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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung
Autoren: Lora Leigh
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sie kannte, so grausam töten konnte, zerriss sie.
    »Ich muss mich anziehen.« Sie schob ihren Teller von sich, zufrieden, dass sie die riesige Portion, die Braden ihr vorgesetzt hatte, beinahe geschafft hatte.
    »Mach das. Bei der Gelegenheit kannst du gleich duschen.« Er nickte in Richtung Türrahmen. »Ich mache noch ein paar Anrufe, und wenn du wieder herunterkommst, dann sehen wir die Bilder durch.«
    »Du versuchst, mich zu beschützen.« Mit einem müden Seufzer stand Megan auf und erwiderte seinen Blick, als er auf sie zukam. Sie musterte eingehend sein Gesicht, und er streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern zärtlich über ihre Wange.
    »Es ist eine andere Art von Beschützen«, versicherte er ihr mit einem sanften Grollen in der Stimme. »Ich kann deine Verwirrung spüren – zum Teufel, ich kann sie sehen. Und deinen Schmerz. Das …« In seinem Blick erkannte sie seine eigene Verwirrung. »Das geht mir nahe, Megan. Ich würde dafür töten, wenn ich damit diese Eindrücke von dir fernhalten könnte, die dich verfolgen. Es bricht mir das Herz.«
    Damit brach er ihr das Herz. Ihre Kehle schnürte sich zu, weil er so gefühlvoll und aufrichtig war. Die Bande, die sie aneinander fesselten, wurden nur noch stärker und enger. Und anstatt die Flucht zu ergreifen, wie sie es in der Vergangenheit immer getan hatte, wollte sie nun nichts mehr, als in seinen Armen Ruhe zu finden. Nur noch ein einziges Mal, bevor das Schicksal eine Chance bekam, ihn ihr zu entreißen.
    Der Gedanke machte ihr Angst.
    Sie nickte wortlos und entfloh. Sie brauchte Ruhe. Sie brauchte das Gefühl, allein und unbeobachtet zu sein. Und sie brauchte eine Dusche. Denn sie wusste plötzlich mit unverrückbarer Sicherheit, warum der Kummer dieser weiblichen Breed, Aimee, so stark gewesen war. Und es machte sie krank bis in den tiefsten Winkel ihrer Seele, weil sie fürchtete, dass sie sich nicht irrte im Hinblick auf das Gesicht, das sich da in ihrer Erinnerung materialisierte.
    Mac Cooley. Der beste Freund ihres Vaters. Und Aimees Vergewaltiger sowie, höchstwahrscheinlich, der Grund für ihren Tod.

19
    Er konnte fühlen, dass sie weinte.
    Braden stand am Küchentresen, die Hände auf den Rand gestützt, ließ den Kopf hängen und kämpfte gegen das Gefühl der Enge in seiner Brust an.
    Sie brach ihm das Herz und wusste es noch nicht einmal. Zum Teufel, er hatte sich nicht vorstellen können, dass das passieren würde, aber er konnte ihren Schmerz fühlen. Es gab keine Blockaden, keine Schutzschilde, die stark genug gewesen wären, um dem entfliehen zu können. So wie er am Tag zuvor ihre Euphorie und ihren Triumph bei der Verfolgungsjagd gespürt hatte, so spürte er nun ihren Kummer.
    Er hatte nie zugelassen, dass die Emotionen anderer ihn berührten. Um in einer Welt zu überleben, in der Wurfgeschwister vor deinen Augen getötet wurden und Verdorbenheit eher die Norm denn die Ausnahme war, war es unerlässlich gewesen, sich abzuschotten.
    Aber seiner Gefährtin konnte er nicht entfliehen.
    Was auch immer sie geträumt hatte, bedeutete einen solchen Schock für ihren Verstand, dass sie nun all ihre Kraft brauchte, um sich davon zu erholen. Er hatte gespürt, dass sie Distanz zu ihm und Ruhe brauchte, und er hatte es zugelassen. Es war bisher schon schwer genug für sie gewesen, aber jetzt war die Wahrheit zum Greifen nahe, und das warf sie aus der Bahn. Sie war noch nicht so weit, die Wahrheit zu akzeptieren, die sie gesehen hatte.
    Die Träume eines Empathen waren nur selten angenehm. Auch wenn man sich noch so sehr bemühte, die finstersten Gedanken und Ängste anderer Menschen auszusperren, es gelang nie vollständig, zumindest nicht bei menschlichen Empathen. Die natürlichen Schutzschilde, mit denen die Breeds geboren worden waren – freundlicherweise zur Verfügung gestellt von ihrer tierischen DNS –, machten die Situation für sie etwas leichter. Megan besaß keinen dieser natürlichen Schilde, aber immerhin gewannen ihre Sinne an Stärke.
    Sie war sich der Tatsache, dass das Haus beobachtet wurde, bewusst geworden, als sie aus dem Fenster gestarrt hatte. Davor hatte sie in seliger Unwissenheit gelebt, und Braden hatte dies zugelassen. Er war überzeugt gewesen, es wäre besser für sie, sich geborgen zu fühlen als ständig auf der Hut zu sein.
    Er schnitt eine Grimasse und kämpfte gegen den Drang an, zu ihr zu gehen. Es war ein vergeblicher Kampf, das wusste er. Er konnte sich nicht davon abhalten, sie trösten zu
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