde ändern zu lassen, also meinen Namen ebenfalls einzutragen. Auf diese Weise wäre ich vor dem Gesetz mit den vollen Elternrechten und -pflichten ausgestattet. Ich müsse mich damit beeilen, denn es sei günstiger, das vor dem zweiten Geburtstag des Kindes zu erledigen. Anschließend würde es erheblich komplizierter. Stand mein Name erst auf der Geburtsurkunde, würde es auch einfacher sein, für Emma das Kindergeld zu beantragen, aber ich wollte ehrlich gesagt gar nicht so viel behördliche Aufmerksamkeit auf mich lenken. Und keinesfalls hatte ich vor, mein Leben mit Almosen zu bestreiten. Es war schlimm genug, dass ich mich hatte verbiegen müssen, um die Arbeitslosenhilfe zu bekommen. Ich musste einen ordentlichen Job finden. Das Letzte, was ich anstrebte, war eine Sozialhilfekarriere. Dazu war ich wohl, genau wie Dad, zu stolz.
    Ich wartete immer noch auf Fangfragen und Fallen, aber es kam nichts. Obwohl das Ganze fast eine Stunde dauerte, geriet ich nicht ein einziges Mal an den Rand meiner Fassung, und vieles von dem, was Veronica sagte, war wirklich nützlich und informativ. Der einzige schwierige Moment kam, als Veronica fragte: »Wie geht es deinem Bruder Adam? Ich habe gehört, er war vor einiger Zeit im Krankenhaus?«
    »Das stimmt«, bestätigte Dad sachlich. »Aber jetzt geht es ihm schon viel besser und er macht täglich Fortschritte.«
    »Das freut mich«, meinte Veronica lächelnd. Und dieses Mal war das Lächeln echt. »Gibt es noch irgendetwas, was du mich fragen oder mir sagen möchtest, Dante?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Na schön.« Veronica erhob sich. »Wenn ich dann noch kurz Emma sehen könnte, bin ich auch schon wieder weg.«
    Ich führte sie nach oben. Emma schlief immer noch tief und fest. Dad, Veronica und ich standen eine kurze Weile neben ihrem Bettchen und sahen sie an.
    »Spricht sie schon?«, fragte Veronica.
    »Ja, sogar schon eine ganze Reihe von Wörtern. Und jeden Tag kommen neue dazu«, sagte ich mit hörbarem Stolz in der Stimme. Ich beugte mich über das Bettchen, um meiner Tochter über die Haare zu streichen.
    »Sie bedeutet dir viel, nicht wahr?« Veronicas Lächeln kam aus dem Herzen und ihre Augen strahlten mit.
    »Ja, so ist es. Sie ist meine Tochter …« Ach, scheiß drauf. »Sie ist meine Welt«, gab ich zu.
    Veronica grinste noch breiter. »So, ich muss jetzt los. Ich hoffe, ich konnte euch beiden ein bisschen weiterhelfen.«
    »Ja, das haben Sie«, sagte Dad und streckte ihr die Hand entgegen. Die beiden verabschiedeten

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