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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung
Autoren: Lora Leigh
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beeindruckende Macht gegen jeden möglichen Angreifer. Wieder einmal.
    Megan sah zu, wie der Kaffee langsam in die Kanne lief. Sie runzelte die Stirn, als sie versuchte, die Nebelschwaden zu vertreiben, die ihre Erinnerung trübten. Sie konnte nicht verstehen, warum sie das Ereignis vergessen hatte.
    Weil es nicht das erste Mal gewesen war, gab sie sich selbst die Antwort. Es war nicht das erste Mal, dass Emotionen und andere Wahrnehmungen sie ohne klar ersichtlichen Grund attackiert hatten. In den Tagen an der Akademie – einem begrenzten Gebiet mit so vielen verschiedenen Menschen und Persönlichkeiten – hatte sie derartige Vorfälle oft durchleiden müssen.
    Sie fuhr sich mit den Fingern ruhelos durchs Haar, wandte sich dann von der Kaffeemaschine ab und ging zu dem Fenster, an dem der Rollladen heruntergelassen war. Sie schob eine Leiste hoch und starrte niedergeschlagen nach draußen, während sie sich an die Emotionen erinnerte, die sie von einem der Breeds, oder vielleicht sogar von allen, die ihr in jener Nacht begegnet waren, wahrgenommen hatte.
    Der Kummer war entsetzlich gewesen, und er war von einer Frau gekommen. Das wusste sie noch aus dem Traum. Sie starrte in die Ferne, hinaus auf die niederen Berghänge, die sich jenseits ihres Hauses erhoben.
    Es war früher Abend. Megan war erstaunt, dass sie so lange geschlafen hatte. Die Sonne befand sich schon auf dem langsamen Weg hinter den Horizont. Später würde sich der dunkle Nachthimmel über das Land erstrecken.
    Megan schloss die Augen, und da plötzlich flackerte ein Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Ein vertrautes, herzliches Lächeln. Strahlend blaue Augen voller Lachen … und Eis. Ihr Herz schlug schneller, und das Grauen rauschte kochend heiß durch ihre Adern.
    Er konnte es nicht sein, sagte sie grimmig zu sich selbst. Sie musste sich irren.
    »Megan, komm, setz dich und trink einen Kaffee.« Bradens Stimme klang leise und tröstlich. »Beruhige dich, und dann sehen wir die Bilder noch einmal durch.«
    Überrascht drehte sie sich zu ihm um. »Ich bin ganz ruhig.«
    »Wirklich?« Er erwiderte ihren Blick ernst. »Ich kann fühlen, wie dein Verstand tobt, Baby. So wirst du keine Antworten finden. Du musst lernen, die Informationen durchzugehen und das Unwichtige beiseitezuschieben, um an die Dinge zu gelangen, die wichtig sind.«
    Sie ließ die Leiste wieder an ihren Platz zurückschnellen, verschränkte die Arme und drehte sich ganz zu ihm um.
    »Wir werden beobachtet.« Sie wusste es. Sie konnte es an der Übelkeit erkennen, die ihr den Magen umdrehte.
    Er wusste Bescheid. Sie sah es in seinen Augen. Zum Glück für ihn versuchte er es nicht zu leugnen.
    »Hin und wieder.« Er nickte. »Zwei der Teams, die ich mitgebracht habe, waren auf der Suche nach ihnen. Ich habe sie angerufen, dass sie wieder näher beim Haus bleiben sollen, damit die Überwachung hier lückenlos ist, bis Jonas kommt. Wir gehen kein Risiko ein.«
    »Ich habe keine Angst«, versicherte Megan ihm. »Aber ich kann sie fühlen. Sie beobachten uns in diesem Augenblick.«
    Sie konnte keine konkreten Emotionen wahrnehmen, da war nur das Gefühl, beobachtet und ins Visier genommen zu werden.
    »Meine Männer warten auch auf sie.« Braden ging zur Kaffeemaschine und holte zwei Tassen aus dem Schrank. »Wir müssen essen. Ich will, dass du fit bist, heute Nacht und bevor wir diese Bilder durchgehen. Dein Organismus arbeitet langsamer, wenn du hungrig bist.«
    Seine Worte klangen sehr kontrolliert und durchdacht. Der Mann, der sich da in ihrer Küche aufhielt, war in voller Alarmbereitschaft. Sie konnte die Anspannung in seinen Schultern sehen, in seinem ganzen Körper.
    Braden goss ihr Kaffe ein und stellte die Tasse auf den Tisch, bedeutete ihr, sich zu setzen, und drehte sich wieder zum Tresen um. Megan nippte an dem heißen Getränk und sah zu, wie er eine schnelle Mahlzeit aus Eiern, Wurst und Toast zusammenstellte. Sie aßen schweigend, und Megan versuchte krampfhaft, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Mal wieder.
    Mit der Gefahr konnte sie umgehen. Die Verfolgungsjagd gestern war belebend gewesen, trotz des Risikos, dabei umzukommen. Das Erlebnis, ihre Sinne gegen Gegner auszuspielen, die stärker und härter waren als sie, und dabei am Ende die Oberhand zu behalten, war eine berauschende Erfahrung gewesen, und sie sehnte sich nach einer Wiederholung. Aber dieser Traum hatte sie mehr aus der Bahn geworfen als alles, was sie bisher erlebt hatte. Das Wissen, dass jemand, den
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